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NAHOST/1169: Obama und Romney werben um die Gunst der Zionisten (SB)


Obama und Romney werben um die Gunst der Zionisten

Im Kampf um die US-Präsidentschaft dient der Iran als großer Buhmann



Auch wenn die Hauptsorge der amerikanischen Bürger die lahmende Wirtschaft, die wachsende Armut und die steigende Arbeits- und Perspektivlosigkeit im einstigen "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" ist, scheinen sich die Kandidaten für die Präsidentenwahl im November, der demokratische Amtsinhaber Barack Obama und Mitt Romney, der ehemalige republikanische Gouverneur von Massachusetts, auf den Iran und dessen angeblich gefährliches "Atomprogramm" als wichtigstes außenpolitisches Thema geeinigt zu haben. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht beide Politiker ihre Solidarität mit Israel erklären und ihre Bereitschaft, im Notfall den Iran auch militärisch anzugreifen, kundtun.

Mit dem Werben um die Gunst der jüdischen Wähler in den USA hat das wenig zu tun. Diese stellen lediglich zwei Prozent der amerikanischen Bevölkerung dar und die allermeisten von ihnen geben aufgrund ihrer linksliberalen Einstellung traditionell bei Kongreß- und Präsidentenwahlen den Kandidaten der Demokraten ihre Stimme. Der Iran ist deshalb ein großes Thema im US-Wahlkampf, weil die zionistische Lobby in Form des American Israel Public Affairs Committee (AIPAC), das seit Jahren die Politik der israelischen Hardliner um Premierminister Benjamin Netanjahu unterstützt, es so will. Der Kampf um die US-Präsidentschaft kostet sehr viel Geld; Obama hat 2008 als erster Bewerber der Geschichte dafür mehr als eine Milliarde Dollar ausgegeben. Um sich für zionistisch-eingestellte Spender Amerikas attraktiv zu machen, die zur Beeinflussung der Politik sehr viel Geld in Umlauf bringen, kommt man als Bewerber um das höchste Amt im Staat offenbar nicht um die Annäherung bzw. der Übernahme deren aggressiver Position gegenüber dem Iran herum.

Der Besuch Romneys in Israel am 29. und 30. Juli haben dieses Phänomen eindrucksvoll demonstriert. Dort ließ sich der bekennende Mormone in Gesprächen mit Netanjahu, seinem ehemaligen Kollegen aus gemeinsamen Tagen beim Investmenthaus Boston Consulting Group, und dessen Verteidigungsminister Ehud Barak über den jüngsten Stand der "existentiellen Bedrohung" Israels durch den Iran informieren. Er hielt eine flammende Rede über die moralische Verbundenheit der USA mit Israel und bekannte sich zu Jerusalem als dessen ewiger und unteilbarer Hauptstadt. Im berühmten King David Hotel gab Romney am 29. Juli ein Abendessen für 45 ausgewählte jüdisch-amerikanische Spender, die für das Privileg, dabei zu sein, seine Wahlkampfkasse jeweils entweder um 25.000 oder 50.000 Dollar aufstockten. Unter den geladenen Gästen sowohl bei der Rede in Sichtweite des Jerusalemer Tempelberges als auch beim Dinner im König-David-Hotel befand sich Sheldon Adelson. Der schwerreiche Kasinomagnat aus Las Vegas hatte bei den republikanischen Vorwahlen die Kampagne von Newt Gingrich maßgeblich finanziert. Seit dem Ausscheiden des neokonservativen Ex-Kongreßmehrheitsführers vor einigen Monaten ist Sheldon in das Lager Romneys hinübergewechselt und will Presseberichten zufolge 100 Millionen Dollar in dessen Kampf um den Einzug ins Weiße Haus investieren.

