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GAZA/046: Waffengang und Widerstand - Hunger, Durst, Granaten ... (Common Dreams)


Common Dreams - 15. Juli 2014

Gaza am Rand einer akuten Trinkwasserkrise

von Andrea Germanos



Inmitten der Angriffe des israelischen Militärs, die jetzt die zweite Woche stattfinden, warnt das Internationale Komitee des Roten Kreuzes, die Bevölkerung von Gaza stehe am Rande einer "akuten Wasserkrise".

"Hundertausende Menschen in Gaza sind jetzt ohne Wasser", stellte Jacques de Maio, der Leiter des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) in Israel und den Besetzten Gebieten, in einem am Dienstag veröffentlichten Statement fest. "Möglicherweise im Verlauf von Tagen wird die ganze Bevölkerung von Gaza unter schwerem Wassermangel leiden," erklärte er.

Das etwa 140 Quadratmeilen umfassende Territorium ist die Heimat von mindestens 1,5 Millionen Menschen.

Die vorher schon fragile Wasserinfrastruktur sei durch die aktuelle Militäroperation bereits beschädigt worden, und die unsichere Lage mache es den Technikern unmöglich, die notwendigen Reparaturen durchzuführen, ergänzt die Organisation. Der Verfall des Wassersystems in Gaza schreite jedoch, wie das IKRK und weitere Hilforganisationen erklären, schon seit vielen Jahren voran.

Barbara Lubin, Gründerin und geschäftsführende Direktorin der Middle East Children's Alliance, erzählte Common Dreams, daß die Bürger von Gaza seit Jahrzehnten unter einer unsicheren Wasserversorgung leiden. Aber "es ist nicht so, daß es kein Wasser gibt", meinte sie, sondern Israel würde den Zugang dazu verweigern. MECA betreibt Wasseraufbereitungsanlagen in einigen Schulen - in denen Zivilisten während der Militärschläge der israelischen Armee möglicherweise Zuflucht suchen - um den Kindern einen Zugang zu Trinkwasser bereitzustellen. Aber Lubin befürchtet, daß diese ebenfalls beschädigt sein könnten.

Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) betonte am Montag in einer Presseerklärung die langfristige Wassernot und führte aus, daß die Aquifere Gazas in den nächsten drei bis vier Jahren vollkommen verseucht sein werden, was den Streifen im Grunde unbewohnbar machen wird. Die Palästinensische Wasserbehörde hat festgestellt, daß mindestens 90 Prozent des Wassers derzeit zu verschmutzt ist zum Trinken.

UNRWA-Sprecher Sami Mshasha teilte am Dienstag mit, daß Gazas "Wasser- und Abwassernetze kaum funktionieren und durch die anhaltende Bombardierung der letzten acht Tage so gut wie zerstört sind. Jeden Tag fließen 19 Millionen Liter unbehandeltes Abwasser ins Meer, weil es keinen Strom für die Aufbereitung gibt."

In ähnlicher Weise wie Mshasha erklärte der Wasser- und Sanitärexperte des IKRK, Guillaume Pierrehumbert: "Die derzeitigen Angriffe sind der Todesstoß" für Gazas Wassersystem.

Wenn die aktuellen Angriffe nicht aufhören, warnte de Maio vom IKRK, "dann ist nicht die Frage ob, sondern wann eine bereits unter Belagerungszustand lebende Bevölkerung unter akuter Wassernot leiden wird."

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Link zum englischsprachigen Original
http://www.commondreams.org/headline/2014/07/16-5

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Quelle:
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in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juli 2014