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INTERNATIONAL/089: Osttimor - Hilfe für Opfer von Menschenhändlern eingestellt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 4. Mai 2012

Osttimor: Hilfe für Opfer von Menschenhändlern eingestellt - Betreuungszentren in Geldnot

von Grit Porsch



Berlin, 4. Mai (IPS) - In Osttimor verlieren Frauen und Kinder, die als Opfer von Menschenhändlern in dem kleinen südostasiatischen Land gestrandet sind und seit Jahren von Nichtregierungsorganisationen betreut werden, das Dach über dem Kopf. Für den weiteren Erhalt ihrer Unterkünfte fehlt das Geld. Auch die bislang angebotenen Beratungs- und Therapiemöglichkeiten werden aus Geldmangel gestrichen.

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) ist Osttimor ein bevorzugtes Ziel von Schleusern, die vor allem arme Frauen und Kinder aus entlegenen Dörfern Asiens mit dem Versprechen auf gut bezahlte Dollar-Jobs anwerben und sie über den indonesischen Westteil der Insel als Prostituierte nach Osttimor schleusen. Männer werden als Arbeitssklaven aufs Land verkauft, während eingeschleuste Jungen zu Schwerarbeit auf Schiffen gezwungen werden, die sich im Hoheitsgebiet von Osttimor aufhalten.

IOM betreute zwischen 2008 und 2011 33 eingeschleuste Frauen. 13 kamen aus Myanmar (Burma), acht aus Indonesien, sechs aus Kambodscha und drei aus China. Drei timoresische Frauen waren aus ihren Dörfern in die Stadt verschleppt worden.


"Kontrollsystem versagt"

Die einheimische Alola-Stiftung, die sich für Frauenrechte einsetzt, registrierte im gleichen Zeitraum 50 eingeschleuste Frauen. "Wir haben hier ein großes Problem", stellte Alzira dos Reis im Gespräch mit der UN-Nachrichtenagentur IRIN fest. Susan Kendall, die die einheimische Organisation PRADET berät, meinte: "Ich bin sicher, dass die wirkliche Zahl der Opfer weit höher ist als in den Berichten angegeben. Niemand weiß genau, was hier abläuft. Den Grenzbehörden fehlen die Ressourcen. Das gesamte Kontrollsystem hat versagt."

Dos Reis berichtete, im Februar sei das von IOM finanzierte Alola-Programm für Opfer von Menschenhandel abgelaufen. Sensibilisierungsmaßnahmen gegen den Menschenhandel seien in andere Projekte integriert worden. PRADET kann schon seit August vergangenen Jahres den betroffenen Frauen keine Hilfe mehr anbieten. "Uns fehlt jede Möglichkeit, die Betroffenen unterzubringen", sagte Kendall.

Noch hofft der IOM-Vertreter Noberto Celistino, bei der US-Regierung neue Geldquellen anzuzapfen. "Wenn das nicht klappt, packen wir hier zusammen und verlassen Osttimor" kündigte er an. Es sei nicht damit zu rechnen, dass das zuständige Ministerium für gesellschaftliche Solidarität dann in die Bresche springe.

In der Regierung in Dili scheint das Interesse an der Bekämpfung des Menschenhandels im Land nicht wirklich groß zu ein. Das Parlament wartet darauf, dass die letzten vier Minister einen entsprechenden, seit 2010 vorliegenden Gesetzentwurf unterzeichnen. Erst dann kann das Parlament darüber abstimmen. (Ende/IPS/mp/2012)


Links:
http://www.iom.int
http://www.alolafoundation.org/
http://pradet.org/
http://www.irinnews.org/printreport.aspx?reportid=95378

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Mai 2012