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INTERNATIONAL/041: Simbabwe - Frauen entwickeln Technologien zur Lösung kommunaler Probleme (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 11. Juli 2014

Simbabwe: Auch Frauen interessieren sich für technologische Innovationen - Förderprogramme als Weichensteller

von Mary Kashumba


Bild: © Mary Kashumba/IPS

Moselyn Muchena hat eine Computer-App für Restaurantbetreiberinnen entwickelt
Bild: © Mary Kashumba/IPS

Harare, 11. Juli (IPS) - Für die 22-jährige Moselyn Muchena, die in Kürze ihr Informatikstudium an der Universität von Simbabwe abschließen wird, stand von vornherein fest, dass sie eine Mobile App für die Gastronomie entwickeln würde. "Weil es in der Branche so viele Frauen gibt", sagt sie.

"Die Probleme, mit denen gerade Unternehmerinnen fertig werden müssen, haben den Ausschlag dafür gegeben, die App 'Bestell jetzt' zu entwickeln. Restaurantbetreiberinnen können ihre Speisekarten, Preise, Sonderangebote und Adresse jetzt digital verbreiten", erläutert Muchena. "Die App ist interaktiv, sodass Gäste ihre Erfahrungen in den sozialen Netzwerken schildern können und zudem Werbung geschaltet werden kann."

Muchena ist eine von etwa 100 Mädchen und Frauen in Alter zwischen zehn und 23 Jahren, die in Simbabwe neue Technologien zur Lösung kommunaler Probleme entwickeln. Sie sind Teilnehmerinnen des 'TechWomen'-Programms einer Abteilung des US-Außenministeriums für Bildungs- und Kulturaustausch, das einer neuen Generation von Frauen dabei helfen will, ihre Fähigkeiten in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Ingenieurswesen und Mathematik (STEM) auszubauen.


Fördergelder fehlen

Ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen, die sie bei der Entwicklung ihrer Software gemacht hat, wünscht sich Muchena mehr Investitionen in den Wissenschaftsbereich. "Es ist schwer für uns, Geldgeber für unsere Vorhaben zu finden", bedauert sie. Hinzu kommt, dass die simbabwische Wissenschaftsförderung aufgrund der Wirtschaftskrise zurückgegangen ist.

Laut einem 2008 veröffentlichten Bericht des Zentrums für internationale Unternehmungen (CIPE) hat das simbabwische Bildungssystem die Förderung praktischer Fähigkeiten viel zu lange vernachlässigt. Auch wurde zu wenig getan, um jungen Leuten eine höhere Ausbildung zukommen zu lassen und um gerade Mädchen wissenschaftlich zu interessieren.

"Eine erfolgreiche Bildungsreform ist ein notwendiger Schritt, um die Grundlage für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu schaffen. Daran müssen sich alle beteiligen: die Familien, die Zivilgesellschaft, die Regierung und die Privatwirtschaft", heißt es in dem Bericht. Offizielle Zahlen von 2012 belegen, dass 2009 der Anteil simbabwischer Frauen in den Studiengängen Ingenieurs-, Computer- und Technologiewissenschaften bei 17,5 Prozent, 39 respektive 18 Prozent lag.

Die Chemieingenieurin Aretha Mare ist Mitglied von 'TechWomen Zimbabwe', das von fünf simbabwischen Frauen gegründet wurde, die an einer TechWomen-Schulung des US-State Department teilgenommen hatten. Sie und ihre Mitstreiterinnen sind zuversichtlich, dass es irgendwann einmal zur Geschlechterparität in allen STEM-Berufen kommen wird. "Wir wollen das kreative und innovative Potenzial von 52 Prozent der simbabwischen Bevölkerung nutzen."

Wie Mare hervorhebt, sind die Frauen, die sich in solche 'Männerberufe' wagen, Rollenvorbilder, Mentorinnen und Lehrerinnen. "Wir sind überzeugt, dass wir eine Revolution herbeiführen können, die Simbabwe in ein Hightech-Kraftwerk verwandeln wird, wenn wir Mädchen und Frauen aus Randbereichen der Gesellschaft fördern. Manche von ihnen verfügen über keinerlei Erfahrungen mit Computern, und die wenigsten haben Zugang zu den neuen Medien", erklärt Mare. "Doch immerhin konnten wir bereits mehr als 100 Mädchen weiterbilden."

Das simbabwische Schulministerium setzt derweil im Rahmen eines gemeinsam mit dem Weltkinderhilfswerk UNICEF entwickelten Strategieplans für die Jahre 2011 bis 2015 ein Programm zur Wiederbelebung der wissenschaftlichen Lehre um.

2.449 Experimentierkästen wurden bereits ausgegeben. Mehr als 5.000 Lehrer naturwissenschaftlicher Fächer in den über 2.300 weiterführenden Bildungseinrichtungen des Landes werden derzeit darin fortgebildet, den Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit den neuen Lehrmitteln zu zeigen. Fördermittel kommen vom Bildungsentwicklungsfonds EDF, einem Finanzierungsinstrument verschiedener Geber. (Ende/IPS/ck/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/07/zimbabwean-girls-venture-into-technological-innovation/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juli 2014