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KONFERENZ/183: UN - "Landeingeschlossene müssen landangeschlossene Staaten werden" (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. November 2014

UN:
'Landeingeschlossene müssen landangeschlossene Staaten werden' - Konferenz fordert Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse von Binnenentwicklungsländern

von Julia Rainer


Bild: © Loey Felipe/UN

Gyan Chandra Acharya, der Hohe Beauftragte für die am wenigsten entwickelten Länder, Binnenentwicklungsländer und kleinen Inselentwicklungsländer, fordert Maßnahmen, die der besonderen Situation der armen Länder ohne Meereszugang Rechnung tragen
Bild: © Loey Felipe/UN

Wien, 6. November (IPS) - Derzeit leben rund 440 Millionen Menschen in 32 Staaten, die zu den ärmsten der Welt zählen. Sie sind von den globalen Märkten abgeschnitten, weil sie nur über ein begrenztes Rohstoffangebot und keinen eigenen Meereszugang verfügen. Diesen landeingeschlossenen Ländern (LLDCs) müsse nachhaltig dabei geholfen werden, sich zu entwickeln, hieß es auf einer internationalen Konferenz in Wien.

Das UN-Treffen vom 3. bis 5. November in der österreichischen Hauptstadt war das zweite dieser Art zu den LLDCs. Die erste hatte 2003 in Almaty in Kasachstan stattgefunden und das Aktionsprogramm von Almaty hervorgebracht. 16 der LLDCs befinden sich in Afrika, zehn in Asien, vier in Europa und zwei in Lateinamerika. Österreich als Gastgeber der zweiten LLDC-Konferenz ist ebenfalls ein Binnenstaat, leidet aber nicht unter den Nachteilen, mit denen sich die LLDCs konfrontiert sehen.

Wie UN-Generalsekretär Ban Ki-moon auf dem Treffen erklärte, geht es auch darum, den LLDCs den Übergang von "landein- zu landangeschlossenen" Ländern zu ermöglichen. "Wir brauchen einen noch ehrgeizigeren, einen umfassenden und ergebnisorientierten Plan", sagte er. "Nur umfassende Verbesserungen der Handelsbedingungen werden diese Länder befähigen, die Herausforderungen der Post-2015- Entwicklungsagenda zu bewältigen", erklärte er vor 1.000 Delegierten.


In den Weltmarkt integrieren

Ban griff die Hoffnungen und Erwartungen auf, die etliche Staats- und Regierungschefs auf der Eröffnungssitzung zum Ausdruck gebracht hatten. So erklärte er, dass "diese Konferenz auch ein wichtiger Bestandteil der breiter angelegten UN-Kampagne für eine nachhaltigere Zukunft" sei. "Wir wollen die landeingeschlossenen Länder zu landangeschlossenen Ländern machen. Sie sollen so in die Wirtschaftsökonomie integriert werden, dass Märkte und Menschen zusammenfinden."

Die UN würden den landeingeschlossenen Entwicklungsländern weiterhin dabei helfen, würdige Lebensbedingungen für alle zu erreichen, fügte er hinzu. "Die LLDCs können in dem Bemühen, ihre geographischen Nachteile in Plattformen für Innovation und Fortschritt umzuwandeln, auf den Beistand der Vereinten Nationen zählen."

Dem Präsidenten der UN-Vollversammlung, Sam Kutesa, zufolge haben die LLDCs zwar in einigen Schlüsselbereichen, die im Almaty-Aktionsprogramm herausgestellt worden seien, eine Reihe "bemerkenswerter Fortschritte" erzielt. Doch gelte es noch eine Vielzahl tiefgreifender und facettenreicher Strukturprobleme zu lösen.

"Die Exporte sind verglichen mit den Importen nach wie vor gering und beruhen ausschließlich auf Rohstoffen. Entscheidende Infrastrukturen wie Straßen oder Eisenbahnlinien fehlen oder sind unzureichend. Die Energieversorgung - eine Grundvoraussetzung für die Industrialisierung, Produktion und den Ausbau des Informations- und Kommunikationssektors - ist immer noch inadäquat und teuer", berichtete Kutesa.

Dazu heißt es in einem Bericht des UN-Generalsekretärs zu den LLDCs: "2012 erreichte das Handelsvolumen der LLDCs 61 Prozent des Volumens der Küstenländer. [...] Die Weltbank schätzt, dass die Kosten für Basisimporte und -exporte fast zweimal so hoch waren wie die der Transitländer."

Um einen Standard-Frachtcontainer zu exportieren, müssen die LLDCs durchschnittlich 3.204 US-Dollar bezahlen, die Transitländer hingegen nur 1.268 Dollar, geht aus der Untersuchung hervor. Während die Einfuhrkosten für einen Container für die LLDCs 3.884 betragen, entstehen für die benachbarten Küstenstaaten lediglich Kosten in Höhe von 1.434 Dollar.


Beistand für die Entwicklungsbemühungen

"Angesichts solcher Zahlen ist es sicherlich untertrieben zu sagen, dass die LLDCs gegen den Strom anschwimmen", meint der Präsident der UN-Vollversammlung. "Auch wenn die LLDCs die Hauptverantwortlichen ihrer eigenen Entwicklung sind, werden sie, so sehr sie sich auch anstrengen, ihre Entwicklungsziele allein nicht erreichen können."

Die Binnenentwicklungsländer seien dringend auf eine nachhaltige Zusammenarbeit der Transitländer angewiesen. Sie benötigen zudem die finanzielle und technische Unterstützung bi- und multilateraler Partner und das verlässliche Engagement der internationalen Gemeinschaft, so Kutesa weiter. Ebenso sehr seien sie auf ausländische Direktinvestitionen und öffentlich-private Partnerschaften angewiesen.

Gyan Chandra Acharya, der Hohe Beauftragte für die am wenigsten entwickelten Länder, Binnenentwicklungs- und kleinen Inselentwicklungsländer, mahnte auf der Konferenz in Wien Maßnahmen an, die den ungeheuren Herausforderungen, die sich aus dem Umstand ergeben, landeingeschlossen zu sein, Rechnung tragen.

"Wir stimmen alle darin überein, dass die Post-2015-Nachhaltigkeitsagenda transformativ und inklusiv sein muss und allen Menschen ein Leben in Würde ermöglichen sollte", sagte Acharya. "Die besonderen Probleme der LLDCs sind es wert, bei der Formulierung der nächsten globalen Agenda berücksichtigt zu werden." (Ende/IPS/kb 2014)


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http://www.ipsnews.net/2014/11/u-n-favours-changeover-from-landlocked-to-land-linked/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. November 2014