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HOCHSCHULE/1583: Neues Studienmodell der unterschiedlichen Geschwindigkeiten (idw)


Hochschule für Technik Stuttgart - 18.10.2010

Aus 2 mach 3: Semester 1+. Neues Studienmodell der unterschiedlichen Geschwindigkeiten


Die Hochschule für Technik Stuttgart startet ab dem diesjährigen Wintersemeser das neue individuell gestufte HFT-Studienmodell und erhält für drei Jahre eine Förderung von 500000 Euro. Die Hochschule geht damit verstärkt auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Studierenden ein - vor allem in der frühen Phase des Studiums werden Studierende zukünftig individuell gefördert. Das "3-Stufen-Modell der HFT Stuttgart" wurde als Pilotprojekt im Programm "Studienmodelle individueller Geschwindigkeit" von einem Gutachtergremium ausgewählt. Insgesamt fördert das Land mit dem Programm 12 Hochschulen mit 5 Millionen Euro.


Individuelle Förderung als große Chance

"Wir gehen davon aus, dass für einen bestimmten Anteil der Studierenden eine individuelle Förderung, mehr Praxisbezug und eine Stärkung der Methoden- und Sozialkompetenz für ein erfolgreiches Studium ausschlaggebend ist", erläutert Prorektorin Prof. Dr. Silvia Weber, "sicherlich senken wir damit auch die Abbrecherquote". Für Studierende, die diese individuelle Förderung benötigen, ist es oft die entscheidende Hilfe, um ihr Studium erfolgreich abzuschließen und später im Beruf als Führungskraft erfolgreich bestehen zu können.

Unterschiedliche Bildungsbiographien und erhöhte Anforderungen Die Vorkenntnisse, Fähigkeiten und Begabungen der Studienanfänger unterscheiden sich durch unterschiedliche schulische Bildungswege zunehmend. Vor allem an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) erlangen viele Studierende den Hochschulzugang über den zweiten Bildungsweg. Die dadurch entstehenden unterschiedlichen Bildungsbiografien der Studierenden bilden den Hintergrund für das Förderprogramm. Studierende, die noch notwendige Kompetenzen und Fähigkeiten nachholen müssen, sollen zukünftig auch die Zeit dafür bekommen. Mit Umstellung auf das Bachelor-Master-System haben sich zudem die Anforderungen erhöht, indem ein großer Teil der Wissensaneignung während des Studiums auf die Studierenden übertragen worden ist. Allgemein sind zunehmend Defizite bei der Studierfähigkeit der Studienanfänger wahrzunehmen. Vor allem mangelnde Grundkenntnisse und fehlende Methoden- und Sozialkompetenz können zu erhöhten Abbrecherquoten, besonders in den technisch-naturwissenschaftlich orientierten Studiengängen, führen.


Das 3-Stufen-Modell der HFT Stuttgart

Um dieser verminderten Studierfähigkeit und der daraus entstehenden eventuell steigenden Abbrecherquote vorzubeugen, startet die HFT Stuttgart ab Wintersemester 2010/11 ein inhaltlich und zeitlich gestufte Studienmodell. Im Mittelpunkt steht in der frühen Phase des Studiums eine individuelle Förderung der Studierenden. Das "Individuell gestufte HFT-Studienmodell" unterstützt in der ersten Stufe die Studienanfängerinnen und -anfänger beim Übergang von Schule auf Hochschule. Die zweite Stufe ermöglicht nach Studienbeginn eine intensive Förderung, die in der dritten Stufe im Rahmen eines individuell konzipierten weiteren Semesters 1+ fortgesetzt werden kann. Durch dieses Studienangebot mit flexiblen Studienverläufen werden unterschiedliche Studiergeschwindigkeiten ermöglicht. So kann an der HFT Stuttgart zum Beispiel zukünftig das Grundstudium von zwei auf drei Semester verlängert werden. Entscheidend für den Erfolg sind dabei eine individuelle Betreuung und spezifische Zielvereinbarungen.


1. Stufe: Vorbereitungswoche und Brückenkurs

Vor Semesterbeginn findet für alle Studienanfänger eine Vorbereitungswoche statt, für die Studienanfänger der MINT-Fächer gibt es zusätzlich einen Brückenkurs Mathematik. In der Vorbereitungswoche soll der Übergang von Schule auf Hochschule erleichtert werden. Für einen optimalen Start werden gleich zu Semesterbeginn entscheidende Qualifikationen für ein erfolgreiches Studium vermittelt. Es finden Workshops zu Arbeits- und Lerntechniken, zur Studienorganisation und zum Selbst- und Zeitmanagement statt, die von externen Referenten angeboten werden. Die Studienanfänger sammeln erste Erfahrungen mit Projektmanagement-Prozessen und Präsentationstechniken. Weitere zentrale Inhalte zu Beginn sind die Orientierung im Studiengang und in den Einrichtungen der Hochschule. Zum Abschluss der Vorbereitungswoche erhält jede Studentin und jeder Student eine Stärken-Schwächen- und eine Lerntypenanalyse, die in Feedbackgesprächen erläutert werden.


2. Stufe: Intensive Förderung für Erstsemester

Den Studierenden wird im Grundstudium ein Förderprogramm zum Ausgleich vorhandener Defizite auf der Ebene der Fachkenntnisse, der Schlüsselqualifikationen und der praktischen Erfahrungen angeboten. Durch das Tutorenprogramm werden Fachkenntnisse gezielt wiederholt und vertieft. Das hochschuleigene Didaktikzentrum führt Seminare und Workshops zur Stärkung der Methoden- und Sozialkompetenz durch. Um den Praxisbezug zu stärken, gibt es ein Patenprogramm mit Industrie und Wirtschaft. Den Studierenden werden dadurch studienadäquate Arbeitsplätze geboten. Zum Beispiel arbeiten sie an ein bis zwei Tage pro Woche studienintegriert in einem Ingenieurbüro und sammeln wertvolle Praxiserfahrung. Ziel dieser Förderungen ist es, eventuelle Probleme rechtzeitig zu erkennen und präventiv geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Ein besonderer Fokus liegt in der Förderung von Frauen in den naturwissenschaftlichen und technischen Studiengängen und von Studierenden mit Migrationshintergrund. Hierfür wurde für Frauen ein geschlechterspezifisches Programm ausgearbeitet, für Studierende mit Migrationshintergrund liegt der Schwerpunkt auf der Sprachförderung.


3. Stufe: Semester 1+

Nach dem ersten Studiensemester nehmen jene Studierende, die beim Eintritt ins Studium eine Empfehlung zur Förderung erhalten haben und jene, die nicht die geforderte Leistung erbracht haben, an einer individuellen Studienberatung teil. Im Beratungsgespräch wird die Möglichkeit aufgezeigt, das Grundstudium von zwei auf drei Semester zu verlängern. Für das Semester 1+ und das 2. Semester wird mit dem Studierenden ein individuelles Studienprogramm mit einem Arbeitsaufwand von mindestens 20 CP pro Semester zusammengestellt und eine Zielvereinbarung getroffen. Dieses individuelle Studienprogramm enthält insgesamt vier studiengangspezifisch unterschiedliche Module, die entweder vorbereitenden Charakter haben oder begleitende Lehrveranstaltungen darstellen.

Weitere Informationen unter:
http://www.hft-stuttgart.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution171


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hochschule für Technik Stuttgart, Petra Dabelstein, 18.10.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Oktober 2010