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WISSENSCHAFT/1450: Ergebnisse der Sommersitzungen 2019 des Wissenschaftsrats (idw)


Wissenschaftsrat - 15.07.2019

Ergebnisse der Sommersitzungen des Wissenschaftsrats in Gießen (10.-12. Juli 2019)


Der Wissenschaftsrat hat sich auf seinen diesjährigen Sommersitzungen mit der Weiterentwicklung der Friedens- und Konfliktforschung auseinandergesetzt. Darüber hinaus hat das wissenschaftspolitische Beratungsgremium von Bund und Ländern eine Stellungnahme zur Universitätsmedizin Oldenburg - unter Berücksichtigung der European Medical School Oldenburg-Groningen - und zwei Stellungnahmen zu wehrmedizinischen Einrichtungen verabschiedet. Außerdem wurden mehrere Verfahren der (Re-) Akkreditierung nichtstaatlicher Hochschulen beraten.

Das interdisziplinäre Forschungsfeld der Friedens- und Konfliktforschung, das sich mit Ursachen und Folgen von gewaltsamen Konflikten und mit der dauerhaften Stabilisierung von Frieden befasst, sei insgesamt sehr gut aufgestellt, so Martina Brockmeier, die Vorsitzende des Wissenschaftsrats. In seinen aktuellen Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Friedens- und Konfliktforschung führt der Wissenschaftsrat aus, wie sich das große Potenzial in Forschung und Politikberatung noch besser ausschöpfen ließe. Hierfür spricht er sich unter anderem für eine bessere Vernetzung innerhalb des Forschungsfeldes und mit angrenzenden Disziplinen aus - auch um damit die internationale Sichtbarkeit weiter zu erhöhen. Martina Brockmeier: "Wir empfehlen ein zeitlich befristetes Förderprogramm des Bundes, um damit die überregionale Zusammenarbeit der Friedens- und Konfliktforschung in Deutschland maßgeblich zu stärken."

Des Weiteren hat der Wissenschaftsrat auf seinen Sommersitzungen die Stellungnahme zur Weiterentwicklung der Universitätsmedizin Oldenburg unter Berücksichtigung der European Medical School Oldenburg-Groningen (EMS) bewertet. Die EMS hat mit dem Modellstudiengang Humanmedizin ein beeindruckendes Studienangebot etabliert, das heute schon viele Aspekte des Masterplans Medizinstudium 2020 berücksichtigt. Dennoch stehe die Universitätsmedizin Oldenburg vor großen Herausforderungen: "Um die hohen Qualitätsstandards einer Universitätsmedizin erfüllen zu können, bedarf es weiterhin erheblicher Nachbesserungen. Dies betrifft insbesondere die Gestaltung eines tragfähigen Kooperationsmodells mit den externen Krankenhäusern und den Aufbau des wissenschaftlichen Personals, aber auch den Ausbau der informationstechnischen Infrastruktur und Digitalisierung", stellt Martina Brockmeier fest.

Zu einem positiven Begutachtungsergebnis kommt der Wissenschaftsrat bei zwei wehrmedizinischen Einrichtungen, dem Institut für Radiobiologie der Bundeswehr und dem Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, beide in München. In seinen Stellungnahmen konstatiert das Gremium jeweils sehr gute Forschungsleistungen unter schwierigen Bedingungen. Die Expertise der Institute zur Erforschung außerordentlicher Gefahren sei für die Soldatinnen und Soldaten überlebenswichtig, aber auch für die Zivilbevölkerung von großer Bedeutung. Verbesserungsbedarf erkennt der Wissenschaftsrat hingegen bei den Rahmenbedingungen der Institute. So wird dem Bundesministerium der Verteidigung dringend empfohlen, die Personalausstattung der Institute aufzustocken und den Institutsleitungen mehr Mitsprache- und Entscheidungsrechte bei der Personalauswahl einzuräumen.

Auf seinen Sommersitzungen hat der Wissenschaftsrat außerdem sechs Verfahren der Institutionellen Akkreditierung beraten: die Hochschule der Bayerischen Wirtschaft für angewandte Wissenschaften, München wurde erstmals akkreditiert. Reakkreditiert wurden folgende nichtstaatliche Hochschulen: die Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften, Berlin, die DHGS Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport, Berlin, die Fachhochschule der Wirtschaft, Paderborn, die Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft, Berlin, und die Medical School Berlin -Hochschule für Gesundheit und Medizin.

