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FRAUEN/507: D. R. Kongo - Sexuelle Gewalt gegen Schülerinnen, Angst vor Tätern verhindert Strafverfolgung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 11. Juli 2013

D. R. Kongo: Sexuelle Gewalt gegen Schülerinnen - Angst vor Tätern verhindert Strafverfolgung

von Emmanuel Chaco



Kinshasa, 11. Juli (IPS) - In der Demokratischen Republik Kongo (DRC) hat sich sexuelle Gewalt an den Schulen zu einem derart gravierenden Problem entwickelt, dass unverzügliches Handeln dringend erforderlich ist. Darauf hat die Afrikanische Vereinigung für Menschenrechte (ASADHO) hingewiesen und die umfassende Aufklärung der Mädchen und Jungen über ihre Rechte gefordert.

"Junge Mädchen werden regelmäßig in Schulen vergewaltigt, doch Behörden und Justiz hüllen sich in völliges Schweigen", heißt es in einem am 6. Juli veröffentlichten ASADHO-Bericht mit dem Titel 'L'école et les violences sexuelles en RDC' (Schule und sexuelle Gewalt in der DRC). Der Report dokumentiert etwa 100 Missbrauchsfälle, die sich zwischen April und Juni dieses Jahres in 45 Schulen in der Hauptstadt Kinshasa und in Matadi im Westen des Landes zugetragen haben.

Die ASADHO-Vizevorsitzende Dora Zaki geht von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus, da anzunehmen ist, dass viele Fälle gar nicht angezeigt würden. "Die Opfer haben Angst und wissen nicht, dass sie Rechte haben", erläutert sie. Zudem seien die Täter oftmals Lehrer und andere Autoritätspersonen. Der Rechtsanwältin Zaki zufolge lässt sich sexuelle Gewalt nur dann wirksam bekämpfen, wenn die Schüler über ihre Rechte Bescheid wissen.


Gesetze kaum beachtet

Zwei Gesetze von 2006 enthalten einige bedeutende Neuerungen, die den Opfern helfen können, die Bestrafung der Täter zu erreichen. Sie stellen die Vergewaltigung von Männern unter Strafe und sehen bei Vergewaltigungen Eilverfahren vor. Zudem können sich Angeklagte nicht länger auf Immunität und Privilegien berufen, um eine gütliche Einigung herbeizuführen.

Nach Ansicht von Roman Mindomba, Vizepräsident der Kongolesischen Vereinigung für den Zugang zur Justiz, ist es Aufgabe der Regierung, die Kinder in den Schulen über das Thema sexueller Missbrauch aufzuklären. Auch die Lehrer müssten über alle Formen sexueller Gewalt und die vom Gesetzgeber vorgesehenen hohen Strafen informiert werden. "Es ist wichtig, die Schüler zu ermuntern, jeden anzuzeigen, der sie sexuell belästigt", meint Mindomba. Je mehr die Kinder über ihre Rechte Bescheid wüssten, desto mehr seien sie gewillt, Anzeige zu erstatten.


Zehnjähriges Mädchen missbraucht

Wie der stellvertretende Staatsanwalt Thiery Sabi in Gombe in Kinshasa berichtet, sieht sich sein Büro mit durchschnittlich zehn bis 15 Missbrauchsanzeigen pro Woche konfrontiert. "In einem Fall war sogar ein zehnjähriges Mädchen vergewaltigt worden. Der Täter, ein Anwalt, sitzt nun im zentralen Makala-Gefängnis ein."

Die Polizeikommissarin Mado Mpezo, die für den Schutz von Kindern und Frauen sowie für Fälle sexueller Gewalt zuständig ist, berichtet über die deutliche Zunahme solcher Übergriffe in der Stadt Matadi. Allein im Juni seien dort insgesamt etwa 40 Fälle sexueller Gewalt bekannt geworden. (Ende/IPS/ck/2013)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juli 2013