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VERBAND/1654: Veredlungsbranche muss um gesellschaftliche Akzeptanz werben (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 23. November 2010

Born: Veredlungsbranche muss um gesellschaftliche Akzeptanz werben

Öffentlichkeitsarbeit steht vor großen Herausforderung


Die deutsche Landwirtschaft muss in unserer Gesellschaft stärker für die moderne Tierhaltung werben. Denn emotional sehr aufgeladene Tierschutzdiskussionen gefährden die Akzeptanz der tierischen Produkte, aber auch die Weiterentwicklung der Tierhaltung in Deutschland. Deshalb müssen die Tierhalter gemeinsam mit den verbundenen Wettbewerbsbereichen die Kritik der Öffentlichkeit aufnehmen und ihre Informationen und Öffentlichkeitsarbeit neu ausrichten. Dies erklärte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Dr. Helmut Born in einem Interview mit der Agrarzeitung zur Tierschutzdiskussion. Nur der offene Dialog könne verhärtete Diskussionen auflösen.

In wirtschaftlicher Hinsicht sei in der deutschen Tierhaltung sehr viel erreicht worden. Die Tierhalter - vom Milchbauern über die Schweinemäster und Züchter bis hin zu den Legehennen- und Mastgeflügelhaltern - hätten sich unter schwierigen, teilweise extremen Marktbedingungen "wacker geschlagen", so Born. Das Wachstum der Branche sei durch steigende Arbeitsplatzzahlen, Investitionen und Tierbestände gekennzeichnet, was auch die Grundlage der wirtschaftlichen Entwicklung der jeweiligen Regionen sei. Doch offensichtlich habe die Gesellschaft mittlerweile Schwierigkeiten mit dieser Dynamik in der Tierhaltung. Medien und Mitbürger würden zunehmend die Veredlung mit ganz anderen Augen sehen als die Landwirte.

Die Entscheidungsgrundlagen der Bauern, mit dem Bau eines neuen Stalles nicht nur die Wettbewerbsstärke zu verbessern sondern auch den Tierschutz, würden bei den medialen und gesellschaftlichen Diskussionen kaum eine Rolle spielen, bemängelte Born. Allein die Größe eines Stalles werde thematisiert und dämonisiert. Es werde verkannt, dass Tierschutz an jedem einzelnen Tier festzumachen sei, egal ob 10, 100 oder 500 Kühe im Stall stehen würden. Doch da die Gesellschaft in hohem Maße veränderungsresistent geworden sei, erwarte sie, dass die Nutztiere wie vor 50 Jahren gehalten würden, unabhängig, ob dies besser oder schlechter für das Einzeltier sei. Tierliebe zu Haustieren würde zudem auf Nutztiere übertragen werden. Vor diesem Hintergrund fände manche Diskussion in den Gemeinden und Kommunen über den Bau oder Ausbau von Ställen statt, stellte Born fest. Die Tierhalter gerieten noch zusätzlich in die Defensive, da sie ihre Ställe schließen oder einzäunen müssten, um die Bestände gesund zu erhalten. Dies verstärke den Eindruck beim Bürger, als hätten die Tierhalter in den modernen Ställen etwas zu verbergen. Damit mache man es den Kritikern leicht, unzutreffende Bilder in der Öffentlichkeit zu zeichnen und zu wiederholen.

Für die Tierhalter, den Bauernverband und die gesamte Branche bedeute dies größte Herausforderungen in ihrer Öffentlichkeitsarbeit. Interessierte Mitbürger müssten die Möglichkeit erhalten, authentisch die Tierhaltungen zu erleben und die Möglichkeit erhalten, mitten durch einen normalen Puten- oder Schweinestall oder eine Milchviehanlage gehen zu können. In der Tierschutzdebatte müsse die Branche offensiv und überzeugend "Flagge" zeigen. Das Vermitteln von realistischen Bildern sei zwar ein mühsames Geschäft, doch Born zeigte sich fest davon überzeugt, dass die deutsche Veredelung so in der Öffentlichkeit wieder die Rückendeckung erhielte, die sie für ihre Weiterentwicklung benötigte. Eine solch aufwendige Öffentlichkeitsarbeit sei nicht für jeden Betrieb möglich, aber man müsse die Möglichkeit eines solchen offenen Stalles in allen Regionen schaffen. Born verwies auf die positiven Erfahrungen, die anlässlich der Expo 2000 in Zusammenarbeit mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover auf dem Versuchsgut Ruthe gesammelt worden seien. Hier konnten sich Medien, Politik, Multiplikatoren und Verbraucher über die Tierhaltung ausführlich und authentisch informieren.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 23. November 2010
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
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Tel.: 030 / 31 904 239
Mail: presse@bauernverband.net
Internet: www.bauernverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. November 2010