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LANDWIRTSCHAFT/1600: Flächenbindung und Weidegang (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 375 - März 2014
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Flächenbindung und Weidegang
Niederländische Strategie als Signal für Deutschland

von Eckehard Niemann



Für eine flächengebundene Milchviehhaltung mit Weidegang haben sich der niederländische Bauernverband LTO und der Molkerei-Verband NZO im Rahmen einer strategischen Einigung ausgesprochen. Auch der Molkereikonzern FrieslandCampina will keine Milch von Betrieben abnehmen, die für ihr Wachstum neue Umweltgenehmigungen benötigen und die keinen Weidegang praktizieren - es sei denn, letztere würden ausreichende Mengen Futterpflanzen aus der nahen Umgebung beziehen. Der niederländische Milchsektor will "aus Respekt für Tier und Umwelt" künftig Maßnahmen ergreifen, um den Weidegang auf dem Niveau von 2012 (mit 81 Prozent) zu halten und sogar noch unterhalb der Vorgaben für Phosphat, Ammoniak und Treibhausgas zu bleiben. Bauernverband und Molkereiverband appellierten an die Behörden, keine Ställe bei unerwünschten Formen von Milcherzeugerbetrieben (Betriebe mit geschlossenen Ställen und/oder ohne ausreichende Flächen) zu genehmigen. Eine vorangegangene Studie hatte per Repräsentativ-Umfrage die Meinung der Milchbauern zu staatlichen Regulierungs-Maßnahmen nach dem Auslaufen der Milchquote im April 2015 ermittelt. Die deutliche Mehrheit der Milchviehhalter plädierte dabei gegen eine ungehemmte Ausweitung und Intensivierung der Milcherzeugung und für eine Begrenzung des Wachstums durch Vorgaben bei der Flächenbindung der Produktion. Der Großteil der Milchbauern lehnte eine Entwicklung ab, bei der die Zahl der Milchviehhalter mit mehr als 250 Kühen anwachse und bei der parallel dazu die ganzjährige Stallhaltung auf Kosten des Weidegangs zunehmen würde. Als gut und gesund für Kühe bewerteten 82 Prozent der befragten Milchbauern den Weidegang, der nach wie vor bei den Betrieben bis zu 110 Kühen dominiere. Einen hohen Anteil an Weidegang gebe es bei den Lieferanten von Molkereien wie Cono, Rouveen und FrieslandCampina, die hierfür Prämien zahlten, die allerdings auf mehr als 1 Cent/kg Milch angehoben werden müssten.


Niederlande und Niedersachsen

Der Milchbauer und Vorsitzende der AbL Niedersachsen/Bremen Ottmar Ilchmann verwies warnend auf die agrarindustrielle Entwicklung in großen Bereichen der Tierhaltung in den Niederlanden, die zu Bauernhofsterben, Akzeptanzverlust und staatlichen Regulierungs-Maßnahmen geführt habe. So müssten zukünftig große Teile der betrieblichen Gülle-Überschüsse kostenintensiv verbrannt, verarbeitet oder exportiert werden. Umso begrüßenswerter sei die beim jüngsten "Güllegipfel" in Berlin zwischen den Niederlanden, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen vereinbarte Zusammenarbeit, die sich nicht nur auf die Regulierung der Gülle-Importe aus den Niederlanden beziehen dürfe, sondern auch auf eine gemeinsame Strategie für eine bäuerliche, flächengebundene und artgerechte Tierhaltung mit kostendeckenden Erzeugerpreisen für begrenzte Mengen. Ilchmann begrüßte nachdrücklich die beabsichtigten Förder-Maßnahmen der niedersächsischen Landesregierung für benachteiligte Grünlandregionen mit einem deutlichen Förderschwerpunkt bei der Weidehaltung.

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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 375 - März 2014, S. 7
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Mai 2014