Originalpublikation:
https://www.wissenschaftsrat.de

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Wissenschaftsrat - 15.07.2019

Förderprogramme empfohlen | Wissenschaftsrat plädiert für weitere Stärkung der Friedens- und Konfliktforschung


Mit einem zeitlich befristeten Förderprogramm des Bundes soll die überregionale Zusammenarbeit der Friedens- und Konfliktforschung in Deutschland maßgeblich gestärkt werden. Dafür spricht sich der Wissenschaftsrat in seinen jüngst verabschiedeten Empfehlungen aus.

Zwar sieht er das interdisziplinäre Forschungsfeld, das sich mit Ursachen und Folgen von gewaltsamen Konflikten und mit der dauerhaften Stabilisierung von Frieden befasst, insgesamt sehr gut aufgestellt. Durch eine bessere Vernetzung innerhalb des Forschungsfeldes und mit angrenzenden Disziplinen ließe sich das große Potenzial in Forschung und Politikberatung allerdings noch besser ausschöpfen und die internationale Sichtbarkeit weiter erhöhen. "Diese Vernetzung kann die Friedens- und Konfliktforschung mit ihren oft sehr kleinen, breit über das Bundesgebiet verteilten Standorten nicht aus eigener Kraft erreichen", so Martina Brockmeier, Vorsitzende des Wissenschaftsrats. "Der Bund, der die Beratungsleistungen dieses Forschungsfelds intensiv in Anspruch nimmt, sollte hierbei mit einer zeitlich befristeten Fördermaßnahme unterstützend tätig werden." Aber auch die Länder nimmt der Wissenschaftsrat in die Pflicht. Sie sind aufgerufen zu prüfen, ob sie regionale Kooperationen der Friedens- und Konfliktforschung durch komplementäre Programme weiter stärken können.

Die Friedens- und Konfliktforschung steht seit ihren Anfängen zu Beginn der 1970er Jahre in engem Austausch mit der Politik und berät vor allem mehrere Bundesministerien intensiv. Lange Zeit galt sie als verlängerter Arm der Friedensbewegung und stand unter Ideologieverdacht. "Dieser Vorwurf ist heute nicht mehr haltbar", wie Brockmeier betont. "Die Friedens- und Konfliktforschung ist inzwischen eine empirisch-analytische Wissenschaft, die zu Recht großen Wert auf parteipolitische Neutralität und politische Unabhängigkeit legt." Als wichtigen Ausdruck dieser Entwicklung begrüßt der Wissenschaftsrat die Annäherung an die sicherheitspolitische Forschung.

Insgesamt bescheinigt er der deutschen Friedens- und Konfliktforschung, mit großem Weitblick und der erforderlichen Flexibilität politisch wie gesellschaftlich relevante Themen zu bearbeiten. Die Ergebnisse dieser Forschung werden breit publiziert und stoßen teilweise auch international auf große Aufmerksamkeit. Diese ließe sich nach Einschätzung des Wissenschaftsrats allerdings noch weiter erhöhen, wenn sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler standortübergreifend auf gemeinsame Forschungsstrategien verständigen und zentrale Themen gemeinsam bearbeiten würden. Hier sieht er auch die Forschenden selbst in der Pflicht.

Das Vorbild für eine erfolgreiche überregionale Zusammenarbeit liefert die Friedens- und Konfliktforschung selbst: In der Lehre stimmen sich die derzeit sieben Masterstudiengänge dieses Forschungsfelds an sechs deutschen Universitäten eng miteinander ab und bieten internetgestützt auch regelmäßig gemeinsame Vorlesungen an. Diese Studiengänge sind stark nachgefragt und weisen eine überdurchschnittliche Anzahl ausländischer Studierender auf, wie der Wissenschaftsrat positiv hervorhebt. Zugleich ermuntert er das Forschungsfeld, sich auch auf den folgenden wissenschaftlichen Qualifikationsstufen um eine internationaler ausgerichtete Personalpolitik zu bemühen.

