Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → BILDUNG

MELDUNG/014: Aktuelles zum Uni Streik, 1. Dezember 2009


Aktuelles zum Uni Streik, 1. Dezember 2009

Reclaim Your Education
Yes - We Will!

Hamburg - Presseerklärung Besetzung HAW Saarlandstraße
Datum: Dienstag, 1. Dezember 2009 01:15


Seit dem 26. November 2009, 14:30 Uhr, ist der Hörsaal des Departments Soziale Arbeit & Pflege der HAW in der Saarlandstraße 30 im Zuge des bundesweiten Bildungsstreiks 2009 besetzt.

Die über 180 Studierenden stimmten auf der einberufenen Vollversammlung zum aktuellen Geschehen der Bildungsreformierung (Bologna Prozess) mit eindeutiger Mehrheit für Solidarität mit den europaweit besetzten Universitäten und Schulen. und Schulen.

Im Besonderen stellen sich die an der Besetzung teilnehmenden StudentInnen hinter ihre durch das Einklageverfahren zwar aufgenommenen, aber noch lange nicht angenommenen KommilitonInnen. Die Besetzenden möchten die Aktion als öffentliches Statement und Abgrenzung gegen die von Prof. Dr. Stawicki, Präsident der HAW Hamburg, geäußerten Verunglimpfung wissen, dass die EinklägerInnen weder rechtmäßig, noch legal an der Hochschule willkommen sind.

Die Besetzung des Hörsaals soll daher nicht vordergründig der Störung des regulären Hochschulbetriebes gelten, sondern dem Anspruch und Grundgedanken der Sozialen Arbeit entsprechen, niemanden aus Gründen seiner Person auszugrenzen.

Daher sind die Türen des Hörsaals besonders für all jene geöffnet, die durch die stattfindenden Reformen des Bildungssektors benachteiligt sind oder ihr Recht auf freie Bildung beschnitten sehen. Die durchgängig geöffneten Türen der Saarlandstraße sollen somit als Symbol des Art. 12 GG gelten und offen stehen, jederzeit für ALLE.

Täglich treffen sich bis zu 60 "Bildungsexilanten" der Bachelor- und Masterstudiengänge, um in dem geschaffenen Freiraum zu diskutieren und ihre Forderungen zu formulieren. Hierzu wurden Arbeitsgruppen geschaffen, um durch ein alternatives Vorlesungsprogramm und weitere gezielte Aktionen auf die Situation aufmerksam zu machen.

Sollte der Präsident die Ausrichtung seines im fernen Barmbek stationierten Departments vergessen haben, wird ihm seitens der Besetzenden ein neues Empfinden seiner öffentlichen Verantwortung verordnet werden müssen.


*


Seit einigen Wochen setzen sich europaweit Studierende an ihren Hochschulen für bessere Studienbedingungen ein.
Da auch die Studierenden der HAW von der innereuropäischen Hochschulpolitik betroffen sind, wurde auf einer Vollversammlung des Departments Soziale Arbeit und Pflege beschlossen den Hörsaal des Standorts Saarlandstraße zu besetzen. Somit reihen sie sich in die europaweite Protestbewegung ein und machen auch hier auf Missstände im Bildungssystem und konkret an unserer Hochschule aufmerksam.

Es ist nicht vordergründiges Ziel, den Lehrbetrieb zu stören. Auch soll die Aktion kein Affront gegen Lehrende oder den Hochschulkörper an sich sein. Vielmehr sehen wir den besetzten Hörsaal als buchstäblichen Freiraum, um in Diskussionen Gedanken und Ideen darüber auszutauschen, was aus unserer Sicht im derzeitigen Bildungssystem verändert werden muss.

Einige Themen, die jetzt schon Anstoß zu Diskussionen waren, haben wir in einem ersten Forderungskatalog zusammengestellt:

Umstrukturierung des Bachelor-Master-Systems:
Studiennachweise statt benoteter Leistungsnachweise
Deutlich verminderte Anzahl an Prüfungen
Sofortige Abschaffung der Anwesenheitskontrollen
Mehr Selbstbestimmung im Studium
Mehr Seminar- und Vorlesungsangebote
Geringere Größen der Lehrveranstaltungen
Abschaffung der Regelstudienzeit
Möglichkeit des Studienortwechsels bei voller Anerkennung aller zuvor erbrachten Leistungen (Credits)

Soziale Öffnung der Hochschulen:
Keine Studienplatzbeschränkung
Alternative Möglichkeiten zum Erwerb einer Hochschulzugangsberechtigung
Abschaffung der Studiengebühren
Gesetzliche Verankerung von gebührenfreiem Studium im HmbHG Demokratisierung der Hochschulen: Mitsprache- und Stimmrecht von Studierenden in allen Hochschulgremien
¼-paritätische Besetzung aller Hochschulgremien (je ¼ Studierende, Lehrende, wissenschaftliche MitarbeiterInnen und Verwaltungspersonal)
Abschaffung des Hochschulrates

Finanzierung:
Komplett öffentliche Finanzierung der Hochschulen

HAW intern:
Studienbedingungen/ Qualität der Lehre:

Sofortige Integration der vom Verwaltungsgericht zugelassenen Studierenden in das Lehrangebot des ersten Semesters
Mehr Professorenstellen, größere Wahlmöglichkeit zwischen Kursen und Professoren
Einsatz der Hochschule für Änderung des Curricularen Normwertes
Keine Studienplatzbeschränkung
Mehr Selbstbestimmung bei der Wahl der Seminare
Transparenz der Verwendung bisher gezahlter Studiengebühren, z.B. der Jahresendabrechnung
Einsatz des Departments für die oben genannten Forderungen auf Hochschulebene
Einsatz des Hochschulpräsidiums für die oben genannten Forderungen auf Landesebene bzw. Bundesebene
Keine kommerzielle Nutzung des gesamten Hochschulgeländes

Die Studenten begrüßen eine Beteiligung der Lehrenden und Lernenden an der Gestaltung des Wochenplanes für den Bildungsstreik. (Diesen können Sie über die Internet-Seite www.hawbrennt.blogspot.com aufrufen.)


*


Quelle:
Presseerklärung Besetzung HAW Saarlandstraße, 1.12.2009
E-Mail: hawbrennt.presse@gmx.de
Internet: www.hawbrennt.blogspot.com


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Dezember 2009