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BERICHT/015: 11. September - Zeit für eine zweite Untersuchung? (SB)


9/11-Experte David Ray Griffin in Hamburg am 9. Mai 2009


Es ist nicht nur legitim, es ist auch notwendig, sich für eine vollständige Aufklärung der Ereignisse einzusetzen, die zu den Anschlägen des 11. September 2001 geführt haben. Dies ist, wie vielfach belegt, bislang nicht erfolgt, sondern der Verzicht auf die lückenlose und beweiskräftige Darstellung des Tathergangs mündete in ein Untersuchungsergebnis, das mit Recht als "offizielle Verschwörungstheorie" bezeichnet werden kann. Das gilt um so mehr, als daß der Begriff der "Verschwörungstheorie" gerade im Zusammenhang mit diesen Anschlägen die Funktion eines Verschlusses erhalten hat, mit dem die Infragestellung regierungsamtlicher Wahrheiten zu Vorfällen von wegweisender Bedeutung unterbunden wird. Anstelle einer Widerlegung inkonsistenter Ergebnisse und unvollständiger Urteile staatlicher Untersuchungskomissionen oder gerichtlicher Strafverfahren bedarf es nurmehr der Anwendung dieses stigmatisierenden Begriffs, um rationale und legitime Einwände abzublocken. Wo die Kritiker herrschender Wahrheiten ihre Bedenken anhand von faktischen Belegen und sachbezogenen Fragen artikulieren, operiert die mediale und politischen Hegemonie auf der Ebene bloßer Sprachregelungen, die infragezustellen durchaus Auswirkungen auf das soziale Ansehen und die berufliche Karriere der Dissidenten haben kann.

Die unter dem Synonym 9/11 für die Anschläge des 11. September 2001 geführte Debatte um die Einleitung einer erneuten Untersuchung der Ereignisse widmet sich einem Ereignis von fast monokausaler Bedeutung für seitdem erfolgte politische Weichenstellungen der Herrschaftsicherung und Kriegführung der vor acht Jahren vermeintlich angegriffenen USA. Der von der damaligen US-Regierung ausgerufene Global War on Terror (GWoT) hat weitreichende Folgen für die demokratische und bürgerrechtliche Entwicklung der westlichen Welt gehabt. Zwar gibt es zahlreiche Belege und Hinweise dafür, daß die daraufhin durchgesetzten Einschränkungen der bürgerlichen Freiheiten und die mit fadenscheinigen Argumenten vom Zaun gebrochenen Kriege gegen Afghanistan und den Irak längst in den Planungsstäben der beteiligten Administrationen konzipiert waren oder zumindest der Logik bis dato verfolgter Entwicklungen des Ausbaus der inneren Repression und äußeren Expansion folgten, doch 9/11 verlieh ihrer legislativen und exekutiven Verwirklichung eine jeden Widerspruch im Keim erstickende Schlagkraft. Wer der von US-Präsident George W. Bush formulierten Dichotomie, laut der man nur für oder gegen die USA, nicht aber neutral sein könne, nicht folgte, setzte sich der Gefahr aus, als unpatriotisch oder gar der Sympathie für oder Kollaboration mit Terroristen verdächtigt zu werden.

Aufgrund der unterstellten Täterschaft wurde der sogenannte islamistische Terrorismus zu einem Feind von fast mythischer Dimension aufgebaut. Ein verbrecherischer Akt wurde zur Initialzündung für einen Angriff auf die westliche Zivilisation und einen Kampf der Kulturen überhöht, was bezeichnenderweise darin mündete, daß der die eigene Suprematie begründende Wertekodex durch den Griff zu illegalen Methoden wie der unbegrenzten Administrativhaft, der Aberkennung grundlegender Rechte für sogenannte Terrorverdächtige und der Anwendung der Folter aufgehoben wurde. Die einem angeblich so unsichtbaren wie allgegenwärtigen Feind zugeschriebene Barbarei wurde unter dem Vorwand des Schutzes der nationalen Sicherheit in die eigenen Praktiken und Legitimationen eingeschrieben. Elementare Grundsätze des Straf-, Verfassungs- und Völkerrechts entuferten unter dem Primat des Ausnahmezustands zu flexiblen und willfährigen Instrumenten einer autoritären und aggressiven Staatlichkeit, in der sich das jeder Exekutive inhärente Ermächtigungsstreben, das zu kontrollieren wesentliche Aufgabe der demokratischen Gewaltenteilung ist, anhand der unterstellten Bedrohung verabsolutierte.

