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INTERNATIONAL/047: Madagaskar - Yamsbrei mit Milch, Mütter zu Ernährungsspezialisten ausbilden (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 19. Juli 2012

Madagaskar: Yamsbrei mit Milch - Mütter zu Ernährungsspezialisten ausbilden

von Alain Raktondravony


Gut besuchter Kochkurs in Rantolava - Bild: © Alain Rakotondravony/IPS

Gut besuchter Kochkurs in Rantolava
Bild: © Alain Rakotondravony/IPS

Antananarivo, 19. Juli (IPS) - In Rantolava treffen sich Mütter mit ihren Kindern jeden Freitag zum Kochkurs. Im Ernährungszentrum des 450 Kilometer nordöstlich von Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars gelegenen kleinen Dorfes lernen sie von einem Experten, ihren Familien gesunde, gehaltvolle und abwechslungsreiche Mahlzeiten vorzusetzen. Zum Beispiel den wohlschmeckenden Yamsbrei mit Milch, den die Kinder gleich nach Kursende probieren.

Die arme Inselrepublik vor der südostafrikanischen Küste, in der drei Viertel der 22 Millionen Einwohner unter der Armutsgrenze leben, gehört zu den sechs Ländern weltweit, in denen der Prozentsatz chronisch unter- oder mangelernährter Menschen besonders hoch ist. Jedes zweite Kind unter fünf Jahren ist untergewichtig.

Jetzt kämpft Madagaskar mit dem Kochlöffel gegen die alarmierende Mangelernährung seiner Bevölkerung an. Kochkurse wie der in Rantolava sind Kernpunkt des mit 3,5 Millionen US-Dollar ausgestatteten nationalen Ernährungsprogramms (PNNC), das landesweit in 6.000 kommunalen Zentren angeboten wird.

Als Mitarbeiter der nationalen Ernährungsbehörde kontrolliert Jean Serge Rambeloson vor Ort die Durchführung des Entwicklungsprojektes. Er berichtete IPS, in den Workshops werde den Müttern gezeigt, wie man Kinder gehaltvoll und abwechslungsreich ernährt und das Einerlei der traditionellen Reismahlzeiten durch lokal angebaute Produkte ergänzt.

In Rantolava gehört ein Gemüsegarten zum örtlichen Ernährungszentrum. Hier wachsen Zucchini, Tomaten, Chinakohl, grüne Bohnen und Yams. Ein Aktivist zeigt den Dörflern, wie sie selbst Gemüse anbauen können "Hier essen die Menschen vor allem Reis. Deshalb ist es wichtig, dass sie lernen, sich und vor allem ihre Kinder abwechslungsreicher zu ernähren", erklärte Angelo Tiandrazana, der regionale Koordinator der Ernährungsbehörde.

Stephen Lauwerier, Madagaskars Vertreter des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF), betonte im Gespräch mit IPS: "Chronische Unterernährung ist ein Armutsproblem, dem die Regierung und ihre Entwicklungspartner größere Aufmerksamkeit widmen müssen. Sie wird nicht allein durch den Mangel an verfügbaren Nahrungsmitteln verursacht. Auch die fehlende Möglichkeit, sich abwechslungsreich zu ernähren, hat damit zu tun."

Anders als bei an akuter Unterernährung leidenden spindeldürren Kindern sind die Anzeichen einer chronischen Mangelernährung weniger spektakulär und für die Eltern nicht leicht zu erkennen. Doch die körperliche und geistige Entwicklung der betroffenen Kinder verzögert sich deutlich.


Chronisch mangelernährte Kinder mit schlechter Zukunftsprognose

"Diese Kinder sind besonders klein. In ihrer körperlichen Entwicklung fallen sie weit hinter die ihrer gut ernährten Altersgenossen zurück", berichtete Toky Raharimanana, Chefarzt des Gesundheitszentrums von Mahambo, einer Nachbargemeinde von Rantolava. "Sie sind nicht nur anfälliger für Krankheiten wie Durchfall oder Malaria, sondern schneiden wegen ihrer verzögerten geistigen Entwicklung auch in der Schule schlechter ab."

Die chronische Mangelernährung ist nicht das einzige Problem, mit dem Madagaskar zu kämpfen hat. Auch die Trinkwasserversorgung, die sanitären Einrichtungen und das Gesundheitssystem müssen verbessert werden, stellt UNICEF fest.

"Als lautlose Krise, die nicht auffällt, ist die chronische Mangelernährung der Bevölkerung eines der größten Entwicklungsprobleme des Landes. Ein Kind, das lange Zeit schlecht ernährt wird, kann die Fähigkeiten seines Gehirns nicht genügend entfalten. Das hat nicht nur für die eigene Entwicklung negative Folgen, sondern auch für die Zukunft des Landes", erklärte Madagaskars UNICEF-Vertreter. (Ende/IPS/mp/jt/2012)


Links:

http://www.unicef.org/
http://www.wfp.org/countries/madagascar
http://www.ipsnews.net/2012/07/teaching-madagascars-mothers-to-combat-malnutrition/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 19. Juli 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juli 2012