Ihrerseits haben sich Obama und seine Berater nicht wenig Mühe geben, dem republikanischen Herausforder die große Israel-Show zu stehlen. Nicht zufällig verlieh der Präsident am 27. Juli in Washington - am Tag bevor Romneys Maschine in Israel landete - mit seiner Unterschrift dem United States-Israel Enhanced Security Cooperation Act of 2012 Gesetzeskraft. Das Gesetz baut die ohnehin umfassende Zusammenarbeit beider Staaten im zivilen und militärischen Bereich weiter aus und erhöht die US-Rüstungshilfe für Israel um zusätzliche 70 Millionen Dollar im Jahr.

Am 29. Juli lancierte die US-Regierung in der linksliberalen israelischen Tageszeitung Ha'aretz eine Geschichte, die den nach dem Treffen Romneys und Netanjahus an diesem Tag zu erwartenden Vorwurf, Obama gehe mit seiner Sanktionspolitik gegenüber dem Iran zu nachsichtig um, als haltlos erscheinen lassen sollte. In dem Ha'aretz-Artikel berichtete Reporter Barak Ravid unter Verweis auf einen nicht namentlich genannten "ranghohen US-Regierungsmitarbeiter", daß Obamas Nationaler Sicherheitsberater, Tom Donilon, bei seinem Israel-Besuch zwei Wochen zuvor Netanjahu die Ausweichspläne des Pentagons für einen Angriff auf den Iran und dessen Atomanlagen vorgelegt und drei Stunden lang erläutert habe. Die Angaben Ravids wurde von Amt des israelischen Regierungschefs sofort energisch dementiert.

Bereits am 26. Juli hatte die pentagoneigene Air Force Times gemeldet, die US-Luftwaffe habe vor kurzem 20 sogenannte "bunkerknackende" Bomben der neuesten Generation in den Dienst gestellt. Dies hatte einen Tag zuvor Michael Donley, der im US-Verteidigungsministerium für die Luftwaffe zuständige Staatssekretär, bei einem Auftritt im Washingtoner Capitol Hill Club bekanntgegeben. Der Massive Ordnance Penetrator (MOP) wiegt 13.608 Kilogramm, ist 6,45 Meter lang, trägt 2.400 Kilogramm Sprengstoff in sich und soll sich angeblich bis zu 60 Meter tief in die Erde bohren können, bevor er explodiert. Mit der ferngesteuerten MOP-GBU-57A/B, deren Entwicklung und Bau durch das Unternehmen Boeing 330 Millionen Dollar gekostet hat, soll die US-Luftwaffe in der Lage sein, die unterirdischen Atomanlagen und Militärbunker des Irans zu zerstören. In die Nähe des Ziels werden die massiven Bomben jeweils paarweise mit Hilfe eines US-Tarnkappenbombers B2 befördert, für den es auf der Erde nur drei Stützpunkte mit klimatisierten Hangars gibt: in Whiteman, Missouri, sowie auf der Pazifik-Insel Guam und auf der Insel Diego Garcia im indischen Ozean.

Am 31. Juli und am 1. August weilt US-Verteidigungsminister Leon Panetta in Israel, wo er sich mit Netanjahu und Barak unter anderem über die Lage in Syrien und die Konfrontation mit dem Iran beraten wird. Wegen des momentanen Stillstands bei den Verhandlungen zur Beilegung des sogenannten "Atomstreits" befürchten viele Beobachter, daß Netanjahu demnächst entweder den israelischen Streitkräften den Befehl zum Angriff auf die Nuklearanlagen der Islamischen Republik erteilen oder unter Androhung derselben die USA zum militärischen Handeln zwingen wird. In diesem Zusammenhang hat am 28. Juli Shaul Mofaz, Anführer der israelischen Oppositionspartei Kadima, schwere Vorwürfe gegen Netanjahu und Barak erhoben. In einem Interview mit dem israelischen Sender Channel 2 bezeichnete er das Aufbauschen des Irans zur "existentiellen Bedrohung" Israels als "manipulativ". Der ehemalige Verteidigungsminister riet dringend von einem Präemptivangriff auf den Iran ab, weil eine solche Aktion "katastrophale" Folgen für Israel hätte. Leider sieht es so aus, als wären es die Kriegsfalken in Israel und den USA, die in der Iran-Frage derzeit das Sagen haben.

31. Juli 2012