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STELLUNGNAHME/011: Gegendarstellung zu "German Politician belittles Holocaust" v. B. Weinthal/Jerusalem Post (H. Dierkes)


Gegendarstellung zum Artikel "German Politician belittles Holocaust" ihres Deutschland-Korrespondenten Benjamin Weinthal in der Ausgabe der Jerusalem Post vom 14.03.2010

Von Hermann Dierkes


1. Sie schreiben, ich sei per Video einer Hasstirade gegen Juden und den Staat Israel überführt worden (im Original: "he was caught on video ...")

Richtig ist: Die Veranstaltung im November letzten Jahres wurde von einer Berliner Solidaritätsgruppe im Medienbereich (public solidarity) in Absprache mit mir aufgezeichnet und ins Internet gestellt.


2. Sie schreiben mehrmals, ich hätte mich in Hasstiraden gegen Juden und den Staat Israel ergangen.

Richtig ist: Ich habe auf der Basis von Menschen- und Völkerrecht die Handlungen der israelischen Regierung und Armee kritisiert.


3. Sie schreiben, hätte die Selbstdefinition Israels als jüdischen Staat angegriffen (im Original: "he slammed Israel ...")

Richtig ist: Ich setze mich für ein Israel als modernen Staat für alle seine Bürgerinnen und Bürger ein, weil sich unter seinen Staatsangehörigen auch zahlreiche Nichtjuden befinden und das Aufrechterhalten dieser Staatsdoktrin zu unlösbaren Konflikten führt.


4. Sie schreiben: "Er sagte, die Palästinenser haben das Recht auf bewaffneten Widerstand" und "Dierkes spielte die palästinensischen Raketenangriffe gegen israelische Zivilisten herunter".

Richtig ist: Ich vertrete - in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht - die Position, dass ein unterdrücktes und besetztes Volk das Recht auf Widerstand hat, notfalls auch auf bewaffneten Widerstand. Ich habe auf derselben Veranstaltung den wahllosen Einsatz von selbstgefertigten Raketen auf israelische Zivilbevölkerung kritisiert, weil mit dem humanitären Völkerrecht unvereinbar. Und auch dann, wenn die Opferbilanz im Vergleich zu dem israelischen Massaker an der Zivilbevölkerung in Gaza in keinerlei Verhältnis steht.


5. Unter Berufung auf Herrn Kramer vom Zentralrat verbreiten sie, "Die Tatsache, dass die Nazis versucht haben, das ganze jüdische Volks auszurotten, ist in den Augen von Dierkes nicht einzigartig."

Richtig ist: Ich habe auf der Veranstaltung den Völkermord der Nazis an den europäischen Juden als "Menschheitsverbrechen" bezeichnet, aber gleichzeitig am Beispiel der früheren Sowjetunion mit 21 Mio. Toten daraufhin gewiesen dass es weitere schwerste Verbrechen in der Verantwortung deutscher Regierungen gab, die auffälligerweise seit Langem herunter gespielt werden und aus denen leider bisher nie angemessene Verpflichtungen abgeleitet wurden. Daraus eine Verharmlosung der singulären industriellen Vernichtung von 6 Millionen Juden abzuleiten, ist eine Verdrehung meiner Argumentation.


Ich fordere sie auf, die Gegendarstellung aus Gründen journalistischer Fairness und des Presserechts in einer der nächsten Ausgaben ihrer Zeitung und an vergleichbarer Stelle abzudrucken. Rechtliche Schritte behalte ich mir vor.

Duisburg, den 14.03.2010
gez. Hermann Dierkes


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Quelle:
© 2010 by Hermann Dierkes
Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. März 2010