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JUGEND/288: Tansania - Gewalt gegen Teenager, erster repräsentativer Bericht vorgelegt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 17. August 2011

Tansania: Gewalt gegen Teenager - Erster repräsentativer Bericht vorgelegt

Von Karina Böckmann


Berlin, 17. August (IPS) - Tansania hat seinen ersten repräsentativen und umfassenden Bericht über Gewalt gegen Kinder vorgelegt, der ein Bild des Schreckens vermittelt. So ergaben die im Rahmen der staatlichen Studie durchgeführten Umfragen, dass ein Gros aller Minderjährigen in der Obhut von Menschen, die sie eigentlich hegen und pflegen sollten, geschlagen, gestoßen, bedroht und sexuell missbraucht werden.

Wie aus dem in diesem Monat veröffentlichten Bericht 'Violence against Children in Tanzania' hervorgeht, werden drei Viertel aller Kinder von Eltern, Verwandten, Erziehern, Lehrern oder Intimpartnern körperlich misshandelt. Die verbreitetste Form dieser Gewalt sind Schläge und Tritte. Ein Viertel der 3.739 Umfrageteilnehmer im Alter von 13 bis 24 Jahren hat nach eigenen Angaben seelische Gewalt erfahren. Dazu gehörten Drohungen, verlassen, verprügelt, aus dem Haus geworfen oder gar getötet zu werden.

Drei von zehn tansanischen Mädchen erleben mindestens einmal in ihrer Kindheit und Jugend sexuelle Gewalt, bei den Jungen der gleichen Altersgruppe ist jeder Siebte betroffen. Die besonders verbreiteten Formen sexueller Gewalt sind das Anfassen intimer Körperbereiche sowie sexuelle Nötigung.


Erster Sex eine Vergewaltigung

Von denen, die vor Vollendung ihres 18. Lebensjahres sexuelle Erfahrungen gemacht haben, räumte fast ein Drittel beziehungsweise 29,1 Prozent der weiblichen Umfrageteilnehmer ein, zum vaginalen, analen oder oralen Geschlechtsverkehr gezwungen worden zu sein. Bei den Jungen lag der Anteil derer, die zum Anal- oder Oralverkehr genötigt wurden, bei 17,5 Prozent.

Die multisektorale Studie, an der auch das Weltkinderhilfswerk UNICEF mitwirkte, weist überdies darauf hin, dass die minderjährigen Opfer sexueller Gewalt meist auch körperlich und seelisch misshandelt werden. Acht von zehn der Umfrageteilnehmer beider Geschlechter, die vor Vollendung des 18. Lebensjahres sexuelle Erfahrungen gemacht hatten, wurden nach eigenen Angaben ebenfalls körperlich und seelisch misshandelt.

Wie Tansanias Ministerin für Frauen und Kinder, Sophia M. Simba, in dem Vorwort des Berichts betont, ist Tansania stolz darauf, als erstes Land Afrikas mit einer nationalen Studie aufzuwarten, die alle Formen der Gewalt gegen Jungen und Mädchen dokumentiert. Nun gelte es wirksame Mittel und Wege zu finden, die entsetzlichen Übergriffe abzustellen.

Das Ausmaß der Gewalt gegen tansanische Kinder und Jugendliche hat die Regierung veranlasst, einen Fünf-Jahres-Plan gegen alle Formen der Gewalt gegen Kinder aufzulegen. Er zielt zunächst darauf ab, das Schweigen, das Gewalt gegen Kinder in aller Regel umgibt, zu brechen. Darüber hinaus wurde in der Studie die Umsetzung der im Kinderrecht von 2009 verankerten Bestimmungen angekündigt. Ferner ist eine Sensibilisierungskampagne geplant, die sich an ältere Kinder und Jugendliche richtet. (Ende/IPS/kb/2011)


Link:
http://www.unicef.org/media/files/VIOLENCE_AGAINST_CHILDREN_IN_TANZANIA_REPORT.pdf

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 17. August 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. August 2011