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BERICHT/091: John Holloway - Wir sind die Krise des Kapitalismus (SB)


Diskussion im Centro Sociale in Hamburg am 8. Dezember 2011

John Holloway - Foto: © 2011 by Schattenblick

John Holloway
Foto: © 2011 by Schattenblick
Der Vortrag John Holloways löste beim Publikum, ganz im Sinne der von dem irischen Autoren und Aktivisten in besonderer Weise hervorgehobenen Kultur des Fragens, zahlreiche Wortmeldungen aus. Das konnte in Anbetracht des Versuchs, den Inhalt eines über 250 Seiten starken Textes, der zentrale Streitpunkte linker Strategie und Theorie gesellschaftlicher Veränderung aufgreift und weiterentwickelt, in einer knappen Stunde auch nur annähernd wiederzugeben, nicht erstaunen. Wie der Versuch, diesen Abend im Hamburger Centro Sociale in Textform zu übersetzen, vor dem Problem steht, den emphatischen und metakommunikativen Anteil des Gesprächs zwischen Holloway und dem Publikum nur mittelbar wiedergeben zu können, so wird jede Debatte, bei der meist fremde Menschen aufeinandertreffen, schon von der Unverbindlichkeit der Situation begrenzt.

Demgegenüber steht im Falle Holloways allerdings die Betonung eines subjektiven Tuns, das schon im Drängen darauf, über sich hinauszuweisen, Fragen aufwirft, Wirkungen freisetzt, Veränderungen provoziert. Sein Bemühen, von einer Situation des Über-etwas-Sprechens zum Dialog zu gelangen, könnte bereits als Ausgangspunkt der Überschreitung fremdbestimmter Vergesellschaftung verstanden werden. Die im Buch "Kapitalismus aufbrechen" unter Verweis auf Marx erklärte Bedeutung einer Kritik ad hominem, die alle Phänomene auf das menschliche Subjekt zurückführt und damit an die Wurzel seiner gesellschaftlichen Organisation greift, eröffnet den Blick auf die Formation gesellschaftlicher Verhältnisse von der Basis der abstrakten Arbeit und der Unterwerfung des Menschen unter ihren Verwertungszwang her. Eben dort, so Holloway, läßt sich der Kontrollverlust fremder und widriger Verhältnisse in deren aktive Aufhebung verwandeln.

Dieser fundamentale Ansatz führt bei alternativen Wirtschaftskonzepten, auf die ein Zuhörer hinwies, unmittelbar zu der Frage, inwiefern sie auf die Hilfe des Staates angewiesen wären oder ihn gar zur Grundlage ihrer Verwirklichung erhöben. Diskutiere man über alternative Wirtschaftssysteme, dann sei die Präzisierung dessen, worüber man dabei spricht, sehr wichtig, gab Holloway zu bedenken. In seinem jüngsten Buch kritisiert er den Staat explizit als eine Organisationsform, die die gesellschaftliche Synthese des Kapitalismus in besonders eindeutiger Form betreibt. Als vermeintliche Gesamtheit gesellschaftlicher Bedürfnisse verkannt, halte der Staat den Kampf um Selbstbestimmung in Schach, so daß die Brüche und Risse, in denen die Revolution stattfinde, nicht staatsförmig sein könnten.

Auf die Frage nach der Kollektivität des Widerstandes, die ein Zuhörer stellte, dem Holloways Konzept als zu individualistisch erschien, stellte dieser klar, daß ein bedeutsamer Riß meist auch ein kollektiver wäre. Er erinnerte daran, daß ihm die Occupy-Bewegung, der Aufstand in Argentinien und natürlich die Zapatistas wichtige Beispiele für das seien, worüber er spreche. Andererseits führte er anhand einer Frau, die im Westen Irlands an ihrem Computer die Flüge dokumentierte, mit denen die US-Streitkräfte ihre Gefangenen in die verschiedenen Folterzentren transportierten, aus, daß auch individuelle Aktionen Risse von starker Widerständigkeit erzeugten. Jeder bedeutsame soziale Riß müsse natürlich eine kollektive Anstrengung sein, es komme jedoch darauf an, dies nicht zu fetischisieren und so individuelle Anstrengungen auszublenden.

