Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → MEINUNGEN

STANDPUNKT/210: Man lasse Syrien endlich in Frieden leben und arbeiten ... (Falkenhagen/Queck)


Man lasse Syrien endlich in Frieden leben und arbeiten, das ist jetzt das Gebot der Zeit

von Hans-Jürgen Falkenhagen und Brigitte Queck, 24. Juli 2012



Die sog. Freunde Syriens, in Wirklichkeit Erzfeinde des syrischen Volkes, und der ohne jegliche Legitimation und Mandat des syrischen Volkes agierende Syrische Nationalrat arbeiten aber beharrlich weiter an der Erfüllung ihres Auftrags, die politische Lage in Syrien zu destabilisieren und die Terrorangriffe zu intensivieren. Der letzte hinterhältige Terroranschlag galt dem Nationalen Sicherheitshauptquartier in Damaskus, wobei der syrische Verteidigungsminister General Dawood Rajiha, sein Stellvertreter, General Asef Shawkar, sowie der Adjutant des Vize-Präsidenten, General Hassan Turkmani, den Märtyrertod starben. Der Innenminister, Generalleutnant Mohammad al-Shari, wurde verletzt. Der Chef des Nationalen Sicherheitsdienstes, General Hisham Ikhtyar, der zunächst ebenfalls schwer verwundet wurde, ist später seinen schweren Verletzungen erlegen. Das hört sich an, als würden die Terroristen durch immer frechere und unmenschlichere Anschläge die Oberhand gewinnen und diesen Eindruck erwecken auch die westlichen Medien in ihrer gesteuerten Berichterstattung. Doch wie der syrische Informationsminister Al Zoubi dazu zu Recht feststellte, war dies ein neuerlicher verzweifelter Akt des vom westlichen Ausland aus organisierten Terrorismus zur kolonialen Eroberung des freien Syriens. Die ermordeten syrischen Führungskräfte konnten in kürzester Zeit durch ebenfalls hochkompetente Personen ersetzt werden (z. B. neuer Verteidigungsminister ist Fahadi Dschassin al-Fredsch), die jetzt ein härteres und noch entschlosseneres Vorgehen gegen die Terroristen eingeleitet haben. Sollte Assad etwas zustoßen, gäbe es auch für ihn einen kompetenten Ersatz, eine neue Führungskraft, die die Freiheit und Souveränität Syriens genau so effizient zu verteidigen in der Lage ist, wie Assad.

Die Lage in Syrien ist derzeit so, dass die Regierung in Damaskus alle Städte und Ortschaften Syriens mit Ausnahme der von Israel besetzten Golan-Höhen unter fester Kontrolle hat, wenn es auch immer wieder Versuche der Terroristen gibt, in Grenzstädte und Grenzortschaften einzudringen, so z. B. in Aleppo . Die gegen das syrische Volk agierenden von außen eingeschleusten Terroristen haben in letzter Zeit zunehmende schwere Niederlagen und Verluste erlitten. Washington und Tel-Aviv wollen aber mit zäher Hartnäckigkeit und steigendem finanziellem Aufwand am Sturz der legitimen syrischen Regierung dran bleiben. Es soll nicht nur Syrien als Bollwerk des antiimperialistischen Kampfes der Völker der Welt liquidiert werden, man will auch für alle Staaten ein Exempel statuieren nach dem Motto: "Wenn ihr euch gegenüber Washington unbotmäßig verhaltet, können wir euch jederzeit durch eskalierenden Terrorismus den Garaus machen". Das ist eine Warnung für alle Staaten und Völker, für alle demokratischen Regierungen der Welt, für alle echten Volksregierungen! Washington und Tel Aviv sollten aber aufpassen, dass sich der Widerstand der Völker nicht explosionsartig gegen sie und ihre Vasallen selbst richtet. Für den Sturz, z. B. der Regierung in Damaskus, gibt es keinerlei Massenbasis im Volk. Deshalb muss, teils über arabische Feudalherren wie aus Saudi-Arabien und Katar, sowie über arabische gekaufte Verräter, unendlich viel Geld hineingepumpt werden, um den Terrorismus am Laufen zu halten und Terroristen immer teurer einzukaufen, was wiederum zur Verschuldung und Inflation im Westen entscheidend beiträgt. Diesen hoch bezahlten Terroristen nimmt ihre wachsende Erfolglosigkeit trotz des verlockenden Geldes der westlichen Länder die Lust, ihr Leben für die Interessen Washingtons, für die Interessen internationaler Finanz- und Banken-Mafiosis aufs Spiel zu setzen. Da nützt es auch wenig, wenn sich die Terroristen z. B. den anmaßenden Namen "Freie syrische Armee" zugelegt haben. Dieser hat absolut nichts mit dem Begriff Freiheit und Menschenrechten zu tun. Hier wird nackte brutale Gewalt gegen ein freies Volk ausgeübt, um dessen Willen zu wahrer Freiheit, Menschenwürde und Selbstbestimmung zu breche! Das ist so offensichtlich, dass hier auch keine Verlogenheit in der Begriffswahl nützt, um diesen Tatbestand zu verschleiern! Zunehmende Gemeinheit, Niederträchtigkeit, Perfidie, Infamie und Skrupellosigkeit bei der Organisierung von Terror und der Propaganda für die Terroristen wird auf Dauer kein Rezept zum Erfolg sein.

