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ENTWICKLUNGSHILFE/443: Armutsfreie Welt bis 2030 - Hochrangiges UN-Panel legt Empfehlungen vor (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 31. Mai 2013

Entwicklung: Armutsfreie Welt bis 2030 - Hochrangiges UN-Panel legt Empfehlungen vor

von Thalif Deen


Bild: © Dionny Matos/IPS

Extreme Armut macht Frauen extrem anfällig für die negativen Folgen des Klimawandels
Bild: © Dionny Matos/IPS

New York, 31. Mai (IPS) - Der von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon vor einem Jahr zusammengestellte Ausschuss eminenter Persönlichkeiten für die Aufstellung sogenannter Nachhaltigkeitsziele hat seinen Bericht vorgelegt. Dem 27-köpfigen Expertenteam zufolge hängt der Erfolg der Post-2015-Entwicklungsagenda zur Armutsbekämpfung entscheidend davon ab, wie der Mensch mit der Natur umgeht.

"Dieser Bericht gibt den Fahrplan zur Bekämpfung der extremen Armut bis 2030 vor", erklärte der britische Premierminister David Cameron, der mit den beiden Staatschefs Ellen Johnson Sirleaf (Liberia) und Susilo Bambang Yudhoyono (Indonesien) den Vorsitz des Panels führt.

"Wir brauchen eine globale Partnerschaft, um die derzeitigen Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Wir müssen uns der Ursachen der Armut annehmen und für eine nachhaltige Entwicklung eintreten", sagte Cameron.

Übergeordnetes MDG der im Jahr 2000 beschlossenen Entwicklungsagenda ist die Bekämpfung der extremen Armut bis 2015. Doch die globale Wirtschafts- und Finanzkrise und die damit einhergehenden Sparmaßnahmen in den letzten Jahren haben die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft, dieses Ziel zu erreichen, erheblich geschwächt.

Trotz einiger bescheidener Erfolge leben immer noch mehr als 1,4 Milliarden von insgesamt sieben Milliarden Erdenbürgern unterhalb der Armutsgrenze von 1,25 US-Dollar und in ständiger Gefahr, zu verhungern. Die Empfehlungen des hochrangigen Panels sollen in den Post-2015-Entwicklungsplan einfließen. Ein entsprechender Bericht wird UN-Generalsekretär Ban Ki-moon den UN-Mitgliedstaaten im September vorlegen.


Klimawandel abbremsen

Dem Report des UN-Panels zufolge gilt es dafür Sorge zu tragen, dass alle Menschen in den Genuss grundlegender wirtschaftlicher Möglichkeiten und Menschenrechte kommen. Es gelte einen tiefgehenden wirtschaftlichen Transformationsprozess in Gang zu bringen, der mit Hilfe von Innovationen, Technologie und Unternehmen die extreme Armut beende. "Wir müssen jetzt damit anfangen, den Klimawandel abzubremsen, der die Menschheit vor beispiellose Herausforderungen stellt", warnte der Bericht.

Manish Bapna, Geschäftsführer des 'World Resources Institute' bezeichnete im Gespräch mit IPS die Empfehlungen des Expertenausschusses als Durchbruch, da er die Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt seiner Entwicklungsagenda gestellt habe. "Die Verringerung der Armut und der nachhaltige Umgang mit der Natur werden untrennbar miteinander in Beziehung gesetzt."

Babatunde Osotimehin, Exekutivdirektor des UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA), begrüßte gegenüber IPS die Forderung der eminenten Persönlichkeiten, den Menschen und seine Wirtschafts- und Menschenrechte in den Mittelpunkt der nächsten Entwicklungsagenda zu stellen. "Ebenso begrüßen wir, dass Frauen und Mädchen die gleichen Rechte haben sollten und befähigt werden müssen, in ihren Gesellschaften Führungsrollen zu übernehmen."

In die Gesundheit von Mädchen und Frauen zu investieren, sei auch wirtschaftlich eine kluge Entscheidung, so Osotimehin. "Wir unterstützen ferner die Forderungen nach einer Verringerung der Müttersterblichkeit und der Einhaltung aller sexuellen und reproduktiven Rechte."

Wie Amy Barry, Leiterin von 'Consultancy for Good Causes', einer Beratungsagentur mit Schwerpunkt auf Medien und Entwicklung, erklärte, hebt die neue Entwicklungsagenda viel stärker als ihre Vorgängerin auf verlässliche Daten ab. Einer der Gründe, warum die MDGs nicht fristgerecht bis 2015 erreicht werden könnten, sei der Mangel an Transparenz und Partizipation.


Ungleichheit angehen

"Dieser Bericht ist ein wichtiger Beitrag zum Post-2015-Prozess", meinte auch Stephen Hale von der Hilfsorganisation 'Oxfam International' mit Sitz in London. "Wir hoffen, dass er als Ausgangspunkt für die weiteren Verhandlungen genutzt wird." Gleichzeitig forderte Oxfam die internationale Gemeinschaft auf, im Interesse einer gerechten und nachhaltigen Entwicklung auf die zunehmende Ungleichheit der Einkommen zu reagieren. "Ohne die Bemühungen, die soziale und wirtschaftliche Ungleichheit zu verringern, wird jeder Fortschritt unterwandert."

In den letzten 20 Jahren konnte das eine Prozent der weltreichsten Menschen der Welt seine Einkommen um 60 Prozent steigern, und die 100 reichsten Personen der Welt haben im letzten Jahr 240 Milliarden Dollar angehäuft - genug, um die extreme Armut mehr als dreimal auszurotten, wie Hale erklärte. (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.post2015hlp.org/wp-content/uploads/2013/05/UN-Report.pdf
http://www.ipsnews.net/2013/05/u-n-panel-projects-a-poverty-free-world-by-2030/

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IPS-Tagesdienst vom 31. Mai 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juni 2013