Um so wichtiger ist es, die von der administrativen Logik des Terrorkriegs in Anspruch genommene Kausalität durch die Infragestellung der offiziellen Version der Ereignisse des 11. September 2001 zu bestreiten. Das gilt auch für linke Kräfte, unter denen nicht selten die Ansicht vorherrscht, daß die Beschäftigung mit diesem paradigmatischen Ereignis angesichts der sich zuspitzenden sozialen Widerspruchslagen und anderer krisenhafter Entwicklungen bloße Zeitverschwendung oder gar ein kontraproduktives Ablenkungsmanöver wäre. Wenn man nur bedenkt, daß die NATO 9/11 zum Anlaß nahm, um zum ersten Mal in ihrer Geschichte den Bündnisfall auszurufen, daß Deutschland mit der den USA vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder zugesicherten "uneingeschränkten Solidarität" und der Beteiligung an Operation Enduring Freedom zum zweiten Mal nach dem Jugoslawienkrieg im Jahre 1999 offiziell in Kampfhandlungen in einem anderen Land eintrat, dann sollte die offizielle Verschwörungstheorie offensiv in Zweifel gezogen werden.

Das gilt auch für die Ausweitung exekutiver Befugnisse wie die Auflösung des Trennungsgebots von Geheimdiensten und Polizei oder den geplanten Einsatz der Bundeswehr im Innern. Die die soziale Eskalation flankierende Repression bezieht ihre Legitimation zu einem Gutteil aus der Unterstellung einer terroristischen Bedrohungslage, die mit 9/11 zwar nicht ihren Anfang nahm, die damit jedoch die Wirkmächtigkeit eines selbstevidenten Imperativs erhielt. Wenn eines nicht allzufernen Tages wilde Streiks und unangemeldete Demonstrationen mit Hilfe der Bundeswehr aufgelöst werden, wenn das Gesinnungsstrafrecht nach Paragraph 129 a und b zur Kriminalisierung widerständiger Arbeiter und Erwerbsloser eingesetzt wird, wenn Bundesbürgern mit Hilfe des Europäischen Haftbefehls die Rechtsmittel, die ihre Auslieferung an die Justiz anderer Staaten verhindert hätte, vorenthalten werden, wenn das Internet zu einer Reuse staatschützerischer Informationsbeschaffung und zu einem von jeglicher politischer Dissidenz bereinigten Medium wird, dann ist die quasi axiomatische Verwendung von 9/11 daran nicht unbeteiligt.

Die sogenannten Verschwörungstheoretikern häufig angelastete Monokausalität muß nicht als Anlaß zur Distanzierung genommen, sondern kann als Anknüpfungspunkt für weitergehende Kritik an kapitalistischen und imperialistischen Verhältnissen genutzt werden. Gerade weil viele Bürger ahnen, daß die Dinge nicht so sind, wie glauben gemacht wird, wohnt diesem Thema ein nicht unbedeutendes Konflikt- wie Mobilisierungspotential inne. Die inzwischen fast hermetische Ausblendung aller von der offiziellen Verschwörungstheorie abweichenden Fragen zu 9/11 sollte durchaus als signifikantes Merkmal des Versuchs gewertet werden, jeder subversiven Aushöhlung erwünschter und verordneter Gewißheiten präventiv entgegenzutreten.

