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MARKT/2184: Kartellrechts-Experten warnen vor der geplanten Fusion von Bayer und Monsanto (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro München

Kartellrechts-Experten warnen vor der geplanten Fusion von Bayer und Monsanto

Pressemitteilung der Verbraucherschutzorganisation SumOfUs vom 4. August 2016



Ein Rechtsgutachten zur Bayer-Monsanto-Fusion umreißt aus Kartellsicht die Risiken der Fusion

München - 04.08.2016. Die Verbraucherschutzorganisation SumOfUs hat bei der auf Firmenübernahmen spezialisierten Rechtsanwaltskanzlei "The Konkurrenz Group" ein Gutachten in Auftrag gegeben, dessen Ergebnisse jetzt vorliegen. Maurice E. Stucke und Allen P. Grunes, zwei ehemalige Mitarbeiter der US-Kartellbehörde, stellen darin fest, dass eine Fusion zwischen Bayer und Monsanto den Clayton Act verletzen würde. Dieses Gesetz wurde vom Kongress verabschiedet, um wettbewerbsverzerrende Unternehmenszusammenschlüsse zu unterbinden.

Die Fusion von Bayer und Monsanto würde darüber hinaus gegen einen Gerichtsbeschluss von 2008 verstoßen, mit dem Monsanto gezwungen wurde, sich von einigen Vermögenswerten im Bereich Baumwollsaatgut und Baumwollzüchtungen zu trennen. Diese wurden damals an Bayer verkauft. Wenn die Fusion zustande kommt, bekäme Monsanto diese wettbewerbsschädigenden Anteile zurück und würde damit das Gerichtsurteil missachten.

In dem Gutachten [1] wird darauf hingewiesen, dass:

  • die Fusion den direkten Wettbewerb der beiden größten Akteure im Saatgut-Sektor beenden würde - mit schwerwiegenden Folgen für die Entwicklung von Saatgut, den Markt für Unkrautvernichtungsmittel, sowie die freie Forschung und Entwicklung.
  • bei einer Fusion der neue Mischkonzern Bayer-Monsanto fast 70 Prozent des Baumwollanbaus in den USA kontrollieren würde - viel zu viel nach den Kartellstandards. Der Konzern hätte weiterhin eine nicht akzeptable Marktmacht über große Teile der Produktion und des Vertriebs von Getreidesaatgut und anderen nachgefragten Saaten, einschließlich Raps, Sojabohnen und in Nordamerika entwickeltem Mais.
  • nach dem Zusammenschluss wahrscheinlich die Einkaufspreise für die Bauern sowie die Lebensmittelpreise für die Konsumenten steigen würden - und gleichzeitig die Auswahl an nicht-genetisch-modifizierten Optionen für die Bauern und Konsumenten sinkt.

Anne Isakowitsch, Senior Campaignerin von SumOfUs, sagt: "Eine potentielle Fusion zwischen Bayer und Monsanto ist eine Bedrohung für unsere Lebensmittelversorgung und für alle Bauern auf der Welt." Weiter erklärt sie: "Dieser neue Mega-Konzern wäre der weltgrößte Produzent von Saatgut und Schädlingsbekämpfungsmitteln. Er würde die Produktion unserer Nahrungsmittel kontrollieren, die Wahlmöglichkeiten der Verbraucher sowie die Freiheit der Bauern einschränken und deren wirtschaftliche Basis untergraben."

SumOfUs, eine internationale Verbraucherschutzorganisation, hat dieses Gutachten in Auftrag gegeben, weil der deutsche Chemie- und Pharmaziegigant Bayer die Übernahme von Monsanto, einem der weltgrößten Produzenten von Chemikalien und Landwirtschaftsbedarf, mit allen Mitteln vorantreibt.

Mehr als 500.000 SumOfUs-Mitglieder auf der Welt haben eine Petition [2] gegen eine mögliche Fusion von Monsanto und Bayer unterschrieben.


Die Autoren des Gutachtens, Maurice E. Stucke und Allen P. Grunes. sind als Anwälte bei "The Konkurrenz Group" tätig. Maurice Stucke ist Jura-Professor an der Universität von Tennessee und hat zwanzig Jahre Erfahrung auf dem Gebiet des Wettbewerbsrechts, sowohl im privaten als auch im staatlichen Bereich - als langjähriger Mitarbeiter der Kartellabteilung des US-Justizministeriums. Allen Grunes hat mehr als zwei Jahrzehnte für die Kartellabteilung des US-Justizministeriums gearbeitet und viele Ermittlungen zu Firmenzusammenschlüssen in der Industrie geleitet. Maurice E. Stucke steht für Interviews zur Verfügung.


Anmerkungen:
[1] www.bayermonsantomerger.com/de
[2] www.sumofus.org/fusion-stoppen


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Johanna Heuveling
E-Mail: johanna.heuveling@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. August 2016

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