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DEMOSKOPIE/720: Flüchtlinge - Hälfte der Deutschen gegen Grenzschließung (IPSOS)


Ipsos - Pressemitteilung vom 12. Oktober 2017

Flüchtlinge: Die Hälfte der Deutschen ist gegen eine Grenzschließung


Hamburg, 12. Oktober 2017. Knapp die Hälfte (47%) der Deutschen ist laut einer weltweiten Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos gegen eine Grenzschließung für Flüchtlinge. Fast genauso viele würden diesen Schritt jedoch begrüßen (44%). Weltweit liegen die Deutschen damit im oberen Mittelfeld. Weiterhin fürchtet ein Großteil der Deutschen, dass die Aufnahme von Flüchtlingen ein Sicherheitsrisiko mit sich bringt.

• Weltweit würden vier von zehn (39%) Befragte die Grenzen für Flüchtlinge schließen, während die Hälfte (51%) dagegen ist. In der Türkei (63%) und Ungarn (61%) findet sich die größte Zustimmung für die Grenzschließung. In Spanien (31%) und Großbritannien (32%) ist die Zustimmung im europäischen Vergleich am geringsten.

• Drei Viertel (76%) der Deutschen fürchten, dass Terroristen sich als Flüchtlinge tarnen, um ins Land zu kommen. Weltweit teilen diese Sorge sechs von zehn (69%) Befragte. In der Türkei und Russland (je 82%) ist die Befürchtung weltweit am weitesten verbreitet. In Spanien (19%) und Serbien (36%) denken die wenigsten so.

• Die Mehrheit (54%) der Deutschen denkt, die meisten Flüchtlinge seien in Wirklichkeit keine, sondern lediglich wegen der besseren ökonomischen Situation ins Land gekommen. Diese Meinung vertreten weltweit ähnlich große Teile der Bevölkerung. (53%).

• Knapp vier von zehn (37%) Deutschen glauben, dass sich die Flüchtlinge in Deutschland erfolgreich integrieren werden. Eine Mehrheit von 53 Prozent ist davon nicht überzeugt, jeder Zehnte (10%) ist sich unsicher. In Belgien (63%) und der Türkei (69%) zweifeln weit mehr Menschen an einer erfolgreichen Integration.

Generell ist die Einstellung zu Migration weltweit eher pessimistisch.

• Lediglich einer von fünf Deutschen (18%) glaubt, dass Migration einen positiven Einfluss auf das Land hat. Damit liegen die Deutschen im globalen Durchschnitt (21%). In Großbritannien sind dagegen vier von zehn (40%) von einem positiven Effekt überzeugt.

• Viel mehr hat ein großer Teil (45%) der Deutschen den Eindruck, dass Einwanderung das eigene Land in eine Richtung verändert, die ihnen nicht gefällt. In Italien (63%) und der Türkei (77%) empfinden weltweit am meisten Menschen so.

• Acht von zehn (85%) Deutschen haben zudem das Gefühl, dass die Zahl der Einwanderer in den letzten fünf Jahren größer geworden ist. Vor fünf Jahren nahmen das noch 22 Prozent weniger wahr (2011: 63%). Nur in Schweden (2017: 90%) ist diese Wahrnehmung in der Bevölkerung noch höher angestiegen (+ 24%/ 2011: 66%).

• Jeder zweite Befragte (48%) weltweit denkt, es gebe zu viele Einwanderer in seinem Land. Das deckt sich auch mit der Meinung der Deutschen (50%). In der Türkei (83%), Italien (66%), Südafrika und Russland (je 62%) ist die Zahl weit größer.

• Für die ökonomische Situation des Landes sei Migration positiv, denkt ein Viertel (27%) der Deutschen. In Großbritannien stimmen dem sogar 47 Prozent der Befragten zu, in Ungarn und Russland dagegen lediglich 9 Prozent. Ein Drittel (30%) der Deutschen glaubt, dass Migranten es für Einheimische schwerer machen, einen Job zu finden. In der Türkei (78%) und Russland (64%) herrscht dieser Gedanke weltweit am stärksten vor. Einwanderer mit einer höheren Bildung bevorzugt ins Land zu lassen, befürworten vier von zehn (42%) Deutschen.

Dr. Robert Grimm, Leiter der Politik- und Sozialforschung bei Ipsos Deutschland, zu den Ergebnissen: "Die Deutschen wollen eine klare Strategie in der Flüchtlingspolitik. Noch immer überwiegen diejenigen, die offene Grenzen befürworten, wenn auch nur zu einem kleinen Anteil. Doch die Aufnahmebereitschaft ist begrenzt und viele sind der Meinung, dass es Menschen gibt, die als Flüchtlinge verkleidet mit böswilligen Absichten nach Deutschland einreisen, um dem Land mit terroristischen Anschlägen Schaden zuzufügen. In der Konsequenz heißt das, dass eine proaktive Begrenzung der Anzahl von Migranten und der Berücksichtigung der Motive für die Einreise nach Deutschland aus Sicht der Bürger Priorität haben muss. Kurz, die Deutschen wünschen sich eine verstärkte Grenzkontrolle und eine geordnete Migrationspolitik. Um das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen, wird die Politik in den kommenden Jahren hier überzeugen müssen."


Steckbrief:

Insgesamt wurden im Rahmen dieser Studie 17.903 Interviews durchgeführt unter Personen zwischen 16 und 64 Jahren (USA und Kanada: 18-64).

Feldzeit: 24. Juni bis 8. Juli 2017

Diese Studie wurde über das Ipsos Online Panel in insgesamt 25 Ländern durchgeführt: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Kanada, Mexiko, Neuseeland, Peru, Polen, Russland, Schweden, Serbien, Spanien, Südafrika, Südkorea, Türkei, Ungarn, USA. Die Daten wurden anhand der jeweils aktuellsten Zensusdaten nach demographischen Merkmalen gewichtet, um eine Annäherung an die Grundgesamtheit zu gewährleisten. Acht der untersuchten Länder (Brasilien, China, Indien, Mexiko, Peru, Russland, Südafrika und die Türkei) haben eine niedrige Internetdichte und repräsentieren bei dieser Online-Umfrage daher die Bevölkerung in eher urbanen Gebieten mit eher höherer Bildung und Einkommen als die Gesamtbevölkerung.


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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Oktober 2017

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