Ipsos - Pressemitteilung vom 23. April 2018
Europäer sehen zunehmende Spaltung der Gesellschaft
Drei Viertel der Bevölkerung in 27 Ländern weltweit sind der Meinung, die
Gesellschaft ihres Landes sei gespalten, die Mehrheit glaubt zusätzlich,
sie sei gespaltener als noch vor zehn Jahren. Besonders in Europa herrscht
diese Meinung vor.
Deutsche sehen das größte Konfliktpotenzial in den Unterschieden zwischen
Migranten und in Deutschland geborenen.
Dennoch sieht eine Mehrheit in den meisten Ländern, dass alle Menschen mehr
gemeinsam haben, als Dinge, die sie unterscheiden.
Eine aktuelle Ipsos Studie, die für den britischen Sender BBC in 27 Ländern
durchgeführt wurde, untersuchte weltweit Einstellungen gegenüber
kulturellen und gesellschaftlichen Spannungsfeldern. Danach sind über alle
Länder hinweg drei Viertel (76%) der Befragten der Meinung, die
Gesellschaft in ihrem Land sei gespalten. In Deutschland sehen sogar 81
Prozent eine Spaltung, in Serbien (93%) und Argentinien (92%) sieht man
sich am stärksten von einer Teilung der Gesellschaft betroffen, im
Gegensatz zu Saudi Arabien (34%), China (48%) und Japan (52%) mit
unterdurchschnittlichen Zustimmungswerten.
Mehr als in anderen Ländern, empfinden die Befragten in Europa die gesellschaftliche Spaltung heute stärker als noch vor 10 Jahren. Während diese Meinung weltweit im Durchschnitt 59 Prozent der Befragten teilen, sehen in Deutschland, Schweden, Italien und Großbritannien jeweils 73 Prozent eine Zunahme der Spaltung in ihrem Land, in Spanien sind es sogar 77 Prozent.
Über alle 27 Länder hinweg werden Spannungen zwischen Menschen mit verschiedenen politischen Ansichten gesehen, 44 Prozent sind dieser Meinung, vor allem in Malaysia (74%) und Argentinien (70%) denkt man so. In Deutschland teilt jeder dritte Befragte (33%) diese Ansicht. Deutlich größer ist allerdings der Anteil derjenigen, die meinen, das größte Konfliktpotenzial läge zwischen Immigranten und in Deutschland geborenen Menschen. Mit 46 Prozent Zustimmung reiht sich Deutschland in eine Reihe europäischer Länder ein, die hier ebenfalls Höchstwerte vergeben: Italien (61%), Großbritannien (50%) Schweden (49%), Frankreich (45%). An zweiter und dritter Stelle stehen in diesen Ländern nach Ansicht der Befragten Spannungen zwischen verschiedenen Religionen (Deutschland 37%) und verschiedenen Ethnien (35%). In China und Russland sieht man die größten Konflikte eher an anderer Stelle, nämlich zwischen Arm und Reich, jeweils zwei Drittel (65%) der Befragten sehen hier ein Topthema.
Jeder zweite Deutsche (47%) bezeichnet seine Landsleute als tolerant gegenüber Menschen mit anderer Herkunft, oder anderen Ansichten. Damit liegt Deutschland etwa im Mittelfeld der 27 befragten Länder. Deutlich schlechter ist es mit der Toleranz in Ungarn (16%), Südkorea (20%), Brasilien (29%) und Polen (30%) bestellt. Am tolerantesten schätzen sich mit großem Abstand die Kanadier ein (74%). Dass die Menschen in ihrem Land in den letzten zehn Jahren toleranter geworden sind, glaubt nur eine Minderheit der Befragten (30%), in Deutschland ist es nur jeder vierte (24%). Fast jeder zweite Deutsche (48%) meint dagegen, eine abnehmende Toleranz in seinem Land zu spüren.
Trotz abnehmender Toleranz und zunehmender Spaltung, glauben die Menschen in den 27 befragten Ländern mehrheitlich (65%), dass Menschen auf der ganzen Welt mehr Dinge gemeinsam haben, als Dinge, die sie unterscheiden. In Deutschland teilen 61 Prozent diese Meinung, die höchste Zustimmung gibt es in Russland und Serbien (je 81%). Japan (35%), Ungarn (48%) und Südkorea sind pessimistischer eingestellt (49%).
Die Befragung wurde weltweit in 27 Ländern durchgeführt. Zu den Ländern gehören: Argentinien, Australien, Belgien, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Ungarn, Italien, Japan, Kanada, Polen, Serbien, Südkorea, Spanien, Schweden und USA. Die internationale Stichprobe betrug 19.428 Erwachsene im Alter von 16 bis 64 Jahren und in Kanada und den USA 18 bis 64 Jahren. Die Befragung fand zwischen dem 26. Januar und 09. Februar 2018 statt.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. April 2018
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