Die syrische Regierung und die syrischen Streitkräfte haben ihre feste Entschlossenheit bekundet, sich auch durch weitere raffiniert auf die syrische Bevölkerung, die bewaffneten Streitkräfte, sowie ihre Führungseliten zielenden Attentate nicht einschüchtern zu lassen. Von einem Schwinden der Macht von Assad oder gar seiner Stunde Null, wie triumphierend im Westen verkündet wird, ist in Syrien nichts zu spüren. im Gegenteil solche infamen Terrorakte steigern nur den Abscheu der Syrier aller Religionen, der Araber und der Völker der Welt auf die Aggressions- und Terrormächte und sind für sie Ansporn, sich dem imperialistischen Zugriff auf Syrien mit noch mehr Entschlossenheit und Kampfesstärke entgegenzutreten. Das lässt auch in den eigenen Reihen des imperialistischen Lagers immer mehr Zweifel an der Richtigkeit der gewählten Gewalt- und Kriegspolitik aufkommen.

Den Terroristen fehlt jegliche Massenbasis und Verankerung im Volk. Für Massenaufstände gegen die volksfeindlichen neoliberalen Regierungen des Westens ist diese Massenbasis aber durchaus vorhanden. Wehe, wenn sich der aufgestaute Volkszorn in den USA, in den EU-Ländern entlädt! Das gilt auch für das frisch von den USA eroberte Libyen, wo inzwischen unter Dschibril eine Washington-hörige Marionettenregierung über gefälschte Wahlen an die Macht gehievt wurde, die jetzt vollends im Dienste der westlichen Energiekonzerne steht.


Wie groß ist für Syrien die Gefahr einer NATO-Aggression von außen?

Diese Gefahr ist nach wie vor groß, aber unmittelbar ist die NATO in ihrer Gesamtstruktur darauf noch nicht militärisch vorbereitet, zumal die Widerstandkraft der syrischen Armee als sehr beträchtlich eingeschätzt wird. Syrien hat zudem Verbündete.

Der einzige NATO-Staat, der gegenwärtig einen Regimewechsel in Syrien unmittelbar militärisch herbeiführen könnte, wäre die Türkei, die von der Idee der Wiedererrichtung des Osmanischen Reiches erfüllt ist. Doch dem steht entgegen, dass die USA als führende NATO-Macht und Aspirant auf die volle Herrschaft über den Nahen und Mittleren Osten, Afrika und Asien der Türkei eine gleichberechtigte analoge Rolle niemals zugestehen würden, schon gar nicht als neoosmanisches Reich. Die Türkei müsste sich im Falle einer bewaffneten Aggression gegen Syrien mit der Rolle zufrieden geben, einen blutigen Stellvertreterkrieg für die USA und Israel zu führen und für diese die Entscheidung für den gewünschten Regimewechsel in Damaskus herbeizuführen. Dann müsste die Türkei allerdings wieder ins "Glied zurücktreten". Sie würde dann selbst endgültig zum gedemütigten und unterdrückten Opfer der USA werden.

Ein Flächenbrand im Nahen Osten wäre im Falle eines NATO-Angriffs in jedem Fall unvermeidlich. Dieser Flächenbrand, wäre auch dann vorprogrammiert, wenn die Türkei bei einem Angriff vorprescht. Die Kurden in Syrien, die dort hohe Autonomie genießen und darüber hinaus auch die Kurden im Irak würden sich gegen die Türken wehren. Auch vom Irak aus würde die schiitische, vom Iran unterstützte Sadre-Bewegung mit ihrer Mahdi-Armee, in den Kampf zugunsten Syriens eingreifen .Das erklärt, warum die Maliki-Regierung in Bagdad an einer friedlichen Lösung in Syrien dringend interessiert ist, weil sie dann von eben dieser mächtigen Sadre-Bewegung und deren kampfstarken Mahdi-Armee sowie von anderen antikolonialen Befreiungskräften bedroht wäre. Damit würde auch die Erdölförderung im Irak, die sich zum größten Teil im Eigentum US-amerikanischer Energiefirmen, befindet, zusammenbrechen.