Allen Werbebemühungen zum Trotz - 200 DIN-A1-Plakate, mehr als 1000 Flugblätter, persönliche E-Mail-Schreiben an 71 Journalisten der wichtigsten regionalen und überregionalen Zeitungen, Rundfunkanstalten sowie sonstiger elektronischer Publikationen - folgten nur rund 60 Personen der Einladung der Arbeitsgruppe Zukunftspolitik Hamburg und der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (International Physicians for the Prevention of Nuclear War - IPPNW), um am 9. Mai in dem mit 370 Sitzplätzen ausgestatteten Kino "Magazin" in Hamburg dem Vortrag David Ray Griffins zum Thema der Flugzeuganschläge vom 11. September 2001 beizuwohnen. Die mangelnde Resonanz auf den einzigen Auftritt des führenden 9/11-Experten der USA in Deutschland, den dieser im Rahmen seiner mehrwöchigen Europatournee absolvierte, verwundert und erschreckt zugleich.

Schließlich galt die Bundesrepublik einst als eine regelrechte Hochburg der sogenannten 9/11-Skeptiker. 2002 und 2003 fanden die Bücher von Matthias Bröckers, Andreas von Bülow und Gerhard Wisnewski derart reißenden Absatz, daß sich der Spiegel, die Zeit und der WDR zu einer heftigen wie zugleich durchsichtigen Diffamierungskampagne gegen die angeblich antiamerikanisch eingestellten "Verschwörungstheoretiker" genötigt sahen. Doch seit Januar dieses Jahres sind die republikanischen Unilateralisten George W. Bush und Dick Cheney nicht mehr im Amt. Barack Obama hat als erster schwarzer Präsident der USA das Weiße Haus für die Demokraten zurückerobert. Die Neue Welt und das "alte Europa" haben sich wieder lieb und wollen in gemeinsamer Anstrengung die Weltwirtschaftskrise beheben, den islamischen "Extremismus" bekämpfen und die Globalerwärmung aufhalten. Von daher war es vermutlich eine Kombination aus der veränderten gesellschaftlichen Atmosphäre, in der steigende Arbeitslosenszahlen weit mehr Aufmerksamkeit erregen als die Schreckensereignisse vor siebeneinhalb Jahren, dem traumhaft schönen Frühlingswetter am samstäglichen Nachmittag und der Eintrittsgebühr von zehn Euro, die bewirkte, daß so wenig Leute zu der Veranstaltung kamen. Von der Presse war niemand außer Vertretern des Schattenblicks und der Zeitschrift Hintergrund erschienen.

In der Einleitung seines Vortrages "9/11 - Time for a Second Look" wandte sich Griffin, der sowohl einer der führenden Religionswissenschaftler Amerikas, als auch Anhänger des berühmten britischen Philosophen und Logikers Alfred North Whitehead ist, an zwei Gruppen. An die Adresse derjenigen gerichtet, welche bis dato die offizielle Tatversion der Bush-Regierung für bare Münze und die Skeptiker für "Verrückte" halten, sagte er, es seien in den letzten Jahren dermaßen viele neue Informationen zutage gefördert worden, daß man sich derselben Irrationalität schuldig machte, die man den Verschwörungstheoretikern unterstellt, würde man sie ohne Überprüfung ignorieren. Diejenigen, die 9/11 als Werk von Insidern betrachten, rief er dazu auf, nicht die Flinte ins Korn zu werfen, nur weil mit Obama in Washington der Wandel vollzogen wäre beziehungsweise weil dieser trotz seines menschenfreundlichen Antlitzes eine Politik des Imperialismus light betreibe. Gerade weil die Obama-Administration unter dem Vorwand der Bekämpfung des Al-Kaida-"Netzwerks" Osama bin Ladens den Krieg in Afghanistan forcieren und notfalls auf Pakistan ausweiten wolle, sei man angehalten, die eigenen Anstrengungen um die Wahrheit des 11. September zu verstärken, so Griffin.

