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BERICHT/030: Ökolandbau im Spannungsfeld zwischen Regionalität und Globalisierung (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 320 - März 2009
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Von vor der Haustür aus der ganzen Welt
Der Ökolandbau im Spannungsfeld zwischen Regionalität und Globalisierung aus Händlersicht

Von Claudia Schievelbein


Mehr als einmal betonte Peter Blumenberg, dass er ja nun wohl gleich aus dem Saal gejagt werde und kokettierte gleichzeitig mit seiner Haltung: so steh ich hier und kann nicht anders. Er stellte die Wassermühle Wunstorf auf der DLG-Wintertagung im Forum "Ökologischer Landbau im Spannungsfeld zwischen Regionalität und Globalisierung" vor. Die zur Werhahn-Firmengruppe gehörende Mühle verarbeitet ausschließlich ökologische Rohstoffe und ist damit ein Standbein von vielen in einem bunt zusammengewürfelten Haufen von Aktivitäten ihrer Betreiber. Nahe thematisch ist die Mühle Rüningen, die täglich 1.000 Tonnen konventionelles Mehl produziert, zur Werhahn-Gruppe gehören aber auch ein Baustoffhandel, die Messermarke Zwilling, ein Finanzdienstleister, eine Immobilienfirma. Die im Biogeschäft auftauchende Frage nach Werten wie Regionalität passen in so überregionale Firmenstrukturen nicht wirklich, deshalb seine Furcht vor dem Rausschmiss. Referent Blumenberg stellte dar, dass erstmals 2007 Importware an Getreide vornehmlich aus Russland und Kasachstan in "hervorragenden, höherwertigen Qualitäten und größeren Partien" im Markt in Deutschland angekommen sind. Die Abwicklung der Geschäfte entpuppte sich als weitestgehend unproblematisch, das Marktverhalten der Handelspartner im Ausland beschreibt Blumenberg als einfacher ("da gibt es Ware, wenn in Deutschland immer noch auf höhere Preise gewartet wird"), bis zu 55 Euro günstiger ist die Importware gegenüber dem deutschen Getreide, also "aus Getreidesicht trifft die Importware genau die Anforderungen unserer Kunden". Dagegen steht der Kundenwunsch nach deutscher Ware, die mehr Vertrauen verheißt. Deshalb beendete Blumenberg seinen Vortrag mit der Hoffnung, nicht aus dem Saal gejagt zu werden, weil er als Firmenphilosophie ausgab: "so international wie nötig, so regional wie möglich."


Schon immer global

Nikolaus von Löbbecke, vom Bio-Obst und Gemüsegroßhändler Lehmann natur, konnte die Sorge seines Vorredners gar nicht verstehen, schließlich "handelt die Welt seit Menschengedenken global" Und wo wachse denn schon in Deutschland eine Frucht außer Apfel und Birnen? Letztlich gehe es nur um eine Sicherstellung des Angebots für den Verbraucher zu jeder Zeit. Regionalität sei bei Bio in den letzten Jahren weniger ein Thema als konventionell, betonte von Lübbecke. Und auch die Ökobilanz werde für einen Apfel nicht unbedingt schlechter, wenn er aus Neuseeland statt aus dem Alten Land komme, Flugware verweigere man sich bei Lehmann natur allerdings doch. So wurde auf der Veranstaltung der Regionalbegriff gedehnt, angefangen bei Josef Jacobi von der Upländer Bauernmolkerei, bei dem schon zwei Bundesländer eine große Region des Handelns sind, über die Region Deutschland bis hin zur Region ganze Welt, Hauptsache per Schiff. Der Ökolandbau bietet heute die ganze, dadurch auch ein Stück weit beliebige Bandbreite an Produkten und an Werten - dafür wird bei der DLG niemand aus dem Saal gejagt.


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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 320 - März 2009, S. 5
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. April 2009