Im Libanon würde sich die Hisbollah erheben, das Pulverfass Libanon würde explodieren. Die Palästinenser würden neue Aktionsspielräume gewinnen. Russische Truppen würden im Iran einmarschieren. In den arabischen Feudaldynastien würde der Volkszorn gegen ihre feudalen Unterdrücker voll zum Tragen kommen und explodieren. Andererseits besteht seitens der US-Erdölkonzerne langfristig ebenfalls ein Interesse am Sturz der Feudalregimes im Nahen Osten, die die USA an ihrem Erdölprofit derzeit aus taktischen Gründen noch beträchtlich mitprofitieren lassen müssen.

Die Taliban-Bewegung in Afghanistan würde von Iran, von Russland, den mittelasiatischen Saaten und China aus aktiviert werden (es würden also die Retorsionsoptionen, der Russen und Chinesen im Falle der Verletzung ihrer Interessen voll greifen). So könnten weitere Konfliktherde zur Explosion kommen, z. B. der Konflikt zwischen dem Nordsudan und Südsudan.

Auch Israel sollte aus eigenen Vernunftgründen von jeglichem militärischen Eingreifen von den Gollan-Höhen aus absehen. Eine israelische Intervention würde unter den derzeit noch divergierenden arabischen Politikern einen gefährlichen Vereinigungseffekt auslösen und womöglich die Existenz Israels (was nicht im Sinne Israels liegen kann) aufs Spiel setzen.

Sicher geht es bei den ideologischen, politischen und militärischen Auseinandersetzungen auch im Nahen Osten im Großen und Ganzen (durch das US-Finanzkapital ausgelöste und sich vertiefende Weltfinanzkrise) um Sein oder Nichtsein des Kapitalismus und seines Protagonisten USA im Weltmaßstab, den Professor Dr. Albert A. Stahel vom Institut für strategische Studien in der Schweizer Zeitung "Zeitfragen" vom 16. 7.2012 unter :"Der Zerfall der EU und das russisch-deutsche Kondominium über Rest-Europa" u.a. wie folgt ausführt:

"Wegen ihrer finanziellen Verschuldung und ihres machtpolitischen Abstiegs können die USA das aufsteigende China nicht mehr allein eindämmen... Sollte diese Konfrontation noch weiter andauern, dann könnte in Anbetracht der Schwäche der amerikanischen Volkswirtschaft die innere Kohäsion der USA in Frage gestellt sein...

Sollte in Europa das deutsch-russische Kondominium (Szenario) am Widerstand der übrigen europäischen Staaten - Frankreich und Großbritannien - scheitern und in Asien sich die amerikanische Machtpolitik gegenüber China durchsetzen, dann ist denkbar, dass die

USA militärisch und damit auch politisch ihre Hegemonialstellung in der Welt aufrechterhalten können." Das ginge jedoch nur mit einer wachsenden Aufrüstung in den USA, die " die USA wie bisher mit einer weiteren Verschuldung beim Rest der Welt finanzieren" würden."

Hier wird also im sprichwörtlichen Sinne durch einen politischen Strategen die "Katze aus dem Sack gelassen". Es geht den USA und den diese unterstützenden westlichen Finanzoligarchen, auch bei den Auseinandersetzungen in Syrien, NICHT um die Einhaltung von Menschenrechten, sondern um nackte ökonomische Interessen der größten Finanz-Haie und Betrüger der Welt.

Die Friedensbewegung weltweit ist also angehalten, auf friedliche gewaltfreie Lösungen durch faire Verhandlungen auch in Syrien zu drängen. Entscheidend sind dabei die Einhaltung des Völkerrechts, die Beachtung internationaler Normen, wozu die Wahrung der Souveränitätsrechte der Völker, einschließlich des syrischen, libyschen irakischen und afghanischen Volkes, zählt.

Quelle: www.sana.sy

*

Quelle:
Copyright 2012 by Brigitte Queck und Dr. Hans-Jürgen Falkenhagen
mit freundlicher Genehmigung der Autoren


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juli 2012