Griffin führte zahlreiche Gründe dafür an, weshalb die Anhänger der "offiziellen Verschwörungstheorie" einen zweiten Blick auf die Faktenlage werfen sollten. Dem häufig ins Feld geführten Argument, Bush, Cheney, Donald Rumsfeld und Konsorten wären nicht niederträchtig genug, um die 9/11-Operation durchführen zu können und den Tod von fast 3000 eigenen Bürgern billigend in Kauf zu nehmen, hielt er die Lügen der Neokonservativen im Vorfeld des Irakkrieges, der bis heute Hunderttausende von Menschen das Leben gekostet hat, und die kriminelle Entscheidung des Weißen Hauses, über die US-Umweltschutzbehörde die Teilnahme an den Aufräumungs- und Bergungsarbeiten an Ground Zero für unbedenklich zu erklären, obwohl die Luft in Südmanhattan in den Wochen und Monaten nach dem 11. September 2001 vor allem mit Asbeststaub schwer belastet war, entgegen. Zahlen der Gesundheitsbehörden in New York und New Jersey zufolge leiden 60 Prozent der Teilnehmer jenes wochenlangen Dauereinsatzes an schweren Atemwegserkrankungen; einige von ihnen sind in jungen Jahren bereits daran gestorben. Folglich sei laut Griffin die Behauptung, die Bush-Regierung sei "zur Orchestrierung und Vertuschung von 9/11 moralisch nicht imstande", nur "schwer aufrechtzuerhalten".

Griffin wies auf Enthüllungen der letzten Jahre hin, wonach die 9/11-Kommission, die im Sommer 2004 ihren Untersuchungsbericht vorgelegt hat, nicht so unabhängig war, wie es allgemein kolportiert wurde. Von den Vorsitzenden der Kommission, dem ehemaligen republikanischen Gouverneur New Jerseys, Tom Keane, und dem ehemaligen demokratischen Senator Lee Hamilton, hat man erfahren, daß der endgültige Bericht bereits vor Beginn der zweijährigen Untersuchung und der Vernehmung der zahlreichen Zeugen - einschließlich der Überschriften der Kapitel, Unterkapitel und Unterunterkapitel - in Rohform existierte. Verfaßt hatte ihn Philip Zelikow, ein Vertrauter und ehemaliger Mitarbeiter der damaligen Nationalen Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice, der von Bush als Exekutivdirektor der Kommission eingesetzt worden war. Darüber hinaus stand Zelikow während seiner Arbeit in der Kommission nicht nur mit Rice, sondern auch mit Karl Rove, dem wichtigsten politischen Berater Bushs, in telefonischem Dauerkontakt. Griffin zitierte Keane und Hamilton dahingehend, daß Zelikow eine Gruppe der Kommissionsmitarbeiter damit beauftragt hätte, "die Geschichte der erfolgreichsten Al-Kaida-Operation - der 9/11-Anschläge - zu erzählen". Angesichts dieser Umstände hat die 9/11-Kommission nach Ansicht Griffins keine wirkliche Untersuchung durchgeführt, sondern sich damit begnügt, die vorliegenden Fakten einem vom Weißen Haus vorgegebenen Skript anzupassen oder sie, wo dies nicht möglich war, gänzlich wegzulassen.

Den gleichen Vorwurf erhob Griffin gegen das National Institute of Standards and Technology (NIST), das die offiziellen Berichte über die Ursachen des Zusammensturzes der beiden Zwillingstürme und des 47stöckigen Gebäudes 7 des New Yorker World Trade Centers verfaßt hatte. Er führte Hinweise auf, wonach die an der Erstellung der Berichte beteiligten NIST-Wissenschaftler die Anweisungen der National Security Agency (NSA) und des Office of Management and Budget (OMB), das dem Executive Office of the President, das heißt dem Weißen Haus, unterstellt ist, zu befolgen hatten. Griffin meinte, die Autoren der NIST-Berichte, die allesamt Doktortitel in Physik und Ingenieurswesen hatten, könnten "unmöglich" das, was sie geschrieben haben, geglaubt haben, nämlich daß die drei Wolkenkratzer in erster Linie durch Brandwirkung zusammengestürzt wären. Als Beweis dafür, daß man die Gebäude per kontrollierter Sprengung kollabieren ließ, führte er die jüngsten Forschungsergebnisse einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern, die im WTC-Staub mikroskopisch kleine Spuren des hochentzündlichen, extrem heiß brennenden Sprengstoffs Nanothermit festgestellt hatten, an.