Die Rolle des Geldes als Mittel zum Verschließen der Risse erläuterte Holloway am Beispiel Griechenlands. Dort habe das Geld mehr als in irgendeinem anderen Ort der Welt seine Maske abgenommen und das dahinterstehende Kommando erteilt: Arbeit, Arbeit, Arbeit, schneller, schneller, schneller. Geld sei zwar ein Zahlungsmittel, aber es sei vor allem ein konstanter Angriff auf uns. Die Dynamik des Wertgesetzes sorge dafür, daß alle menschliche Arbeit in wertproduzierende Arbeit verwandelt wird und dies immer schneller erfolgt. Holloway zeigte sich begeistert über den vieltausendfachen Widerstand, mit dem die griechische Bevölkerung gegen die ihr aufoktroyierte Sparpolitik aufsteht. Gleichzeitig hätten die Finanzmärkte und die mit ihnen verbandelten Politiker deutlich gemacht, daß diese Demonstrationen ihnen nichts bedeuten. Um so mehr gelte es, die Macht und Herrschaft des Geldes zu brechen, und zwar weltweit.

Dies scheine der sozialen Bewegung auf der Zungenspitze zu liegen, doch sie spreche es nicht aus. Es mache keinen Sinn, die Banken anzugreifen, wenn man nicht die Logik des Geldes angreift, so Holloways Kommentar zur Antibankenbewegung der letzten Monate. Es mag lächerlich erscheinen, aber der Angriff auf das Geld sei die einzige Antwort, bekräftigte er, indem er auf die zu schaffenden oder zu erweiternden Zwischenräume im gesellschaftlichen Leben des Kapitalismus, auf die Notwendigkeit, andere Formen des Zusammenhalts zu schaffen, verwies. Das scheine zwar unmöglich zu sein, aber er sehe dazu keine Alternative. Grundsätzlich könne es nicht darum gehen, den Grund der Krise in irgendeinem Exzeß der Banken zu verorten, sondern er sei eingebaut in das Geldverhältnis, in das Verhältnis der Mehrwertproduktion. Dabei handle es sich nicht um ein stabiles Verhältnis, sondern eine permanente Aggression uns gegenüber. Das Kapital greife ständig an, Geld sei die Charaktermaske dieses Angriffs und müsse daher abgeschafft werden.

Lars Stubbe, John Holloway - Foto: © 2011 by Schattenblick

Diskussion auf Englisch ... Lars Stubbe übersetzt
Foto: © 2011 by Schattenblick

Häufig wird der Ansatz Holloways in Verbindung mit der Theorie der Multitude gebracht, in der Antonio Negri und Michael Hard ein netzwerkartig strukturiertes kollektives Subjekt konstituierten, das den marxistischen Klassenbegriff im Sinne einer vielfältigen Gesamtheit von Singularitäten poststrukturalistisch transformiert. In Hamburg konzedierte Holloway zwar, daß es Gemeinsamkeiten zwischen ihrem und seinem Konzept gäbe, etwa in Hinsicht darauf, den Drang, der uns treibt, in selbstbestimmtes Tun zu verwandeln. Dieser von unten geführte Kampf gegen die Homogenisierung abstrakter Arbeit nehme zwar eine Vielzahl von Formen an, doch darauf beschränke sich diese Gemeinsamkeit auch. Als grundlegenden Unterschied zum Ansatz Hards und Negris führte Holloway an, daß er vom Doppelcharakter der Arbeit im Kapitalismus ausgehe, also den Kampf des nützlichen Tuns gegen die abstrakte Arbeit in den Mittelpunkt stelle.