Ungeachtet dieser Verbesserungsmöglichkeiten sieht der Wissenschaftsrat die Friedens- und Konfliktforschung in ihrem politik- und sozialwissenschaftlichen Kern sehr gut für die anstehenden Herausforderungen gewappnet. Dies gilt allerdings weniger für die naturwissenschaftlich-technische Friedensforschung, in der Deutschland früher international führend war und deren strukturelle Situation inzwischen prekär geworden ist. "Angesichts der Gefahr eines neuen Rüstungswettlaufs und neuer technologischer Entwicklungen, die gerade im Cyberraum die Grenzen zwischen zivil und militärisch zunehmend aufheben, ist naturwissenschaftlich-technische Forschung und Politikberatung zwingend erforderlich. Deutschland braucht diese Expertise, um international überzeugend für Abrüstung und Rüstungskontrolle wirken zu können und um Strategien für den Umgang mit neuen Technologien zu entwickeln", unterstreicht Brockmeier. Daher begrüßt der Wissenschaftsrat, dass insbesondere das Auswärtige Amt in jüngster Zeit die Initiative ergriffen hat, um die entsprechende Forschung wieder zu stärken. Um die notwendige naturwissenschaftlich-technische Forschung und Expertise dauerhaft in Deutschland vorzuhalten, hält er allerdings den institutionellen Auf- und Ausbau dieses Teilgebiets der Friedens- und Konfliktforschung an mindestens zwei Standorten für unverzichtbar und empfiehlt Bund und Ländern, hier aktiv zu werden. Zudem fordert er die in jüngerer Zeit neu etablierten Forschungseinrichtungen zur Cybersicherheit auf, vermehrt Fragen der Friedens- und Konfliktforschung zu berücksichtigen.

Handlungsbedarf sieht er schließlich auch im Hinblick auf die Deutsche Stiftung Friedensforschung (DSF). Diese im Jahr 2000 von der Bundesregierung gegründete Fördereinrichtung hat vor allem die Verankerung der Friedens- und Konfliktforschung an deutschen Universitäten erfolgreich unterstützt und fördert kleinere Forschungsprojekte, die oftmals den Grundstock für anschließende größere Vorhaben bilden. Da diese Förderung des Forschungsfelds bislang nahezu ausschließlich aus den Erträgen des Stiftungskapitals (rund 27 Millionen Euro) erfolgt, engt die anhaltende Niedrigzinsphase den Handlungsspielraum der DSF spürbar ein. Der Wissenschaftsrat appelliert daher an die Bundesregierung und den Deutschen Bundestag, die finanzielle Ausstattung der DSF rasch merklich zu verbessern. Um die unabdingbare politische Unabhängigkeit zu gewährleisten und die Arbeitsfähigkeit der Stiftung langfristig zu sichern, spricht er sich für eine angemessene Aufstockung des Stiftungskapitals aus.


Originalpublikation:
https://www.wissenschaftsrat.de/download/2019/7827-19.pdf
Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Friedens- und Konfliktforschung (Drs. 7827-19), Juli 2019

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Wissenschaftsrat - 15.07.2019

Wissenschaftsrat | Universitätsmedizin Oldenburg vor großen Herausforderungen


Seit ihrer Gründung 2012 hat die European Medical School Oldenburg-Groningen mit dem Modellstudiengang Humanmedizin ein beeindruckendes Studienangebot etabliert, das heute schon viele Aspekte des Masterplans Medizinstudium 2020 berücksichtigt. Das Curriculum überzeugt vor allem durch die Integration moderner Lehr-Lernmethoden, die konsequente wissenschaftliche Ausbildung sowie die frühe und umfangreiche Einbindung von Lehrpraxen.

Ein großes Potenzial für die Medizinerausbildung bietet auch die Verbindung zu den Naturwissenschaften mit ihrem kompetenten technischen Angebot. So gehört die starke Forschung auf dem Gebiet der Neurosensorik und Hörforschung von Beginn an zu den profilbildenden Merkmalen der Universitätsmedizin Oldenburg.

In seiner aktuellen Stellungnahme hat der Wissenschaftsrat die Weiterentwicklung der Universitätsmedizin unter besonderer Berücksichtigung der European Medical School Oldenburg-Groningen umfassend begutachtet. "Insgesamt konnte die Universitätsmedizin Oldenburg wesentliche Stärken ihres Gründungskonzepts, nämlich die Erprobung neuer Wege in der universitätsmedizinischen Lehre sowie die Forschung im Bereich der Lebenswissenschaften, in den vergangenen Jahren weiter untermauern", so Martina Brockmeier, die Vorsitzende des Wissenschaftsrats. "Um allerdings die hohen Qualitätsstandards einer Universitätsmedizin erfüllen zu können, bedarf es weiterhin erheblicher Nachbesserungen. Dies betrifft insbesondere die Gestaltung eines tragfähigen Kooperationsmodells mit den externen Krankenhäusern und den Aufbau des wissenschaftlichen Personals, aber auch den Ausbau der informationstechnischen Infrastruktur und Digitalisierung." Von hoher strategischer Bedeutung für die Weiterentwicklung der Universitätsmedizin Oldenburg wird zudem die Kooperation mit der Universität Groningen sein. "Mit der Universität Groningen verfügt die Universitätsmedizin über eine starke und anerkannte Partneruniversität, die mit ihrer Erfahrung maßgeblich zum Erfolg des gemeinsam verantworteten Modellstudiengangs beigetragen hat. Darüber hinaus", so Brockmeier weiter, "sind die Kooperationsmöglichkeiten in Forschung und Krankenversorgung aber noch nicht konsequent genutzt worden."

Für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Universitätsmedizin Oldenburg sieht der Wissenschaftsrat auch das Land in der Pflicht, den Standort sowohl finanziell zu unterstützen, als auch bei der Entwicklung geeigneter rechtlicher und organisatorischer Rahmenbedingungen eng zu begleiten.


Originalpublikation:
https://www.wissenschaftsrat.de/download/2019/7865-19.pdf
Stellungnahme zur Weiterentwicklung der Universitätsmedizin Oldenburg unter Berücksichtigung der European Medical School Oldenburg-Groningen (EMS) (Drs. 7865-19), Juli 2019

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Wissenschaftsrat - 15.07.2019

WR | Zwei wehrmedizinische Einrichtungen positiv begutachtet - Sehr gute Forschung unter schwierigen Bedingungen


Die beiden Münchener Institute für Radiobiologie und für Mikrobiologie der Bundeswehr werden immer dann aktiv, wenn es um außerordentliche Gefahren geht. Eine ihrer zentralen Aufgaben ist es beispielsweise zu klären, ob Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr unter Umständen Angriffen mit nuklearen oder biologischen Kampfstoffen ausgesetzt wurden - im Ernstfall müssen die Institute entsprechende Behandlungsmaßnahmen einleiten.

"Da sich die Bundeswehr in wachsendem Maße in Auslandseinsätzen engagiert", so Martina Brockmeier, Vorsitzende des Wissenschaftsrats, "ist es nicht auszuschließen, dass sie eines Tages Angriffen mit Waffen dieser Art ausgesetzt sein wird. Dann ist die Expertise beider Institute für die Soldatinnen und Soldaten überlebenswichtig." Aber auch Zivilistinnen und Zivilisten profitieren bei Unfällen, Seuchen oder terroristischen Anschlägen von der Unterstützung durch beide Institute. So hat das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr zur Diagnostik des Ebolavirus in Afrika beigetragen. "Diese Kompetenz beruht bei den Instituten für Radiobiologie und für Mikrobiologie der Bundeswehr auf guter bis sehr guter Forschungsarbeit. Seit den letzten Evaluationen vor rund zehn Jahren sind in beiden Instituten deutliche Leistungssteigerungen und ein verbessertes Qualitätsmanagement festzustellen. Empfehlungen zur Weiterentwicklung ihrer Forschung und wissenschaftsbasierten Dienstleistungen waren deshalb kaum erforderlich; wichtig wäre es allerdings, die Forschungsplanung beider Institute noch stärker zu fokussieren.

Verbesserungsbedarf erkennt der Wissenschaftsrat hingegen erneut bei den Rahmenbedingungen der Institute. So wird dem Bundesministerium der Verteidigung dringend empfohlen, die Personalausstattung der Institute aufzustocken und den Institutsleitungen mehr Mitsprache- und Entscheidungsrechte bei der Personalauswahl einzuräumen. Als sinnvoll für beide Institute wird es eingeschätzt, einen Forschungsetat einzurichten und ihnen mehr Autonomie zu gewähren. Angesichts der starken Asbestbelastung des Gebäudes für das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr sowie der beengten Raumverhältnisse und unzureichenden Laborbedingungen im Institut für Radiobiologie der Bundeswehr appelliert der Wissenschaftsrat nachdrücklich an das Ministerium, rasch mit dem seit 2002 geplanten Neubau für die Institute zu beginnen.

Darüber hinaus empfiehlt der Wissenschaftsrat dringend, beide Institute mit moderner Informationstechnik, forschungsfreundlichen Internetzugängen und Stellen für IT-Personal auszustatten.


Originalpublikationen:
https://www.wissenschaftsrat.de/download/2019/7825-19.pdf
Stellungnahme zum Institut für Radiobiologie der Bundeswehr (InstRadBioBw), München (Drs. 7825-19), Juli 2019
https://www.wissenschaftsrat.de/download/2019/7826-19.pdf
Stellungnahme zum Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr (InstMikroBioBw), München (Drs. 7826-19), Juli 2019

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Wissenschaftsrat - 15.07.2019

Wissenschaftsrat | Sechs Entscheidungen im Verfahren der Institutionellen Akkreditierung


Auf seinen Sommersitzungen hat der Wissenschaftsrat sechs Verfahren der Institutionellen Akkreditierung beraten, darunter die Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften, Berlin, die DHGS Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport, Berlin, die Fachhochschule der Wirtschaft, Paderborn, die Hochschule der Bayerischen Wirtschaft für angewandte Wissenschaften, München, die Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft, Berlin sowie die Medical School Berlin - Hochschule für Gesundheit und Medizin. Die Ergebnisse im Einzelnen:

Die Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften, Berlin, wird vom Wissenschaftsrat für die Dauer von fünf Jahren mit Auflagen reakkreditiert.

Die Akkon-Hochschule (AH) wurde 2009 als Fachhochschule vom Land Berlin befristet staatlich anerkannt. Die AH bietet ihren rund 680 Studierenden acht Bachelorstudiengänge in den Bereichen Pflege, Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sowie Pädagogik und Soziales an, die in verschiedenen Formaten (Voll- und Teilzeitstudium, berufs- und ausbildungsbegleitend) studiert werden können.

Aus Sicht des Wissenschaftsrats setzt die AH ihr Ziel, durch ihre Studienangebote zur Verbesserung der Versorgung von Menschen in Pflege-, Hilfs- und Notsituationen beizutragen, überzeugend um und leistet damit einen Beitrag zur weiteren Professionalisierung und Akademisierung von Pflege und Bevölkerungsschutz. Die Ausbaupläne der AH, die bis zum Wintersemester 2021/22 u. a. neun zusätzliche Studiengänge sowie eine annähernde Verdopplung der Studierendenzahl vorsehen, werden jedoch als zu ambitioniert bewertet. Die Leitungs- und Organisationsstrukturen werden den Anforderungen des Wissenschaftsrats weitgehend gerecht. Die personelle Ausstattung der AH erachtet der Wissenschaftsrat als überwiegend angemessen. Kritisch zu sehen ist allerdings der geplante personelle Ausbau allein auf der Basis von professoralen Teilzeitstellen. Die Forschungsleistungen an der Hochschule bilden in der Summe eine geeignete Grundlage für die geplante Einführung von Masterstudiengängen, die die AH entsprechend einer Auflage aus dem Akkreditierungsverfahren zunächst zurückgestellt hatte. Zu beanstanden ist die Literatur- und Informationsversorgung der Studierenden sowohl mit Blick auf den Buch- und Zeitschriftenbestand als auch hinsichtlich der Möglichkeiten des Online-Zugriffs.

Seine Reakkreditierungsentscheidung verbindet der Wissenschaftsrat entsprechend mit Auflagen zur Governance sowie zur Personal- und Bibliotheksausstattung. Der Hochschule wird zudem empfohlen, zunächst ihr bestehendes Studienangebot zu konsolidieren, bevor weitere moderate Wachstumsplanungen verfolgt werden.

Die DHGS Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport, Berlin, wird vom Wis-senschaftsrat für die Dauer von fünf Jahren mit Auflagen reakkreditiert.

Die DHGS Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport wurde im Jahr 2007 mit Hauptsitz in Berlin gegründet und im gleichen Jahr als nichtstaatliche Fachhochschule staatlich anerkannt. Neben ihrem Hauptsitz in Berlin betreibt sie Studienzentren in Ismaning und Unna. Die Erstakkreditierung durch den Wissenschaftsrat erfolgte im Jahr 2013, damals noch unter dem Namen H:G Hochschule für Gesundheit und Sport. Gegenwärtig sind 1.140 Studierende an der Hochschule eingeschrieben; es werden drei Bachelor- und drei Masterstudiengänge angeboten.

Der DHGS ist es gelungen, sich in den vergangenen Jahren mit ihren Bachelor- und Masterangeboten erfolgreich am Markt zu etablieren. Der Schwerpunkt liegt auf der anwendungsorientierten Forschung und Lehre in den Bereichen Gesundheit und Sport. Durch das dem Blended Learning-Ansatz verhaftete semi-virtuelle Studienformat verfügt die Hochschule über ein attraktives Studienangebot für berufstätige Studierende und Studierende in besonderen Lebenslagen. Der Wissenschaftsrat würdigt, dass durch die Einführung verschiedener Professurmodelle eine Anreizstruktur zur Steigerung der Forschungsaktivitäten geschaffen wurde und ein jährliches Forschungsbudget aus Eigenmitteln bereitgestellt wird. Mit Blick auf die vorhandenen sowie die geplanten Masterstudiengänge muss die DHGS ihre Forschungsleistungen jedoch weiter steigern. Zudem werden die mit der Hochschulförmigkeit verbundenen personellen Anforderungen im Bereich der hauptberuflichen Professorenschaft gegenwärtig nicht erfüllt. Verbesserungsbedarf besteht des Weiteren im Bereich der Governance und der Literaturversorgung.

Der Wissenschaftsrat verbindet seine Reakkreditierungsentscheidung mit Auflagen zur Grund- und Berufungsordnung, zur Personalausstattung, zur Außendarstellung, zu den Forschungsleistungen sowie zum Bibliotheksetat.

Die Fachhochschule der Wirtschaft, Paderborn, wird vom Wissenschaftsrat unter Auflagen für fünf Jahre reakkreditiert. Bei fristgerechter Erfüllung der Auflagen verlängert sich der Reakkreditierungszeitraum auf zehn Jahre.

Die Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) ist eine im Jahr 1992 gegründete und seit 2001 unbefristet staatlich anerkannte Fachhochschule mit weiteren Standorten in Bielefeld, Bergisch Gladbach, Mettmann und dem Studienort Marburg. Sie bietet ihren rund 2.200 Studierenden duale Bachelorstudiengänge und berufsbegleitende Masterstudiengänge in den Bereichen Betriebswirtschaft und Informatik an.

Der Wissenschaftsrat würdigt das schlüssige Profil der FHDW. Die Hochschule zeichnet sich durch ihre ausgeprägte Zielgruppen- und Serviceorientierung aus, ihr Unternehmensnetzwerk ist umfangreich und gefestigt. Sie verfügt über hochschuladäquate Leitungsstrukturen und eine effektive Binnenorganisation. Um dem potenziellen Risiko einer wissenschaftsfremden Einflussnahme auf die akademischen Angelegenheiten der Hochschule vorzubeugen, sind jedoch noch punktuelle Änderungen an den Ordnungen erforderlich. Kritisch ist die Umsetzung des Gleichstellungskonzepts zu bewerten. Der Umfang des hauptberuflichen professoralen Personals entspricht den Anforderungen des Wissenschaftsrats. In der Lehre wird die Hochschule ihrem berufsorientierten Profil vollständig gerecht. Die Rahmenbedingungen für die Forschung sind als förderlich und die Forschungsleistungen mit Blick auf den institutionellen Anspruch in der Summe als angemessen einzuschätzen. Als verbesserungswürdig stellt sich der zeit- und ortsunabhängige Zugang zu aktueller, forschungsbezogener Literatur dar.

