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INTERNATIONAL/007: EU-US-Vetternwirtschaft bei Besetzung von IWF-Chefposten angeprangert (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. Mai 2011

Finanzen: Globale Allianz prangert EU-US-Vetternwirtschaft bei Besetzung von IWF-Chefposten an

Von J. Chandler


Toronto, 26. Mai (IPS/IDN*) - Eine Koalition internationaler Entwicklungsorganisationen hat mit Blick auf die Neubesetzung des Chefpostens des Internationalen Währungsfonds (IWF) ein offenes und transparentes Auswahlverfahren angemahnt. Auch müssten die Europäer ihren Gewohnheitsanspruch auf das hohe Amt aufgeben.

Der Rücktritt des ehemaligen IWF-Direktors Dominique Strauss-Kahn, der in Verdacht steht, in einem Hotel in Washington ein Zimmermädchen sexuell missbraucht zu haben, zwingt die 187 IWF-Mitgliedstaaten dazu, sich inmitten der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise nach einem geeigneten Nachfolger für das Amt des IWF-Direktors umzusehen.

Nach Ansicht des 'Bretton Woods Project, 'Oxfam' und 'Third World Network' und anderen Hilfsorganisationen wird es jedoch höchste Zeit für einen zeitgemäßen und fairen Auswahlprozess. Die Hilfsorganisationen fordern ein Ende des 'Gentlemen's Agreement' zwischen Europa und USA. Es stellt sicher, dass der IWF von einem Europäer und die Weltbank von einem US-Amerikaner geleitet werden.

Der nächste IWF-Direktor müsse aus einem offenen, transparenten und inklusiven Auswahlverfahren hervorgehen, in dem auch Nichteuropäer eine Chance hätten, insistiert Bhumika Muchhala vom Third World Network. Auch gelte es sicherzustellen, dass Kompetenz und nicht Nationalität das entscheidende Auswahlkriterium sei. "Es ist an der Zeit, dass Europäer und USA aus dem schäbigen taktischen Deal aussteigen, der den zwei Weltregionen quasi die Führung von IWF und Weltbank vorbehält."


Kritik an verschlossenen Türen

Die Entwicklungsorganisationen verlangen zudem ein Ende der "Hinterzimmerabsprachen" und eine öffentliche Stimmenauszählung. Auch sind sie der Meinung, dass jeder neu gewählte IWF-Chef die Mehrheit der IWF-Mitgliedsländer hinter sich haben sollte.

Wie Jesse Griffiths vom Bretton Woods Project am 19. Mai erklärte, sollte sich der nächste IWF-Chef mit den Problemen der Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen auskennen, in denen auch die meisten IWF-Projekte durchgeführt werden. Es sollte ihm ferner ein Bedürfnis sein, Ungleichheit und Armut zu bekämpfen.

In einer gemeinsamen Stellungnahme weisen die Entwicklungsorganisationen darauf hin, dass der IWF bereits 2009 in Übereinstimmung mit einer Erklärung der Gruppe der 20 weltgrößten Industrie- und Schwellenländer einem offenen, leistungsbezogenen und transparenten Prozess für die Wahl der IWF-Führung zugestimmt hatte. Doch geschehen sei nichts, monieren sie in dem Papier 'Heading for the right choice?' A professional approach to selecting the IMF boss' zum Anlass der Frühjahrestagung von IWF und Weltbank im April. (Ende/IPS/kb/2011)


* Der von 'Global Cooperation Council' und 'Globalom Media' erstellte Informations- und Analysendienst IDN-InDepthNews ist Partner von IPS-Deutschland.

Links:
http://www.imfboss.org
http://www.brettonwoodsproject.org
http://www.brettonwoodsproject.org/art-568253
http://www.indepthnews.net/news/news.php?key1=2011-05-19%2016:44:12&key2=1

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 26. Mai 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Mai 2011