Dementsprechend werde der Kapitalismus nicht von selbst aufbrechen, sondern dies müsse aktiv vorangetrieben werden. Eine andere Gesellschaft könne nur aus dem Widerstand gegen die abstrakte Arbeit erwachsen, aus ihrer konsequenten Negation, die bei aller Bemühung stets mit den Widersprüchen zu kämpfen habe, die der kapitalistischen Vergesellschaftung immanent sind. Die Wahrscheinlichkeit, daß die Occupy-Bewegung sich in das herrschende System reintegrieren lasse, sei natürlich sehr hoch, wie überhaupt die Gefahr, daß unsere Kämpfe wieder in den Kapitalismus integriert werden, immens sei. Man könne sagen, daß eine 99,99prozentige Chance besteht, daß wir es nie schaffen werden, den Kapitalismus zu brechen, aber wenn wir uns heute abend hier versammeln, dann deswegen. Wenn es die winzigste Möglichkeit gäbe, das System zu brechen, dann müsse sie genutzt werden, erklärte Holloway mit einem nüchternen Blick auf das herrschende Gewaltverhältnis, das den Keim seiner Aufhebung stets beinhaltet und daher kein Anlaß zu Passivität und Resignation sein kann. Ihm geht es, so ist auch anderen Schriften Holloways zu entnehmen, nicht darum, Herrschaft zu postulieren und in eine marxistische Klassenkampftheorie einzuhegen, sondern um den Kampf für die Veränderung der Welt, der seiner Ansicht nach vollständig mit der Affirmation abstrakter Arbeit zu brechen hat.

Das Dilemma, das herrschende Gewaltverhältnis zwar überwinden zu wollen, sich jedoch zuvor des Erfolgs dieses Kampfes zu vergewissern, ist eine wirksame Strategie, ihn im Keim zu ersticken. Vergessen wird dabei, daß Erfolg eine Kategorie der Gewinner ist, die gar nicht vorhaben, die Verhältnisse in einem Sinne zu verändern, der sie nicht zuverlässig fortschreibt. Holloway geht demgegenüber von der Wirksamkeit ihrer konsequenten Negation aus, ja er präzisiert den Begriff der Menschenwürde als Entfaltung der Macht des Nein. Wer daran festhält, anstatt sich auf Perspektiven kalkulierbaren Erfolges zu verlegen, geht von nichts anderem als der Inakzeptanz der erlittenen Ohnmacht aus und verschwendet keinen Blick auf Erfolgsaussichten, die im besten Fall ein gutes Ruhekissen sind und im schlimmsten Fall der Aufhebung jeglichen widerständigen Potentials zuarbeiten.

Was tun? Zur Frage der Praxis vor dem Hintergrund ökonomischer Zwänge, die zu abstrakter Arbeit nötigen, schlägt Holloway vor, die Frustration, die entsteht, wenn wir auf unüberwindlich erscheinende Hindernisse bei der Aufhebung dieser Verhältnisse stoßen, fruchtbar zu machen. Zwar habe Ausbeutung einen zentralen Stellenwert, diese Frustation greife jedoch noch früher und sei daher ein einfacherer Weg, den Menschen zu erklären, was so furchtbar am Kapitalismus ist. Wer, wie der Fragesteller, seine Arbeit eigentlich widerwillig verrichte, weil er des Geldverdienens wegen zu ihr genötigt ist, sei sich dieser Frustation sehr bewußt.

Holloway illustriert dies mit einem Beispiel aus dem Aufstand der Jahre 2001 und 2002 in Argentinien. Dort hätte die größte Gruppe der Erwerbslosenbewegung ihre Kampfkraft, die etwa zu Blockaden des Überlandverkehrs führte, dafür eingesetzt, die Regierung zu zwingen, ihrer Forderung nach mehr Jobs zu entsprechen. Die radikaleren Gruppen hielten dem entgegen, daß sie das Arbeitsleben bereits kennen würden und diese Jobs nicht wollten. Sie wollten statt dessen für Aktivitäten kämpfen, die ihnen selbst wichtig und notwendig seien wie etwa die Häuser ihrer Gemeinde zu renovieren, Gemeindeküchen zu etablieren oder auf andere Weise der Gemeinschaft zu nützen. Dieser Forderung weist Holloway für die Zukunft eine ungleich größere Relevanz zu als die klassische Einbindung der Menschen in eine Arbeitsgesellschaft, die ohnehin von wachsender Erwerbslosigkeit und Prekarität gezeichnet ist. In Griechenland wären die Leute dazu gezwungen, andere Formen der Solidarität zu entwickeln wie etwa den gemeinsamen Anbau von Lebensmitteln, um die unmittelbare Not zu lindern.

