Schattenblick → INFOPOOL → POLITIK → ERNÄHRUNG


MELDUNG/521: Niedersachsen ebnet Weg für das Weidemilch-Label (NDSML)


Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung
Pressemitteilung vom 21.06.2016

Niedersachsen ebnet Weg für das Weidemilch-Label

Agrarminister Christian Meyer: Bessere Preise für Milch und Käse aus tiergerechter Weidehaltung - Hohe Kaufbereitschaft bei Verbrauchern


HANNOVER. Niedersachsen ist Weideland Nr. 1. Nirgendwo sonst in Deutschland grasen so viele Kühe auf der Weide. Die Milch von Kühen, die Auslauf auf der Weide haben, soll daher zukünftig ein eigenes Label erhalten und auf diese Art besser vermarktet werden. Ein breites gesellschaftliches Bündnis aus Landwirtschaft, Umweltverbänden, Handel und Molkereien hat sich mit dem Landwirtschaftsministerium jetzt auf die Kriterien für ein Weidemilch-Label geeinigt. "Die Verbraucher wollen Kühe auf der Weide sehen, und das muss besser honoriert werden", sagte Agrarminister Christian Meyer heute (Dienstag) bei der Vorstellung der vereinbarten Kriterien.

"Wenn Milch auf diese Weise nachhaltig und tiergerecht produziert wird, soll das auch klar gekennzeichnet werden. Für Weidemilch müssen Bauern höhere Erlöse erzielen können. Das wäre eine wichtige Stütze angesichts der derzeit ruinösen Erzeugerpreise. Weidemilch aus Niedersachsen soll zum echten Markenzeichen werden", so der Minister. Ziel ist es, Landwirten, die am Weidemilch-Label teilnehmen, einen um mindestens fünf Cent höheren Erzeugerpreis zu ermöglichen.

Die Entwicklung eines Labels mit transparenten Standards ist Bestandteil des niedersächsischen Weidemilchprogramms, mit dem das Land seit 2014 den Schutz des Grünlandes fördert und die Milchviehhaltung auf der Weide stärkt. Im Herbst 2015 hatten 20 Vertreter aus Land- und Milchwirtschaft sowie von Nicht-Regierungsorganisationen mit dem Ministerium zunächst eine gemeinsame "Charta Weideland" verabschiedet, um die Wirtschaftlichkeit der Weidemilcherzeugung zu erhöhen. Auf deren Grundlage haben sich die Beteiligten jetzt auf konkrete Kriterien für ein Label geeinigt.

Dazu gehört, dass die teilnehmenden Betriebe ihre Kühe tatsächlich auf Grünland halten müssen. "Schöne Bilder auf Verpackungen, die nicht der Realität entsprechen, sind Verbrauchertäuschung", so Landwirtschaftsminister Christian Meyer, der auch für den Verbraucherschutz zuständig ist. Nur Milch von Kühen, die an mindestens 120 Tagen im Jahr mindestens sechs Stunden Weidegang erhalten, darf als Weidemilch gekennzeichnet werden, lautet ein Kriterium. Und auch das ist ein Verbraucherwunsch, wie Studien der Universität Göttingen ergeben haben: Die Milch soll gentechnikfrei erzeugt sein. Dementsprechend gilt ebenfalls als Markenzeichen für ein Weidemilch-Label: Zusatzfutter für die weidenden Kühe muss spätestens ab 2017 frei von gentechnisch veränderten Organismen sein. Die Weidemilch kann dann zusätzlich als "gentechnikfrei" gekennzeichnet werden. Für Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer ist klar: "Zertifizierte Milch wird unsere Betriebe stärken, die mit Weidehaltung viel für Tier- und Umweltschutz, Artenvielfalt und den Erhalt der Kulturlandschaft tun. Die Marktchancen dafür stehen gut, wenn es jetzt auch genutzt wird."

Zu den Erwartungen an ein Weidemilch-Label hatte die Universität Göttingen eigens eine Verbraucher-Befragung vorgenommen. Dabei gaben mehr als 60 Prozent der Verbraucher an, gerne Weidemilch kaufen zu wollen. Allerdings: Die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher vermisst ein entsprechendes Angebot im Supermarkt. "Weidegang und Weidemilch entsprechen dem Idealbild vieler Verbraucher von einer tierfreundlichen Haltung und einem gesunden Produkt", sagte Professor Achim Spiller bei der Vorstellung der Ergebnisse. "Es muss neben Frischmilch eine ausreichend große Palette an Weidemilchprodukten wie Käse, Quark und Joghurt zur Verfügung stehen, damit der Erzeugerpreis spürbar steigt." Zudem solle das Land dafür Sorge tragen, dass nur auf Produkten, "in denen Weidemilch drin ist, auch Weidebilder drauf sind", so Spiller.

Bis Jahresende soll nun das Weidemilch-Label kreiert werden. Federführend ist dabei das Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen. Karsten Padeken vom Vorstand des Grünlandzentrums, zugleich Vorsitzender des Kreislandvolkverbandes Wesermarsch, betonte, von der Weidemilch könnten alle Milchviehhalter profitieren. Denn neben einer höheren Wertschöpfung für die Milch würde sich auch das Image der Milcherzeuger erhöhen. "Das Besondere am zukünftigen Label und der Weideland-Charta ist, dass die Initiative von so vielen Beteiligten getragen wird, von der Landwirtschaft und den Molkereien bis hin zum Natur- und Tierschutz sowie der Politik."

Ottmar Ilchmann, vom ebenfalls an der Weideland-Charta beteiligten Bund deutscher Milchviehhalter und zudem Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, hob hervor, dass die Entwicklung eines Labels von einem breiten gesellschaftlichen Bündnis getragen werde. Gemeinsam setze man sich für den Erhalt bäuerlicher Milchviehhaltung auf Grünland ein. "Das ist gut für den Bauern, gut für die Tiere und gut für die Umwelt." Die Weidehaltung erfreue sich nicht nur in den Grünlandregionen Niedersachsens einer hohen Akzeptanz, so Ilchmann. "Wir werden ein hochwertiges Label bekommen, um über die besondere Qualität der Milch eine höhere Wertschöpfung zu erzielen. Das ist nicht nur wie derzeit während einer Milchkrise wichtig. Nur mit fairen Preisen können bäuerliche Betriebe überleben."

*

Quelle:
Pressemitteilung 49/16 vom 21.06.2016
Herausgeber: Niedersächsisches Ministerium für Ernährung,
Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung
- Referat für Öffentlichkeitsarbeit -
Calenberger Str. 2, 30169 Hannover
Telefon: 0511/120-2136/2137/2138, Telefax: 0511/120-2382
E-Mail: pressestelle@ml.niedersachsen.de
Internet: www.ml.niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juni 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang