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GEWERKSCHAFT/318: 100 Jahre Grundschule - GEW fordert längeres gemeinsames Lernen (GEW)


Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft - 30. Juli 2019

Die erste Schule für alle Kinder

100 Jahre Grundschule: GEW fordert längeres gemeinsames Lernen und bessere Bezahlung von Grundschullehrkräften


Frankfurt a. Main. - Am 31. Juli 1919 wurde in Deutschland die Grundschule eingeführt. Alle Kinder sollten fortan vom ersten bis zum vierten Schuljahr gemeinsam lernen. Ziel dieser Reform war es, das Schulsystem demokratischer und gerechter zu machen. Viele Reformer forderten damals sogar das gemeinsame Lernen aller Kinder bis zum Ende der Pflichtschulzeit. Dies ließ sich jedoch gegen den Widerstand der gesellschaftlichen Eliten nicht durchsetzen Von diesem Ziel sei das heutige Schulsystem deshalb immer noch weit entfernt, kritisiert GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann.

Hoffmann weiter: "Internationale Studien kommen immer wieder zu dem Schluss, dass die frühe Aufteilung der Kinder auf verschiedene Schulen zu sozialen Benachteiligungen führt. Die mit der Einführung der Grundschule verbundene Idee, durch längeres gemeinsames Lernen zu mehr sozialer Gerechtigkeit beizutragen, ist somit von ungebrochener Aktualität. Deshalb fordert die GEW weiterhin eine Schule für alle bis zum Ende der Pflichtschulzeit."

Als "völlig unverständlich" bezeichnet die Schulexpertin der GEW, dass die Politik die Grundschule "noch immer so stiefmütterlich behandelt". Ausgerechnet in der Schulform, in der die Grundlagen für die weitere Bildungslaufbahn gelegt würden, werde das wenigste Geld pro Schulkind ausgegeben. So hätten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die Ausgaben für öffentliche Grundschulen 2016 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) bei 6200 Euro pro Schülerin und Schüler gelegen, während die öffentlichen Schulträger beispielsweise für Gymnasien 8100 pro Kopf investiert hätten.

"Der hohen Verantwortung der Grundschulen stehen eine unzureichende Finanzierung, schlechte Arbeitsbedingungen, eine hohe Unterrichtsverpflichtung und die im Vergleich schlechteste Bezahlung der Lehrkräfte gegenüber. Dies hat den Beruf unattraktiv gemacht und mit zu dem dramatischen Lehrkräftemangel beigetragen, unter dem die Grundschulen in besonderem Maße zu leiden haben", so Hoffmann. Die Grundschulen müssten endlich "entsprechend ihrer Bedeutung für unsere Gesellschaft und die geistige Entwicklung der Kinder gewürdigt und finanziert werden". Dies müsse auch bedeuten, "dass die Grundschullehrkräfte genauso bezahlt werden wie ihre Kolleginnen und Kollegen in anderen Schulformen".

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Quelle:
Pressemitteilung vom 30. Juli 2019
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Juli 2019

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