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MELDUNG/245: Affront gegen die UNO (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin

Affront gegen die UNO

Von Günter Buhlke, 22. Oktober 2017


Die USA und Israel haben angekündigt, die UNESCO zu verlassen und ihre Pflichtzahlungen an die Sonderorganisation der UNO einzustellen. Ein wiederholt angewendetes Druckmittel der Nordamerikaner ohne jede solidarische Vernunft. Die Frage lautet warum?

Die UNO, ein Fortschrittsorgan der Weltgemeinschaft, wurde 1946 in San Franzisko gerade von den USA als Hauptakteur nach dem II. Weltkrieg mit hohem Kraft- und Mitteleinsatz zusammen mit 55 Signatarstaaten gegründet.

Laut UN-Charta sollen wichtige Entwicklungsprobleme der Welt gelöst werden. Im Mittelpunkt stand und steht auch heute die Verhinderung von Kriegen zwischen Staaten. Kriege sind der größte Vernichter von Leben und materiellen Gütern. Die UNO war angetreten, das Kolonialzeitalter zu beenden und die schweren Folgen zu verringern. Sie kümmert sich um eine ausreichende Ernährung und um menschenwürdige Wohnverhältnisse. Ihre Weltgesundheits- und Flüchtlingsorganisationen bewältigen gegenwärtig große Aufgaben für die Bevölkerungen in Afrika und anderen Erdteilen.

Die Mehrheit der Länder Afrikas, Lateinamerikas und Asiens leidet bis zur Gegenwart unter den Folgen der Kolonialzeit. Sie begrüßten die UNO 1946 als Forum, um gleichberechtigte Verhältnisse herbeizuführen. Das Programm der UNESCO bot ihnen Hilfe. Zunächst in der Konfrontationszeit des Kalten Krieges als Gruppe der Blockfreien Staaten, heute als G77 machen sie auf ihre Rechte als Partner aufmerksam.

Die westlichen Industrieländer der G7 empfinden ihre Vorschläge oft als Störung. Sie reagieren wie der Zauberlehrling von Thomas Mann, der die Geister rief und sie nicht mehr beherrschte. Es geht bei der Lösung der Aufgaben der UNO und ihren Organen um viel Geld, dem Elixier ihres Systems.

Die Umstellung der aus der Kolonialzeit stammenden Arbeitsteilung, hin zu einer gleichberechtigten Partnerschaft erfordert Veränderungen der Aufteilung des Mehrproduktes und neue Kreditquellen. Das gehört zu den Hintergründen von Trumps Entscheidungen die UNESCO zu verlassen.

Vordergründig reagieren die G7 mit den Argumenten der ungenügenden Effizienz, der kostenverschlingenden Bürokratie des UN-Apparates. Sicher sind in der Kritik viele Körner der Wahrheit enthalten. Doch die Substanz der Weltorganisation darf nicht gefährdet werden.


Über den Autor

Günter Buhlke. Geb. 1934. Verh. Studium an der Humboldtuniversität und der Hochschule für Ökonomie Berlin. Dipl. Volkswirtschaftler. Internationale Arbeit als Handelsrat in Mexiko und Venezuela. Koordinator für die Wirtschaftsbeziehungen der DDR zu Lateinamerika. Wirtschaftserfahrungen als langjähriger Leiter des Schweizerischen Instituts für Betriebswirtschaft in Berlin, Vorstand einer Wohnungsgenossenschaft und Referent im Haushaltsausschuss der Volkskammer und des Bundestages. Gegenwärtig ehrenamtliche Tätigkeiten.


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Johanna Heuveling
E-Mail: johanna.heuveling@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Oktober 2017

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