 - © 2009 by Schattenblick
© 2009 by Schattenblick

Zur Verdeutlichung seiner Einwände gegen die Erklärungsversuche des NIST ging Griffin insbesondere auf die Umstände des Zusammensturzes von WTC 7 ein, dem sein nächstes, achtes 9/11-Buch gewidmet sein soll. Er schilderte den Fall Barry Jennings', des früheren stellvertretenden Direktors des Emergency Services Departments der New York City Housing Authority. Er wurde am 11. September 2001 gegen 9.15 Uhr - nach den Flugzeuganschlägen, aber noch vor dem Zusammensturz der Zwillingstürme - Zeuge von Explosionen, zu denen es im unteren Bereich des WTC 7 kam. Jennings versuchte, aus dem Gebäude zu fliehen. Da der Fahrstuhl ausgefallen war, rannte er vom 23. Stock aus das Treppenhaus hinunter. Als er den achten Stock erreichte, brach das Treppenhaus infolge einer gigantischen Explosion unter ihm weg. Er konnte sich gerade noch am Geländer festhalten, sich zur anderen Gebäudeseite begeben und es über diesen Weg ins Freie schaffen.

Jennings hat seine Geschichte Dylan Avery und den Machern von "Loose Change - Final Cut" erzählt. Vor der Fertigstellung des 9/11-Enthüllungsvideos, das 2007 erschien, verweigerte er jedoch die Veröffentlichung seiner Aussage. Man vermutet, daß Jennings dies tat, weil er als städtischer Angestellter New York Citys Bedenken hatte, mit der Schilderung seiner Erlebnisse den Aussagen des Ex-Bürgermeisters Rudolph Giuliani zu widersprechen. Um diese Unvereinbarkeit zu kaschieren, hieß es später in der im Juli 2008 ausgestrahlten BBC-Dokumentation "The Third Tower" zum Thema WTC 7, daß Jennings keine Explosion, sondern die Auswirkungen des Zusammensturzes des WTC-Nordturms verspürt habe. Im September 2008 - wenige Tage nach der Veröffentlichung des NIST-Berichts zum WTC 7 - starb der erst 53jährige Jennings in einem New Yorker Krankenhaus unter nicht ganz geklärten Umständen. Nach Ansicht Griffins ist dieses wissenschaftliche Gutachten völlig unglaubwürdig, weil darin nicht erklärt wird, wie ein Stahlträgergebäude, das von keinem Flugzeug getroffen wurde, aufgrund eines kleinen Brandes innerhalb von wenigen Sekunden - sozusagen mit der Geschwindigkeit des freien Falls - zusammenstürzen konnte.

Interessanterweise stammen weitere Gegenbeweise zur offiziellen Theorie, die Griffin präsentierte, ausgerechnet vom FBI. 2006 mußte die US-Bundespolizei ihre Erkenntnisse bezüglich der Telefonate, die am 11. September 2001 von den vier gekaperten Passagiermaschinen aus geführt worden sein sollen, jenem Bundesgericht in Alexandria, Virginia, vorlegen, vor dem der Prozeß gegen Zacarias Moussaoui, den sogenannten "20. Hijacker", stattfand. Aus den Informationen des FBI geht hervor, daß viele der Telefonate, über die in den Medien in den ersten Tagen nach den Anschlägen berichtet wurde, nicht stattgefunden hatten, weil sie aus technischen Gründen gar nicht hätten durchgeführt werden können. Dies gilt sowohl für das Telefonat, das Deena Burnett aus United-Airlines-Flug-93 von ihrem Mann erhalten haben will, als auch für das Gespräch, das Ted Olson, damals Solicitor General der Bush-Regierung, mit seiner Frau Barbara, damals bekannte Fernsehmoderatorin, geführt haben soll, während diese im American-Airlines-Flug-77 saß. Die offizielle Stellungnahme des FBI in diesem Punkt ist insofern von enormer Bedeutung, weil auf Deena Burnetts Mobiltelefon das Erkennungszeichen ihres Mannes aufleuchtete - was darauf hindeutet, daß jemand die Stimme ihres Gatten mit entsprechender Modulationstechnologie simuliert hat - und weil die These von den 19 islamistischen Flugzeugattentätern zu einem Gutteil auf das, was Barbara Olson ihrem Mann gesagt haben soll, zurückgeht.

