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INTERNATIONAL/032: Guatemala - Busse für Frauen zum Schutz vor sexueller Belästigung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. Juni 2011

Guatemala: Busse für Frauen zum Schutz vor sexueller Belästigung

Von Danilo Valladares


Guatemala-Stadt, 28. Juni (IPS) - In Guatemala-Stadt ist ein Pilotprojekt angelaufen, das Frauen vor sexuellen Übergriffen im städtischen Nahverkehr schützen soll. Seit Mitte des Monats besteht für sie die Möglichkeit, in den Rushhours 'männerfreie' Busse zu benutzen. Die Resonanz auf das Experiment ist durchweg positiv.

"Das ist eine wirklich gute Idee", meint die Verkaufsmanagerin Jaqueline Escobar und findet, dass es die Frauenbusse zu allen Tageszeiten geben sollte. Bisher werden sie nur zwischen 6.00 und 7:30 und 17.30 bis 19.00 eingesetzt. "Keine Frage, in den neuen Bussen ist es für uns weit weniger gefährlich", sagt auch die Verwaltungsangestellte Alejandra Zabala.

Sexuelle Übergriffe sind in den öffentlichen Verkehrsmitteln der guatemaltekischen Hauptstadt ein verbreitetes Übel. Mehr als ein Drittel der 1.500 Beschwerden, die bei der Vereinigung der städtischen Transportbenutzer eingehen, handelt von sexueller Belästigung.

Wie Edgard Guerra, Präsident der Nichtregierungsorganisation berichtet, werden Frauen verbal angemacht, begrabscht oder in anderer Art und Weise unsittlich berührt. Selbst zu Vergewaltigungen sei es bereits gekommen, erläutert Guerra. "Diese Übergriffe sind unser aller Problem, denn sie bedrohen unsere Frauen, Schwestern, Töchter und Mütter."

Die Idee für die Frauenbusse kam von der konservativen Abgeordneten Zury Ríos. Sie hatte die Eigentümer der Busse aufgefordert, ihren weiblichen Kunden männerfreie Zonen anzubieten, in denen sie keine sexuellen Attacken befürchten müssen. "Das Ganze ist ein Erfolg, und ich bin glücklich, dass sich Frauen sicherer fühlen", sagte die Parlamentarierin, eine Tochter des ehemaligen Diktators Efraín Ríos Montt (1982-1983). Ríos wirbt nun für die Einführung von Frauentaxis mit ausschließlich weiblichen Fahrern, wie sie bereits in Mexiko-Stadt im Einsatz sind.


Morde an Busfahrern

Vor der Gewalt im guatemaltekischen Personentransport ist niemand gefeit. So wurden zwischen 2006 und Mai 2011 insgesamt 1.201 Menschen getötet, darunter Fahrer, Passagiere, Sicherheitspersonal und Kriminelle. Angst, einem Gewaltverbrechen zum Opfer zu fallen, müssen vor allem die Fahrer haben. Diese Berufsgruppe hatte im letzten Jahr mindestens 128 Mordopfer zu beklagen. Guatemala zählt mit 52 Morden pro 100.000 Menschen zu den gewalttätigsten Ländern der Welt. Der weltweite Durchschnitt liegt bei neun zu 100.000.

Angesichts der zunehmenden Gewalt haben sich Regierung und Busunternehmen auf die Einführung eines 'Transurbano'-Systems verständigt, das die Einführung von Prepaid-Kundenkarten und den verstärkten Einsatz von Schutzmännern und Beobachtungskameras beinhaltet. Allerdings wurden erst 350 des gesamten Fuhrparks von 3.150 Hauptstadtbussen umgerüstet.

Trotz der breiten Zustimmung, die die durchweg neuen Frauenbusse erhalten haben, ist die Zukunft des Projekts unsicher. Wie der Transurbano-Sprecher Sergio Vásquez berichtet, wird nach einer Bewertung der Initiative entschieden, ob die Frauenbusse weiterfahren oder in den herkömmlichen Bussen Frauenzonen eingerichtet werden. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juni 2011