Der Wissenschaftsrat verbindet seine Entscheidung daher mit Auflagen zur Grund- und Berufungsordnung, zur Gleichstellung sowie zur Literaturversorgung.

Die Hochschule der Bayerischen Wirtschaft für angewandte Wissenschaften, München, wird vom Wissenschaftsrat für die Dauer von zunächst drei Jahren mit Auflagen akkreditiert. Bei fristgerechter Erfüllung von Auflagen verlängert sich der Akkreditierungszeitraum auf fünf Jahre.

Die Hochschule der Bayerischen Wirtschaft für angewandte Wissenschaften (HDBW) ist eine im Jahr 2014 gegründete und seither befristet staatlich anerkannte Fachhochschule. Sie wurde mit dem Ziel gegründet, Unternehmen der bayerischen Wirtschaft bei der Deckung ihres Fach- und Führungskräftebedarfs zu unterstützen. Ihren rund 420 Studierenden bietet sie praxisorientierte Studienangebote in den Bereichen Wirtschaft und Technik, im dualen und nicht-dualen Vollzeit- sowie berufsbegleitenden Format an. Neben dem Hauptstandort München verfügt die Hochschule über zwei Studienzentren in Bamberg und Traunstein.

Der Wissenschaftsrat würdigt, dass sich die HDBW in der kurzen Zeit ihres Bestehens als Fachhochschule mit einem stimmigen Profil etablieren konnte. Die Studienzentren werden von den Studierenden bislang allerdings wenig angenommen. Leitungs- und Organisationsstrukturen an der HDBW sind in vielen Bereichen hochschuladäquat geregelt. Der Umfang des hauptberuflichen professoralen Personals entspricht in der Summe den Anforderungen des Wissenschaftsrats. Die an der HDBW beschäftigten Professorinnen und Professoren decken allerdings noch nicht alle relevanten Fachrichtungen der Studiengänge ab und erbringen nicht mehrheitlich die Lehre in allen Studiengängen und an allen Standorten. Die Forschung ist bislang wenig entwickelt. Die Literaturversorgung, insbesondere an den Studienzentren, ist im Bereich der Fachdatenbanken und weiterer elektronischer Ressourcen ausbaubedürftig.

Der Wissenschaftsrat verbindet die Akkreditierungsentscheidung mit Auflagen zur Anpassung der Ordnungen, zur Lehrabdeckung, zur Erstellung von Standort-, Gleichstellungs- und Bibliothekskonzepten sowie zum Ausbau des professoralen Personals und der Forschung.

Die Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft, Berlin, wird vom Wissenschaftsrat unter Auflagen für die Dauer von zunächst drei Jahren reakkreditiert. Bei fristgerechter Erfüllung von Auflagen verlängert sich der Reakkreditierungszeitraum auf fünf Jahre.

Die Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) ist eine seit 2009 staatlich anerkannte Fachhochschule mit Hauptsitz in Berlin und weiteren Standorten in Köln und Frankfurt a. M. Die HMKW bietet ihren rund 1.630 Studierenden vier Bachelor- und fünf Masterstudiengänge an. Eine Besonderheit ist das duale Bachelorangebot, das in acht Semestern zu einem Hochschulabschluss und einem IHK-Abschluss führt.