Holloway hält zwar die Kämpfe um das Recht auf Beschäftigung für sehr verständlich und nachvollziehbar, doch komme man nicht an dem Problem vorbei, daß sie den Bruch mit dem Kapitalismus unmöglich machen. Wer fordert, in das System zurückzukehren, dem wird die Bereitschaft abverlangt, immer härter und schneller zu arbeiten. Demgegenüber eröffne sich die Alternative, die aus diesen Auseinandersetzungen resultierenden Verhältnisse als Beginn des Errichtens einer anderen Welt zu verstehen. Natürlich stelle sich die Frage, ob man diese Alternativen genügend entwickelt habe, um sie als realistischen Vorschlag präsentieren zu können. Zweifellos sei die Art und Weise, in der das Kapital, das Geld, die abstrakte Arbeit uns beherrschen, von extremer Macht geprägt, doch habe die Zahl der Versuche, neue Formen des gesellschaftlichen Lebens auszuprobieren, in den letzten Jahren stark zugenommen. Holloway empfiehlt, sich auf den Antagonismus zwischen nützlichem Tun und abstrakter Arbeit zu konzentrieren, und nicht zu vergessen, daß die besten Antworten Fragen seien.

Eine Zuhörerin machte die Verschränkung antikapitalistischer Kämpfe mit anderen Widerstandsformen, die sich gegen Sexismus, Rassismus oder die Benachteiligung von Frauen in der Erwerbsarbeit richten, zum Thema. Holloway ging darauf mit der Analyse ein, daß die herrschende Gesellschaft auf selbstantagonistische, gegen uns gerichtete Weise organisiert ist. Unser Drang, selbstbestimmte gesellschaftliche Verhältnisse zu etablieren, steht unter dem konstanten Angriff des Geldes und Wertverhältnisses. Der Kampf des Tuns gegen die Arbeit wird für Holloway nicht nur auf dem Feld der Lohnarbeit geführt, sondern auch dort, wo neue Formen des Lebens erkundet werden und die Frage ihrer Durchsetzbarkeit aufgeworfen wird. Diese Kämpfe führten, wie man am Beispiel der Occupy-Bewegung sehen könne, immer auch zu Problemen unter ihren Aktivistinnen und Aktivisten. Der Versuch, sich die Welt wieder anzueignen, erfordere auch, das Verhältnis zwischen Männern und Frauen in einer wünschenswerten Form zu bestimmen, daher handle es sich nicht um getrennte Kämpfe.

Lars Stubbe, John Holloway - Foto: © 2011 by Schattenblick

Eindringlich in Wort und Geste ...
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Abschließend ging Holloway noch einmal auf den Begriff Arbeit ein und verwies auf ihren Doppelcharakter als Gebrauchs- und Tauschwert, den Marx als grundlegend für das Verständnis der politischen Ökonomie erachtete. Wenn er selbst vom Kampf gegen die Arbeit spreche, dann meine er den Kampf gegen die entfremdete oder abstrakte Arbeit, die Lohnarbeit zwar beinhaltet, aber letztlich jede Form warenproduzierender Arbeit betrifft. Indem Holloway die Abstraktion der Arbeit als Antagonismus zum nützlichen Tun, in anderen Worten die Herrschaft des Eigentums über den Gebrauchswert, begreift, stellt er nicht nur den organisierten Widerstand kommunistischer Parteien, die das Erringen der Staatsmacht anstreben, zur Disposition der Frage nach künftigen Formen des Widerstands. Er wendet sich auch an den einzelnen Menschen in der Ambivalenz seiner Lebenspraxis, einem System gesellschaftlicher Reproduktion zu unterliegen und dessen zerstörerischen Charakter zugleich zutiefst abzulehnen.

Wir selbst sind die Krise des Kapitalismus, erklärte Holloway im Zusammenhang mit der Verdichtung der Ausbeutungsintensität und dem Widerstand, mit dem sich der Mensch seiner Einspeisung in die große Maschine widersetzt. Wir sind die Krise des Kapitalismus, weil wir den Kapitalismus erschaffen und es darum geht, dies nicht mehr zu tun. Weist Holloway mit radikaler Subjektivität über die Totalität dieses Zwangsverhältnisses hinaus, dann wirft das die Frage auf, in welcher Weise wir es in der eigenen sozialen Praxis reproduzieren. In der affirmativen Gesellschaftstheorie der Sozialingenieure nimmt der Anspruch der Partizipation einen hohen Stellenwert bei der Herstellung gesellschaftlicher Kohäsion ein. Teilhaberschaft heißt jedoch auch, teilbar zu sein und in der Atomisierung vollends von den herrschenden Verhältnissen überwältigt zu werden.

