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GENDER/016: Kuba - Homosexuelle Paare sichtbar machen, Internet-Kampagne angelaufen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 15. November 2011

Kuba: Homosexuelle Paare sichtbar machen - Internet-Kampagne angelaufen

von Dalia Acosta

Die 'Isabelas', Kubas erste Lesben- und Bisexuellenorganisation - Bild: © Kuba-Archiv/IPS

Die 'Isabelas', Kubas erste Lesben- und Bisexuellenorganisation
Bild: © Kuba-Archiv/IPS

Havanna, 14. November (IPS) - In Kuba hat der militante Kommunist, Schwulenaktivist und Journalist Francisco Rodríguez das Nationale Statistikamt aufgefordert, dem Beispiel progressiver Staaten wie Argentinien, Brasilien und USA zu folgen und homosexuelle Paare bei der nächsten Volkszählung im September 2012 sichtbar zu machen.

Wie Rodríguez in seinem Blog 'Paquito el de Cuba' (Paquito, der aus Kuba) erklärte, sollte gleichgeschlechtlichen Paaren die Möglichkeit gegeben werden, Angaben zu ihrem Familienstand zu machen. "Wir Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen müssen einfordern, dass unsere Familien bei dieser (...) umfangreichsten sozialen Untersuchung mitgezählt werden, auch wenn gleichgeschlechtliche Partnerschaften noch nicht rechtlich anerkannt sind", so der Aktivist.

"Wer eine Anerkennung seiner wahren Familie einschließlich der eigenen biologischen Kinder wünscht, sollte die Gelegenheit dazu erhalten", meinte Rodríguez in einer E-Mail an IPS. Auf diese Weise lasse sich nicht nur die Zahl homosexueller Paare ermitteln, die durch den kulturellen Hass auf Schwule unsichtbar blieben, sondern auch die Öffentlichkeit für die Belange sexueller Minderheiten sensibilisieren.

Rodríguez zufolge, der für das wöchentlich erscheinende Gewerkschaftsblatt 'Trabajadores' schreibt, gäbe eine Berücksichtigung gleichgeschlechtlicher Paare und ihrer Familien im Zensus 2012 den Betroffenen zudem ein Instrument zur Hand, um sich die rechtliche Gleichstellung mit heterosexuellen Partnerschaften zu erkämpfen.


Realität durch Fakten erhärten

Wie die Frauenaktivistin Yasmín Silvia Portales erklärte, könnte durch die Ermittlung der tatsächlichen Zahl homosexueller, lesbischer, bi- und transsexueller Menschen (LGBT) die Mär aus der Welt geschafft werden, bei den Betroffenen handele es sich nur um einige wenige Personen. "Das Argument wird angeführt, um den Betroffenen ihre Rechte vorzuenthalten. "LGBT gibt es jedoch überall. Sie betreuen Kinder und ältere Menschen, leben zusammen, trennen sich, studieren oder arbeiten, um den Lebensunterhalt für sich und ihre Partner zu verdienen", so die Aktivistin in ihrem Blog 'En 2310 y 8225'.

Rodríguez liegt nach eigenen Angaben ein Schreiben von Mariela Castro vor, der Leiterin des Nationalen Zentrums für Sexualerziehung (CENESEX), in dem sie das Nationale Statistikamt auffordert, Fragen bei der Volkszählung im September 2012 zu berücksichtigen, die Aufschluss über die unterschiedlichen Familienformen geben könnten.

Malú Cano von der CENESEX-Abteilung für Transsexuelle, hatte bereits Mitte des Jahres auf dem Zweiten Nationalen Treffen der transsexuellen Promotoren für sexuelle Gesundheit die Erhebung von Daten zu den LGBT gefordert. "Wer nicht erfasst wird, zählt nicht", sagte sie. "Uns gibt es aber." (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://paquitoeldecuba.wordpress.com/
http://yasminsilvia.blogspot.com/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=99563

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IPS-Tagesdienst vom 15. November 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. November 2011