Griffin führte neue Beweise wie diese und das Anwachsen der 9/11-Truth-Bewegung in den USA und Europa an, um seine These zu belegen, daß die Chancen für eine Aufklärung des 11. September, die diesen Namen verdient, zugenommen hätten. So gibt es neben Richard Gages Architects and Engineers for 9/11 Truth diverse andere Unterorganisationen dieser Massenbewegung, in denen Flugzeugpiloten, Physiker, Geistliche aller Religionen, ehemalige Geheimdienstler, frühere Militärs, Angehörige der Opfer, Ex-Politiker und sogar Feuerwehrleute der Stadt New York mit Hilfe von Vorträgen, Aufsätzen und Demonstrationen versuchen, die Politiker in Washington zu einer Wiederaufnahme der Ermittlungen zu bewegen. Demgegenüber spricht das Verhalten der Demokraten, die 2006 die Mehrheit im Repräsentantenhaus und Senat erobert haben, die unverkennbare Sprache der Ignoranz und des Opportunismus. Griffin ist sich der politischen Schwierigkeiten seines Vorhabens bewußt, weshalb er zum Schluß seines Vortrags die Möglichkeit, die offizielle 9/11-Theorie und mit ihr den ganzen Anti-Terrorkrieg-Nonsens mit Hilfe von Klagen - zum Beispiel seitens Angehöriger der Ermordeten - auszuhebeln, als den vielleicht effektivsten, weil gangbarsten Weg hervorhob.

Im Anschluß an den eineinhalbstündigen Vortrag beantwortete Griffin rund 20 Minuten lang Fragen aus den Publikum. Bemerkenswerteweise wollten einige Personen wissen, ob er einen Verschwörungsfilm namens "Zeitgeist", den man im Internet anschauen kann, gesehen habe. Griffin verneinte dies, erklärte aber, von einem Freund, der ihn in Video- und Internetfragen berät, gehört zu haben, daß zwar einige Passagen der Dokumentation, die 9/11 zum Gegenstand haben, recht gelungen wären, jedoch die Religionskritik im erstem Teil eher oberflächlich und nicht ernstzunehmen wäre. Der Einwand Griffins stieß bei denjenigen, die den Film gesehen und offenbar für gut befunden hatten, auf Widerstand. Es kam zu einer kleinen Diskussion.

Als ein Publikumsteilnehmer als Grund dafür, daß Jesus nach der Kreuzigung bis zur Wiederaufstehung drei Tage unter der Erde warten mußte, auf den antiken Sonnenglauben verwies und anmerkte, daß es den Nazarener eh nicht gegeben habe, da er nur von einem Historiker aus jener Zeit erwähnt worden wäre, hätte Griffin allen Grund gehabt, verschnupft zu reagieren. Statt dessen machte er darauf aufmerksam, daß er sich in seinem ersten Buch - von rund 20 Werken zu religiös- philosophischen Themen - mit der Christologie befaßt habe und daß dieser Mann nach Einschätzung der meisten Experten tatsächlich existiert habe. Als eine Zuhörerin Religion als Gedankenkontrollmechanismus schlechthin anprangern wollte, wurde es Griffin zu bunt. Er erklärte, daß das, was er höre, nur das bestätige, was sein Freund über "Zeitgeist" erzählt habe, folglich müsse seine Antwort auf die ursprüngliche Frage lauten, er habe den Film nicht gesehen und werde ihn auch nicht anschauen.

Auch wenn dieses kleine Tête-à-tête die gute Stimmung im Kinosaal nicht wirklich trüben konnte, machte es sehr wohl deutlich, daß die Reduzierung hochkomplexer politischer Zusammenhänge auf die Wirkung finsterer Mächte à la Illuminati, Jesuiten, jüdischer Kabbalisten, chinesischer Triaden, die Trilateral Commission oder irgendwelcher als Menschen nur erscheinender, weil formwandelnder Außerirdischer ein intellektueller Akt rück- und nicht fortschrittlicher Art wäre.

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12. Mai 2009