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LANDWIRTSCHAFT/1489: Roundup in der Kritik - Zweifel an Unbedenklichkeit von Glyphosat nehmen zu (aid)


aid-PresseInfo Nr. 40 vom 5. Oktober 2011

Roundup in der Kritik

Zweifel an Unbedenklichkeit von Glyphosat nehmen zu


(aid) - Die Kritik und die Zweifel an der Unbedenklichkeit glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel nehmen zu. Glyphosat ist Hauptwirkstoff vieler Unkrautbekämpfungsmittel. Das bekannteste unter ihnen ist "Roundup". Wer seine Pflanzenbestände unkrautfrei halten will, kann sicher sein, dass nach Anwendung kein unerwünschtes Grün mehr zu sehen ist. Glyphosate blockieren ein lebenswichtiges Enzym in den Pflanzen und vernichten sie endgültig. Da Menschen und Tiere das Enzym nicht besitzen, galten glyphosathaltige Mittel lange nicht als schädlich für ihre Gesundheit.

Neue Studien aus Nichtregierungsorganisationen (NGO) kommen zu anderen Ergebnissen. In Deutschland legte im April 2011 der Naturschutzbund Deutschland eine Dokumentation zu "Glyphosat und Agrogentechnik" vor, in der die Risiken des Anbaus herbizidresistenter Pflanzen für Mensch und Umwelt beschrieben werden. Pflanzenphysiologen der Universität Hohenheim beobachteten auf Zitrusplantagen in Brasilien, dass mit Glyphosat behandelte Bäume plötzlich stark krankheitsanfällig wurden und Bäume flächendeckend abstarben. Die Sendung "Land und Leute" des Bayerischen Rundfunks berichtete im August über die Nebenwirkungen, die Glyphosat u.a. auch auf das Bodenleben haben kann. Vor allem in Südamerika, wo gentechnisch veränderte und gegen Roundup resistente Sojabohnen und Mais in großem Stil angebaut werden, mehren sich Berichte über Fehlbildungen bei Kindern, deren Eltern in der Nähe von behandelten Feldern leben. Andere Studien berichten über Fehlbildungen bei Tierembryonen. Die Organisation "Earth Open Source" beruft sich dabei auf Untersuchungen in Argentinien. Das Bundesinstitut für Risikobewertung kommentierte den Bericht auf Bitte der Europäischen Kommission als Berichterstatter für den Wirkstoff Glyphosat im Rahmen der europäischen Pflanzenschutzmittelzulassung.

In seiner Stellungnahme vom 7. Juli 2011 kommt das BfR "zum Schluss, dass der in Frage stehende Bericht der NGO nur wenige neue Fakten enthält und dass dessen relevante Aspekte in der gesundheitlichen Bewertung des Wirkstoffes Glyphosat durch verschiedene internationale Gremien bereits Berücksichtigung fanden." Ein grundlegender Dissens bestehe im unterschiedlichen wissenschaftlichen Ansatz zu der Bewertung gesundheitlicher Risiken von Chemikalien. Die aufgeworfenen Fragen würden aber sehr ernst genommen. In der Europäischen Union müssen Anbieter von Pflanzenschutzmitteln mit dem Wirkstoff Glyphosat bis zum 31. Mai 2012 die erneute Zulassung ihrer Herbizide einleiten. Sie dürften einer Neubewertung des Wirkstoffs mit Spannung entgegensehen. Inzwischen gibt es auch Forderungen nach einem Zulassungsstopp.

Renate Kessen, Britta Klein, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.bfr.bund.de/cm/343/neue_daten_zu_gesundheitlichen_aspekten_von_glyphosat.pdf
www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/gentechnik/studien/nabu- glyphosat-agrogentechnik_fin.pdf
www.earthopensource.org/index.php/reports/17-roundup-and-birth-defects- is-the-public-being-kept-in-the-dark



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Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 40 vom 5. Oktober 2011
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Oktober 2011