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GAZA/001: Israelische Besatzungsarmee tötet Schäfer in Beit Lahya (ISM)


International Solidarity Movement (ISM) - Pressemitteilung vom 24. Dezember 2010

Israelische Besatzungsarmee tötet Schäfer in Beit Lahya


Am gestrigen Morgen weidete Abu Hashish, 20 Jahre alt, seine Schafe und Ziegen in Beit Lahya in Nord-Gaza, als die israelische Besatzungsarmee ihn ohne vorherige Warnung erschoß. Die Kugel traf ihn in den Rücken und durchdrang eine seiner Nieren. Er wurde operiert und lag auf der Intensivstation des Kamal Adwan Krankenhauses, wo er um 17.30 Uhr verstarb. Die israelische Besatzungsarmee hat nicht nur der Familie Abu Hashishs ein Leben geraubt, sondern eine Frau zur Witwe gemacht und ein Baby zur Waise, das erst am Vorabend geboren worden war. Salama Abu Hashish war gerade Vater geworden, konnte seinem Erstgeborenen aber nicht einmal einen Namen geben. Drei weitere Arbeiter wurden gestern von israelischen Soldaten in Nord-Gaza verwundet.

Salama Abu Hashishs Sohn wächst nun ohne seinen Vater auf - Foto: ISM Gaza, 2010

Salama Abu Hashishs Sohn wächst nun ohne seinen Vater auf
Foto: ISM Gaza, 2010

Die gestrigen Attacken sind Teil eines eskalierenden israelischen Angriffs auf Arbeiter in der Grenzregion: In den letzten fünf Wochen wurden allein in der Pufferzone, einer 300 bis 500 Meter breiten israelischen Sperrzone, die auf der Gaza-Seite entlang der Grenze verläuft, 40 Menschen verletzt. Allerdings erstreckt sich die "absolute Gefahrenzone" laut den Vereinten Nationen auf 1000 bis 1500 Meter. Das ganze Gebiet macht etwa 35% des Ackerlandes in Gaza aus. Nach Berichten des Palestinian Center for Human Rights wurden seit Januar 2010 84 Arbeiter vom israelischen Militär verwundet und neun getötet. Salama Abu Hashish ist das zehnte Opfer des israelischen Krieges in der Grenzregion allein in diesem Jahr.

Die von Israel verfügte Sperrzone in Gaza. Schafe in der Ferne, weiter dahinter die Grenzanlagen - Foto: ISM Gaza, 2010

Die von Israel verfügte Sperrzone in Gaza
Foto: ISM Gaza, 2010

Riad Abu Hashish, der Onkel des Opfers erzählte, daß Salama regelmäßig seine Schafe und Ziegen zum Grasen in das nördliche Grenzgebiet brachte. Gestern befand er sich etwa 150 bis 200 Meter von der Grenze entfernt, als er von einem Scharfschützen der israelischen Besatzungsarmee getroffen wurde. Da Ambulanzwagen die Pufferzone ohne israelische Mithilfe nicht anfahren können, trugen Schuttsammler, die sich in der Nähe befanden, Salama mit ihrem Eselskarren fort.

Bahre mit dem Toten, umringt von Helfern - Foto: ISM Gaza. 2010

Der Tote umringt von Helfern
Foto: ISM Gaza

"Es liegt alles an der Besatzung und an der Armut, die diese über Gaza gebracht hat! Er hat nur deswegen riskiert, in die gefährliche Pufferzone zu gehen, weil es keine andere Möglichkeit gibt, seine Tiere mit Futter zu versorgen", erklärte Riad Abu Hashish unter Schock.

Salama Abu Hashish wurde nur 20 Jahre alt - Foto: ISM Gaza, 2010

Salama Abu Hashish wurde nur 20 Jahre alt
Foto: ISM Gaza, 2010

ISM Gaza fordert die sofortige Einstellung der Schüsse auf unschuldige Zivilisten, die durch die illegale Blockade zu solcher Arbeit gezwungen sind, und bittet die internationale Gemeinschaft eindringlich, Druck auf Israel auszuüben, diese Angriffe einzustellen.


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Quelle:
ISM - International Solidarity Movement
Pressemitteilung, 24.12.2010
ISM Media Office
Telefon: +972-2/297 18 24
E-Mail: info@palsolidarity.org
Internet: www.palsolidarity.org
In einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Dezember 2010