Der HMWK ist es mit ihrem Studienangebot gelungen, in den vergangenen Jahren einen kontinuierlichen Studierendenaufwuchs zu realisieren. Die ausgeprägte Praxisrelevanz des Studienangebots, das sich schlüssig in das Profil der Hochschule einfügt, wird gewürdigt. Die Ausgestaltung der dualen Studienvariante entspricht weitgehend den Anforderungen des Wissenschaftsrats an ein duales Studium. Die HMKW verfügt für eine Hochschule dieser Größenordnung zwar über einen vergleichsweise großen professoralen Personalbestand. Kritisch ist jedoch, dass die hauptberufliche professorale Lehrabdeckung im akademischen Jahr 2018 in mehreren Studiengängen unter den vom Wissenschaftsrat geforderten 50 % lag. Die an der HMKW etablierten Leitungs- und Selbstverwaltungsstrukturen entsprechen in einigen Aspekten nicht den Anforderungen des Wissenschaftsrats. Problematisch ist auch, dass die Forschung noch nicht den Stellenwert erreicht, der mit Blick auf den institutionellen Anspruch einer Hochschule mit Masterangeboten zu erwarten wäre. Die räumliche und sächliche Ausstattung an den Standorten Berlin und Köln ist für den Studienbetrieb angemessen. Der noch junge Standort Frankfurt a. M. verfügt bislang nur über eine technische Basisausstattung, soll aber in Kürze ausgebaut werden.

Der Wissenschaftsrat verbindet die Reakkreditierungsentscheidung mit Auflagen zur Eigenständigkeit der Hochschule gegenüber den Betreibern, zur Anpassung der Grund- und Berufungsordnung, zur Abdeckung der hauptberuflichen professoralen Lehre und zur Verbesserung der Forschung.

Die Medical School Berlin - Hochschule für Gesundheit und Medizin wird vom Wissenschaftsrat für fünf Jahre mit Auflagen akkreditiert.

Die Medical School Berlin (MSB) wurde 2012 gegründet und befristet staatlich anerkannt. Ziel der Hochschule ist es, den Herausforderungen im Gesundheitswesen mit durchgängig interdisziplinärem Forschen, Lehren und Lernen zu begegnen. Die MSB besteht aus zwei Fakultäten mit unterschiedlichem institutionellem Anspruch. An der Fakultät Gesundheitswissenschaften erhebt sie einen fachhochschulischen und an der Fakultät Naturwissenschaften einen universitären Anspruch. Schwerpunkte liegen derzeit in den Bereichen Soziale Arbeit und Psychologie. Die Hochschule verfügt über eine Psychotherapeutische Hochschulambulanz und das Institut für Integrative Psychotherapieausbildung. Weitere Angebote der MSB sind Medizinpädagogik, Heilpädagogik und Medizincontrolling. Im Wintersemester 2018/19 waren 36 Professorinnen und Professoren an der Hochschule beschäftigt und rund 1400 Studierende eingeschrieben.

Die MSB hat sich in den sieben Jahren ihres Bestehens rasant entwickelt. Sie hat Studienprogramme profilgemäß konzipiert und erfolgreich am Markt platziert. Das Wachstum an Studierenden ging mit einem adäquaten Aufwuchs an Professuren einher. Die fachlichen Kernbereiche sind ebenso professoral abgedeckt wie die Mehrzahl der Lehrveranstaltungen. Vereinzelt konnte die Hochschule ausgewiesene Forscherinnen und Forscher berufen. Für die nun anstehende Konsolidierungsphase kann die Forschungsstrategie das erreichte Forschungsniveau jedoch nicht nachhaltig sicherstellen. In der Governance der MSB ist der akademische Teil des Rektorats zu stärken. Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in nur sehr geringem Maße in der Forschung eingesetzt. Die notwendige Verbindung zwischen der Psychotherapeutischen Hochschulambulanz einerseits und Lehre und Forschung an der Hochschule andererseits ist bislang unzureichend ausgebildet.

Der Wissenschaftsrat verbindet die Akkreditierungsentscheidung daher mit Auflagen zu den normativen Ordnungen, der Personalausstattung und der Psychotherapeutischen Hochschulambulanz.


Originalpublikation:
https://www.wissenschaftsrat.de/download/2019/7836-19.pdf - AH
https://www.wissenschaftsrat.de/download/2019/7830-19.pdf - DHGS
https://www.wissenschaftsrat.de/download/2019/7830-19.pdf - FHDW
https://www.wissenschaftsrat.de/download/2019/7840-18.pdf - HDBW
https://www.wissenschaftsrat.de/download/2019/7832-19.pdf - HMKW
https://www.wissenschaftsrat.de/download/2019/7838-19.pdf - MSB



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilungen unter:
http://idw-online.de/de/institution415

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Wissenschaftsrat, 15.07.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Juli 2019

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