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MARKT/1649: Kongreß zum Milchmarkt von morgen (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 20. Januar 2009

Kongress zum Milchmarkt von morgen

Realistische Zuversicht bei den jungen Milchbauern


Junge und motivierte Milcherzeuger stellten auf dem Milch- und Junglandwirtekongress des Deutschen Bauernverbandes (DBV) und des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) ihre Vorstellungen und Überlegungen für eine wettbewerbsfähige Milchproduktion in Deutschland dar. Unter dem Motto "Deine Zukunft ist weiß - als UnternehmerIn den Milchmarkt 2015+ gestalten" erörterten sie mit Experten aus Deutschland, der EU-Kommission und Russland die Chancen und Herausforderungen für die Milchbauern in einem sich verändernden Markt.

Einig war man sich in der Einschätzung, dass die Entwicklung des Milchpreises einen wichtigen Faktor für das zukünftige Einkommen der Familienbetriebe darstellt. Da die Milchpreise weltmarktbedingt stark schwanken, würden die Direktzahlungen aber als weiterer wesentlicher und wichtiger Beitrag die Einkommen der Milchbetriebe stabilisieren, betonte Herman Versteijlen von der EU-Kommission. Er vermittelte einen Einblick in die derzeitigen Überlegungen EU-Kommission, wie es mit den Direktzahlungen in Zukunft weiter gehen könnte. Dabei würden sehr unterschiedliche Vorstellungen diskutiert, die u. a. auch eine EU-weit einheitliche Flächenprämie betreffen.

Für Dr. Karl-Heinz Engel, Vorsitzender des Milchindustrie-Verbandes, verfügt die deutsche Milchindustrie im internationalen Vergleich über wettbewerbsfähige Produktionsstrukturen. Steigende Milchmengen stellte die Milchwirtschaft vor die Aufgabe, diese Milch wirtschaftlich sinnvoll zu vermarkten. "Größe ist ein notwendiger Erfolgsfaktor, aber allein kein hinreichender; wichtigster Erfolgsfaktor ist die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit - unabhängig von der Rechtsform des Unternehmens." betonte Engel. Das Marktgewicht der Molkereien könne durch Zusammenschlüsse weiter gestärkt werden. Bei den Genossenschaften sei die im internationalen Vergleich unterdurchschnittliche Eigenkapitalausstattung weiter zu verbessern.

David Flosbach, Milcherzeuger aus Nordrhein-Westfalen, appellierte an die Milchbauern, sich häufiger ins Bewusstsein zu rufen, dass die Molkereigenossenschaften ihre eigenen Unternehmen sind. Um als Milchbauer auch bei den Veränderungen des Marktes bestehen zu können, müssten jedoch die Strukturen weiter verbessert werden. Die Einbeziehung der Milchbauern insbesondere auch der jungen Milcherzeuger in die Entscheidungen der Molkereien hält er für besonders wichtig, Voraussetzung dafür sei jedoch eine hohe Qualifikation der ehrenamtlichen Vertreter. Auch Heino Klintworth, Milcherzeuger aus Niedersachsen, maß dem landwirtschaftlichen Ehrenamt in Fragen der zukünftigen Ausrichtung einer genossenschaftlichen Molkerei eine hohe Bedeutung zu. Gemeinsam müsse die verbleibende Zeit bis zum Auslaufen der Milchquote genutzt werden, um die Molkereien bei volatilen Märkten besser aufzustellen. Dies schaffe Planungssicherheit auf beiden Seiten - für die Molkerei und den Milcherzeuger. Die Milcherzeuger forderte er auf, besonders auf die Kostenstrukturen in ihren Betrieben zu achten und die betrieblichen Kosten zu senken. "Ein PS-starker Schlepper auf einem 50 Hektar- und 50 Kuh-Betrieb ist keine verhältnismäßige Beseitigung des vorhandenen Investitionsstaus", so Klintworth.

Sebastian Maier, Milcherzeuger aus Bayern, sah keine grundlegenden Veränderungen der Situation für Milcherzeuger im Jahr 2015 voraus. Denn faktisch sei die Milchquote heute schon "abgeschafft", weil sie seit Jahren europaweit nicht voll beliefert würde. Durch den Rückzug des Staates aus der Marktverwaltung seien in der Milchviehhaltung Unternehmertypen gefragt. Weniger Staat und wieder mehr Eigenverantwortung müsse in Zukunft die Devise heißen. Stefan Dürr, Milcherzeuger aus Russland, stellte die Herausforderungen der russischen Milchproduktion dar. Diese würden stärker durch ein Fehlen an qualifizierten Mitarbeitern als durch den Milchpreis geprägt werden. So würde es, anders als in Deutschland, kaum motivierte junge Landwirte geben, die in den dörflichen Strukturen Russlands leben wollten.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 20. Januar 2009
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Januar 2009