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ARBEIT/612: Expertin fordert gesetzliche Rahmenbedingungen für osteuropäische Haushaltshilfen (idw)


Evangelische Hochschule Nürnberg - 11.05.2017

Expertin fordert gesetzliche Rahmenbedingungen für osteuropäische Haushaltshilfen


Zum Internationalen Tag der Pflege am 12. Mai 2017: "Ambulant vor stationär" stellt die Grundaussage des Sozialgesetzbuches XI zur Versorgung pflegebedürftiger Menschen dar. Im Alter zu Hause betreut zu werden ist auch Wunsch vieler Pflegebedürftiger und deren Angehöriger. In der Praxis wird eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung meist von osteuropäischen Haushaltshilfen übernommen. Dieser sogenannte graue Pflegemarkt ist grau, weil die Frauen in der Regel keine festen Arbeitszeiten oder überhaupt geregelte freie Tage oder Freizeit haben, bei der Bezahlung der Mindestlohn umgangen wird und die Haushaltshilfen weder renten- noch sozialversichert sind.

Die Tatsache, dass Pflegebedürftige zu Hause bleiben wollen, dass gleichzeitig eine professionelle Unterstützung aus dem privaten Budget nahezu nie bezahlbar ist, hat diese "Zwischenlösung" hervorgebracht. Prof. Dr. Barbara Städtler-Mach vom Institut für Pflegeforschung, Gerontologie und Ethik der Evangelischen Hochschule Nürnberg (EVHN) fordert daher verbindliche Rahmenbedingen sowohl finanziell als auch arbeitsrechtlich. "Vordergründig klappt die Versorgung mit den osteuropäischen Haushaltshilfen; alle haben sich damit irgendwie arrangiert. Eine Lösung, wie die Versorgung, die Pflege, für die Beteiligten gut, legal und ethisch vertretbar geregelt werden kann, ist jedoch bisher nicht in Sicht."

Um neue Modelle der Zusammenarbeit zu entwickeln und zu untersuchen läuft seit einem Jahr ein Pilotprojekt mit der Diakonie Wassertrüdingen-Dinkelsbühl, in dem geprüft wird, wie Haushaltshilfen, Familien, Pflegedienste und Ehrenamtliche gemeinsam eine gute häusliche Pflege organisieren können unter für alle Beteiligten vertretbaren und geregelten Rahmenbedingen. Es ist eine Kooperation der Evangelischen Hochschule Nürnberg mit der Diakonie Bayern und der Projektgruppe "Gesundheit und Pflege" des Bündnisses für Familie im Landkreis Ansbach".

Bereits 2014 untersuchte Prof. Dr. Barbara Städtler-Mach den Einsatz osteuropäischer Haushaltshilfen in Haushalten mit pflegebedürftigen Personen aus drei Perspektiven: aus Sicht von Einrichtungsleitungen der ambulanten Pflege der Diakonie Bayern, von Familienangehörigen und von deren osteuropäischen Haushaltshilfen. In dem vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration geförderten Projekt wurde erstmals die Haltung der betroffenen Angehörigen, der osteuropäischen Haushaltshilfen (je 20 Befragungen in persönlichen Interviews) und Pflegedienstleitungen (31 Befragte, schriftlicher Fragebogen) gemeinsam untersucht.


Terminhinweis:
Am 29. September 2017 finden an der EVHN das Symposium "Osteuropäische Betreuungskräfte in der häuslichen Pflege: Verantwortung übernehmen - Transparenz schaffen - Qualität gewährleisten" statt.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1646

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Evangelische Hochschule Nürnberg, Irene Haffa, 11.05.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Mai 2017

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