Georg-August-Universität Göttingen - 15.04.2015
Machen Supermärkte dick?
Forscher untersuchen Zusammenhang zwischen Marktveränderungen und Körpergewicht in Afrika
(pug) In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern nimmt der Anteil der Übergewichtigen rapide zu, vor allem im städtischen Raum. Ein höherer Konsum von fett- und zuckerhaltigen Produkten sowie geringere Bewegung im Arbeitsalltag und in der Freizeit sind hierfür maßgeblich verantwortlich. Zudem verändert sich die Struktur im Lebensmitteleinzelhandel - weg von traditionellen Märkten hin zu modernen Supermarktketten. Wissenschaftler der Universität Göttingen sind deshalb der Frage nachgegangen: Ist diese Supermarktrevolution in Asien und Afrika lediglich ein Symptom der neuen Lebensstile in Entwicklungsländern oder trägt sie selbst mit zu veränderter Ernährung und Übergewicht bei? Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Public Health Nutrition erschienen.
In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern verändert sich die
Struktur im Lebensmitteleinzelhandel - weg von traditionellen Märkten
hin zu modernen Supermarktketten.
Foto: © Universität Göttingen
Die Göttinger Agrar- und Entwicklungsökonomen vom Graduiertenkolleg
"Transformation of Global Agri-Food Systems - GlobalFood" haben Daten von
über 450 Haushalten in mehreren Städten Kenias mit und ohne Supermärkte
erhoben. Neben detaillierten Informationen über das Konsumverhalten maßen
sie auch Körpergröße und Gewicht der Haushaltsmitglieder. "Der Einkauf von
Lebensmitteln im Supermarkt verändert tatsächlich die
Ernährungsgewohnheiten", sagen die Leiter der Studie, Prof. Dr. Matin Qaim
und Prof. Stephan Klasen, PhD. "Menschen, die regelmäßig im Supermarkt
einkaufen, konsumieren mehr verarbeitete Produkte und insgesamt mehr
Kalorien. Sie haben eine um 13 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit,
übergewichtig zu sein, als Menschen, die ausschließlich in traditionellen
Geschäften und Märkten einkaufen."
Traditioneller Markt in Afrika.
Foto: © Universität Göttingen
Allerdings gilt dies nur für Erwachsene. Für Kinder und Jugendliche trägt Einkaufen im Supermarkt zur Reduktion von Unterernährung bei. Andere mögliche Einflussfaktoren, wie zum Beispiel Einkommen und Ausbildung, wurden in der statistischen Analyse kontrolliert. "Unsere Daten zeigen, dass Kalorien im Supermarkt billiger sind als in traditionellen Geschäften", sagen die Autoren Dr. Simon Kimenju und Dr. Ramona Rischke, die kürzlich ihre Doktorarbeit im "GlobalFood"-Graduiertenkolleg abgeschlossen haben. "Supermärkte verändern die Ernährung, aber dieser Effekt kann je nach Ausgangslage sowohl negativ als auch positiv sein."
Originalveröffentlichung:
Simon C. Kimenju et al.
Do supermarkets contribute to the obesity pandemic in developing
countries?
Public Health Nutrition 2015.
Doi: 10.1017/S1368980015000919.
Weitere Informationen unter:
http://journals.cambridge.org/phn/obesity15
http://www.uni-goettingen.de/de/73908.html
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution77
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Georg-August-Universität Göttingen, Thomas Richter, 15.04.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2015
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