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UNIVERSITÄT/2722: Erste Juniorprofessur für Provenienzforschung an der Universität Hamburg (BPA)


Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
Pressemitteilung vom 8. Januar 2018

Erste Juniorprofessur für Provenienzforschung an der Universität Hamburg

Grütters: Weitere Stärkung der Provenienzforschung in Deutschland


Am heutigen Montag ist an der Universität Hamburg Dr. Gesa Jeuthe feierlich in ihr Amt als Juniorprofessorin für "kunstgeschichtliche Provenienzforschung in Geschichte und Gegenwart" eingeführt worden. Sie ist damit die erste Juniorprofessorin auf diesem Gebiet in Deutschland.

Bei der Amtseinführung erklärte die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters: "Wir brauchen den unverstellten Blick auf die Wahrheit, um der immerwährenden Verantwortung für die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus gerecht zu werden, die das von Deutschen verschuldete, unermessliche Leid und Unrecht uns auferlegt. Es liegt jenseits unserer Möglichkeiten, das furchtbare Unrecht des NS-Regimes ungeschehen zu machen, und so verdient die Aufarbeitung des NS-Kunstraubs jede nur mögliche Anstrengung. Den menschlichen Schicksalen wollten wir nicht nur rechtlich, sondern auch moralisch gerecht werden. Die Bearbeitung der Geschichte eines Kunstwerks ist kein Selbstzweck. Vielmehr geht es um die Anerkennung der Opferbiografien, um die Anerkennung des Leids und des Unrechts, dem Verfolgte des NS-Regimes, insbesondere Menschen jüdischen Glaubens, unter der nationalsozialistischen Terrorherrschaft ausgesetzt waren. Deshalb fördert der Bund die Provenienzforschung nachhaltig und umfassend. Die Mittel für die dezentrale Suche nach NS-Raubkunst in den Museen wurden seit meinem Amtsantritt verdreifacht."

Monika Grütters weiter: "Die Einrichtung von Professuren auf diesem Gebiet ist eine höchst erfreuliche Entwicklung, gerade weil der Bedarf an qualifizierten Forscherinnen und Forschern wächst und für lange Zeit groß bleiben wird. Dabei darf Provenienzrecherche sich natürlich nicht auf die Jahre 1933 bis 1945 beschränken, auch die Kolonialzeit muss weiter erforscht werden. Gerade in Bezug auf die Forderungen indigener Völker stehen wir noch ganz am Anfang der wissenschaftlichen und politischen Diskussion. Das gilt auch für die Kulturgutverluste in der einstigen Sowjetischen Besatzungszone und der ehemaligen DDR.

Deshalb ist es wichtig, dass die neu geschaffene Juniorprofessur in Hamburg ausdrücklich dem Ziel dient, 'epochenunabhängige Provenienzforschung? im Kanon der kunsthistorischen Forschung und Lehre zu verankern. Ich freue mich sehr, dass diese anspruchsvolle Aufgabe an der Universität Hamburg mit dem Amtsantritt von Gesa Jeuthe in den Händen einer engagierten und renommierten Wissenschaftlerin liegt, die gleichermaßen über Erfahrung in der Theorie wie in der Praxis der Provenienzforschung verfügt. Mein Dank gilt insbesondere der Liebelt-Stiftung, ohne deren bürgerschaftliches Engagement die Einrichtung dieser Professur nicht möglich gewesen wäre."

Frau Dr. Gesa Jeuthe hat an der Universität Hamburg zum 1. August 2017 die "Liebelt-Stiftungsprofessur für Provenienzforschung in Geschichte und Gegenwart" angetreten, die am Kunstgeschichtlichen Seminar für die Dauer von sechs Jahren eingerichtet worden ist. Die Einrichtung der Juniorprofessur wurde mit Geldern der Liebelt-Stiftung finanziert. Im Vorfeld hatte zudem das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste (DZK) als Vermittler fungiert, dessen Stiftungsratsvorsitzende die Kulturstaatsministerin ist. Die Kooperationen mit der universitären Forschungslandschaft gehört zu den satzungsmäßigen Aufgaben des DZK.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 8. Januar 2018
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Januar 2018

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