Die Stärke des sozialrevolutionären Ansatzes John Holloways liegt im Ringen um eine Machbarkeit ganz konkreter, alltäglicher Art. Die Machtfrage nicht in den Kategorien administrativer Verfügungsgewalt und kapitalistischer Hegemonie zu stellen, sondern sie in die Reichweite unmittelbarer Machbarkeit zu ziehen ist ein praktischer Vorschlag, der über den Möglichkeitshorizont gegebener Verhältnisse hinausweist. Indem Holloway in gebotener Radikalität die Strukturen und Prozesse kapitalistischer Reproduktion negiert, ohne ein widerspruchsfreies Ideal zu postulieren, das den Menschen zwischen Theorie und Praxis zerreißt, geht er von der Unvollständigkeit eines Kampfes aus, der keine Widrigkeit scheut oder zu gering schätzt, als daß sich an ihr nicht der nächste Schritt vollziehen ließe.

Da der kapitalistisch vergesellschaftete Mensch eine Welt schafft, die ihn selbst zum Objekt fremder Interessen macht, und tunlichst vermeidet, dies zum Gegenstand seiner Analyse und Kritik zu erheben, beginnt tätige Veränderung schon mit der radikalen Negation aller Instanzen, Adressen und Etiketten, mit denen er das eigene Tun aus den Händen gibt. Denken heißt überschreiten, erklärt Holloway in "Kapitalismus aufbrechen" und macht damit die Kategorien eigener Verfügtheit zu Ausgangspunkten ihrer dialektischen Aufhebung. Damit wird Vergesellschaftung als solche zur Disposition einer Auseinandersetzung gestellt, die keiner Autorisierung durch etablierte Ideologien oder andere Instanzen zivilreligiöser Legitimation bedarf, um wirksam zu werden.

Den Kampf um Autonomie auf die von den Rissen kapitalistischer Vergesellschaftung durchzogene und vom Antagonismus des Verwertungsprimats zerrissene Subjektivität herunterzubrechen muß den Widerstand gegen politische Herrschaft und imperialistische Gewalt nicht ausschließen. Wie mit diesen Herausforderungen umzugehen ist vielmehr eine Frage jener Schrittfolge, mit der die Reichweite realisiert wird, die überhaupt erst handlungsfähig macht. Das Potential an sozialer und kultureller Emanzipation in besagter Kritik ad hominem zu erschließen könnte eine Alternative sein zum Entwurf einer revolutionären Programmatik, die in der notwendigen Verallgemeinerung ihrer Positionen Gefahr läuft, an unüberwundenen Problemen der Selbstbehauptung und Konkurrenz zu scheitern. Die andere Welt, von der so viel die Rede ist, wird vor allem deshalb immer wieder von der Teilbarkeit des revolutionären Subjekts eingeholt, weil die Vollendung der sich auftuenden Risse zu unumkehrbaren Brüchen an der positivistischen Resistenz nicht überwundener Kategorien und Bedingungen scheitert. Unbescheiden das Unmögliche zu wagen ist daher Voraussetzung eines Kampfes, in dem es um nichts geringeres als die im Sinne der Aufhebung aller Gewalt und Zerstörung erst zu schaffenden Menschwerdung geht.

siehe dazu auch:

BERICHT/090: John Holloway - Im eisernen Gefüge des Kapitalismus brechen Risse auf (SB)
http://www.schattenblick.de/infopool/politik/report/prbe0090.html

INTERVIEW/103: John Holloway erläutert seine Kapitalismuskritik (SB)
http://www.schattenblick.de/infopool/politik/report/prin0103.html

REZENSION/574: John Holloway - Kapitalismus aufbrechen (SB)
http://www.schattenblick.de/infopool/buch/sachbuch/busar574.html

Publikum und Podium  - Foto: © 2011 by Schattenblick

Centro Sociale wird seinem Namen gerecht
Foto: © 2011 by Schattenblick

23. Januar 2012