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EHRENAMT/048: Erste umfassende Studie zum Engagement in der Freien Wohlfahrtspflege erscheint (idw)


Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg - 07.11.2014

Erste umfassende Studie zum Engagement in der Freien Wohlfahrtspflege erscheint



Nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege engagieren sich über drei Millionen Bürgerinnen und Bürger freiwillig in den sozialen Organisationen der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland - bei derzeit etwa 1,7 Millionen hauptamtlichen Mitarbeitern. Die Potenziale dieses Engagements wurden von 2012 bis 2014 in einem Forschungsprojekt an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) in Zusammenarbeit mit der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg erstmals umfassend und detailliert untersucht. Die reichhaltigen empirischen Befunde und die sozialwissenschaftlichen Analysen erscheinen morgen in einer umfassenden Publikation im Verlag Springer VS.

Im Rahmen der deutschlandweiten Untersuchung befragten die Sozialwissenschaftler insgesamt 2.276 Organisationen und führten 74 Experteninterviews mit Führungskräften der Freien Wohlfahrtspflege. Als exemplarischer Untersuchungsgenstand für die Freie Wohlfahrtspflege wurden der Paritätische Wohlfahrtsverband und seine Landesverbände in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Thüringen ausgewählt. Die Studie zeichnet ein Bild der Freien Wohlfahrtspflege, das vor allem durch Umfang und Vielfalt des ehrenamtlichen, freiwilligen und bürgerschaftlichen Engagements beeindruckt. Gezeigt wird auch, wie durch zeitgemäße und flexible Formen des Engagements in den untersuchten Organisationen überdurchschnittlich häufig auch mittlere und jüngere Altersgruppen für Engagement gewonnen werden können.

Entgegen der weitverbreiteten Annahme, dass das Engagement rückläufig sei, verdeutlicht die Studie ein hohes Niveau des Engagements in den Organisationen, Einrichtungen und Diensten der Freien Wohlfahrtspflege. Die interviewten Experten prognostizieren zudem, dass die Bereitschaft zum Engagement in der Freien Wohlfahrtspflege tendenziell weiter steigen wird. Zugleich aber macht die Studie auch deutlich, dass die untersuchten Organisationen, Einrichtungen und Dienste der Freien Wohlfahrtspflege eine erhebliche Vielfalt und Varianz im Engagement aufweisen. Das zeigt sich zum einen in höchst unterschiedlichen Engagementvorstellungen und -formen, zum anderen in einer großen Spannbreite von negativen und positiven Erfahrungen in der Erschließung, Pflege und Förderung von Engagement.

Vor diesem Hintergrund sehen die Sozialwissenschaftler die Freie Wohlfahrtspflege in der Studie nicht als homogenes Gebilde, sondern arbeiten auf Basis der Daten sechs unterscheidbare Typen von Organisationen heraus, die spezifische Unterstützungsangebote und Rahmenbedingungen erfordern - wenn die Freie Wohlfahrtspflege ihr Engagementpotenzial weiter entwickeln will. "Wir wissen, dass traditionsreiche und vielgestaltige Institutionen wie die Freie Wohlfahrtspflege langsam lernen, wenn sie sich dann aber entscheiden zu handeln, ist mit substanziellen Organisationsreformen in der Engagementförderung zu rechnen", so Projektleiter Holger Backhaus-Maul, Soziologe und Verwaltungswissenschaftler an der MLU.

Dr. Gerhard Timm, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege signalisiert auf der Grundlage der Studie Entscheidungs- und Handlungsbedarf: "Die Studie richtet einen starken Scheinwerfer in die Dunkelheit und hilft uns, das Engagement in der Freien Wohlfahrtspflege am Beispiel des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes besser zu verstehen. Das ist ein wichtiges und grundlegendes Buch für die Verantwortlichen in der Freien Wohlfahrtspflege sowie Führungs- und Leitungskräfte in sozialen Einrichtungen und Diensten."

Die Studie erscheint am 08.11.2014:
Backhaus-Maul, Holger; Speck, Karsten; Hörnlein, Miriam, Krohn, Maud 2014: Engagement in der Freien Wohlfahrtspflege. Empirische Befunde aus der Terra incognita eines Spitzenverbandes.
Wiesbaden: Springer VS, 631 S.; Preis: 49,99 Euro; ISBN 978-3-658-06965-0



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution167

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg,
Manuela Bank-Zillmann, 07.11.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. November 2014