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VERBRAUCHERSCHUTZ/1048: Bio - Wie funktionieren die Kontrollen? (aid)


aid-PresseInfo Nr. 39/10 vom 29. September 2010

Bio - Wie funktionieren die Kontrollen?

Herausforderung Vernetzung


(aid) - Das Angebot an Bio-Produkten wächst und wächst. Und wo Wachstum ist und Geld verdient wird, sind immer auch Betrüger am Werk. Die Frage: Ist Bio noch vertrauenswürdig? bleibt da nicht aus. Wie sieht es aus mit den Kontrollen für Bio, die ja als besonders effektiv gelten? Eines ist sicher: Das Kontrollsystem ist engmaschiger und ausgefeilter geworden. So stieg der Anteil unangemeldeter Inspektionen in Deutschland von rund 5 % im Jahr 1994 auf etwa 30 Prozent im Jahr 2010. Damit nimmt der Druck zu, bei Fehlverhalten entdeckt zu werden.

Die Einhaltung des EG-Öko-Rechtes wird von Öko-Kontrollstellen vor Ort überprüft. In landwirtschaftlichen Öko-Betrieben geht es in erster Linie um die Plausibilität des Bewirtschaftungssystems. Hierzu gehört auch die Überprüfung von Buchführungsunterlagen und von Zukaufs- und Verkaufsbelegen. Wichtiger ist jedoch die Begehung von Betriebsflächen und -gebäuden durch erfahrene und praxiserprobte Inspekteure. Bei Verdachtsfällen werden Proben entnommen und beispielsweise auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht.

In Verarbeitungsunternehmen werden die Qualitätsnachweise gesichtet, die das Unternehmen für die verwendeten Rohstoffe vorlegen muss. Die Rezepturen müssen den Verarbeitungsvorschriften entsprechen und die Abgrenzung der Lagerung und Verarbeitung von konventionell und ökologisch erzeugten Rohstoffen und Fertigprodukten muss stimmen. Die Buchführungsunterlagen und die Verarbeitungsprotokolle werden auf Vollständigkeit durchgesehen. Last but not least geht es auch um die Schlüssigkeit des Warenflusses, um eine wundersame Bio-Vermehrung zu verhindern.

Baustellen gibt es aber noch: Da ist zum einen in Deutschland die noch fehlende Vernetzung mit der amtlichen Lebensmittelüberwachung. In den Bundesländern bestehen für manche Betriebe und Unternehmen, die Öko-Produkte verarbeiten, aber ohne die gesetzlich geforderte Öko-Kontrolle anbieten, noch keine ausreichend effektive Überwachung. Das gilt vor allem für Hotels und Restaurants.

Zum anderen ist die internationale Bio-Kontrolle noch wenig vernetzt. Das Arbeitsprogramm der Öko-Kontrollstellen und der Kontrollbehörden ist zwar europaweit identisch und auch grenzüberschreitende Verstöße werden festgestellt. Dr. Jochen Neuendorff, Geschäftsführer der Gesellschaft für Ressourcenschutz, sagt trotzdem: "Die grenzüberschreitende Kommunikation zwischen den Öko-Kontrolleuren muss noch besser werden, um in einem wachsenden Markt effektive Betrugsprävention zu sichern." Das gilt vor allem für Länder außerhalb der EU: Hier geht es in der Bio-Produktion deutlich anders zu, davon wissen viele Verarbeiter und Händler ein Lied zu singen. Die Umstellung gesamter landwirtschaftlicher Betriebe ist eher selten. Folge: unzulässige Betriebsmittel sind schnell zur Hand und schon droht ein Imageschaden für Bio.

Es wird nicht leicht sein, eine effektive und internationale Vernetzung privater und staatlicher Kontrollinstanzen zu erreichen hier und sonst wo in der Welt herzustellen. Für die Glaubwürdigkeit der Bio-Branche gibt es aber keine andere Wahl.

Britta Klein, www.aid.de


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Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 39/10 vom 29. September 2010
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Oktober 2010