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WESTSAHARA/081: Saharauis in Not - Gesichter des Raubes (IStdR)


08-12-2013: Kritische Ökologie - Initiative Stärke des Rechts (IStdR)

"Saharauis fordern die Einstellung der Plünderung der Reichtümer der Westsahara"



Samstag, 07. Dezember 2013 Al-Aaíun: Eine kleine Schar saharauischer Demonstranten zieht die Av. Smara entlang. Sie enthüllen Transparente: "Saharauis fordern die Einstellung der Plünderung der Reichtümer der Westsahara". Sowohl zivil gekleidete als auch uniformierte Polizei ist schon da.

Wenig später ist die kleine Kundgebung aufgelöst. Die Polizei setzt Schlagstöcke ein. Etwa ein Dutzend Saharauis werden verletzt. Das Ganze findet vor den Augen der UNO statt, die hier weder ein Beobachtungs- und Berichtsmandat hat noch einschreiten darf.


WSRW / Eigener Bericht:

Verletzte bei Protestkundgebungen gegen die Fischereipläne der EU

Mehrere Saharauis wurden am Samstagabend verletzt, als ein marokkanisches Polizeiaufgebot eine Demonstration gegen die Pläne der EU, erneut die Gewässer der besetzten Westsahara abzufischen, gewaltsam auflöste. Bereits am Dienstag, dem 10. Dezember wird das Europäische Parlament über das umstrittene Protokoll zum Fischereipartnerschaftsabkommen zwischen der EU und dem Königreich Marokko abstimmen. Die Menschen der Westsahara, die Saharauis, sind äußerst frustriert, weil die EU erneut ein Abkommen über ihre Köpfe hinweg mit der marokkanischen Besatzungsmacht ausgehandelt hat.

Die Demonstranten zogen am Abend des 7. Dezember mit Transparenten durch die Avenue Smara in Al-Aaiún, der saharauischen Hauptstadt. Sie protestierten gegen die Pläne der EU, erneut die Fischbestände ihrer Hoheitsgewässer ausbeuten zu wollen. "Als die Demonstranten mit Sprechchören begannen, stürzte ein großes Aufgebot marokkanischer Polizei herbei und schlug ohne Vorwarnung auf sie ein. Ein älterer Mann, ganz in meiner Nähe, wurde mit einem Schlagstock am Kopf verletzt", berichtet eine Augenzeugin aus Norwegen, die sich zurzeit in der Stadt aufhält. "Die Menschen hier erscheinen mir über die Pläne der EU sehr frustriert. Sie fühlen sich von der EU hintergangen, weil sie auch dieses Mal überhaupt nicht nach ihren Interessen und Wünschen gefragt worden sind", sagt sie. Nach ersten Meldungen wurden mehr als ein Dutzend Menschen verletzt; einige von ihnen mussten in Krankenhäuser eingeliefert werden.

Marokko erhebt seit 1975 Anspruch auf die ehemalige spanische Sahara und hat dabei sogar den eindeutigen Schiedsspruch des Internationalen Gerichtshof in seinem Sinne umgedeutet: Tatsächlich ist die Westsahara ein "nicht-selbstständig regiertes Gebiet", dessen autochthone Bevölkerung, die Saharauis, "das Recht auf Selbstbestimmung" haben und "kraft dieses Rechts ... frei ihren politischen Status [bestimmen] und ... frei ihre wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung [verfolgen]" (Res. 1514 der UN-Vollversammlung vom 14. Dez. 1960).

Marokko ist nicht nur wegen zusätzlicher Einnahmen - im Falle des zur Abstimmung anstehenden Protokolls von 40 Millionen Euro / Jahr, die vor allem der marokkanischen Oberschicht, allen voran dem Königshaus, zugutekommen -, an derartigen Abkommen interessiert, sondern auch wegen der implizierten Anerkennung der völkerrechtswidrigen Ansprüche seitens Marokkos über die Westsahara.

Am Dienstag, dem 10. Dezember - wahrscheinlich um die Mittagszeit - wird das Europäische Parlament entscheiden, ob der diesjährige Internationale Tag der Menschenrechte als ein schwarzer Tag in die Geschichte eingehen oder ein Signal der Solidarität mit den Menschen der Westsahara von Europa ausgehen wird!

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Quelle:
Initiative Stärke des Rechts (IStdR), 08.12.2013
Axel Goldau, Kritische Oekologie / ifak e.V. - Redaktionsbüro
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Dezember 2013