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MELDUNG/316: Missbrauch von Kindern als Soldaten geht trotz weltweiter Ächtung weiter (UNICEF)


UNICEF - Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen - New York/Köln, 11. Februar 2019

RED HAND DAY 2019
Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldaten

UNICEF: Missbrauch von Kindern als Soldaten geht trotz weltweiter Ächtung weiter


Obwohl der Einsatz von Kindersoldaten in den meisten Ländern verboten ist, sind laut UNICEF weltweit nach wie vor Zehntausende Mädchen und Jungen in Konfliktregionen in den Reihen von Streitkräften und bewaffneten Gruppen. Sie werden dadurch auf brutale Weise ihrer Kindheit beraubt.

Zum Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldaten am 12. Februar ruft UNICEF weltweit die Regierungen dazu auf, sich stärker für einen Stopp dieser schweren Kinderrechtsverletzung einzusetzen. Auch in Deutschland beteiligen sich viele Kinder und Jugendliche an der Aktion "Red Hand Day" und setzen mit roten Handabdrücken ein Zeichen, um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen.

"Kinder sind keine Soldaten. Sie dürfen auf keinen Fall in den Kriegen der Erwachsenen eingesetzt werden", sagt Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. "Alle Konfliktparteien und Regierungen, die Einfluss auf diese haben, müssen sich dazu verpflichten, den Einsatz von Kindersoldaten weltweit endlich zu beenden."

Mädchen und Jungen werden von Afghanistan bis zur Zentralafrikanischen Republik in vielen Ländern der Welt von Streitkräften und bewaffneten Gruppen rekrutiert. Nicht alle Kindersoldaten werden zum Kämpfen eingesetzt. Die Konfliktparteien setzen Kinder unter anderem als Späher oder Botschafter ein und für Hilfstätigkeiten wie Kochen, Tragen oder Feuerholz sammeln. Manche Mädchen werden mit Kämpfern zwangsverheiratet, und Mädchen ebenso wie Jungen werden sexuell missbraucht. In extremen Fällen werden Kinder gezwungen, als "lebende Schutzschilde" zu agieren oder sich auf belebten Plätzen selbst in die Luft zu sprengen.

Jede Form des Missbrauchs von Minderjährigen als Soldaten ist eine Verletzung der Kinderrechte und bei Kindern unter 15 Jahren sogar ein Kriegsverbrechen. Die Mädchen und Jungen müssen schwere Gewalt miterleben und teilweise selbst begehen. Diese Erlebnisse sind traumatisch für die Kinder, und ihre Wiedereingliederung in ein ziviles Leben ist ein schwieriger Prozess. UNICEF setzt sich dafür ein, dass alle Formen der Verwendung von Minderjährigen für militärische Zwecke beendet werden.


Länder mit den meisten Kindersoldaten

Es gibt keine gesicherten Zahlen darüber, wie viele Kindersoldaten und Kindersoldatinnen es weltweit gibt, weil ihr Einsatz meist nicht offiziell dokumentiert wird. Manche Schätzungen gehen von bis zu 250.000 Kindersoldaten weltweit aus, aber Beweise gibt es nur in deutlich weniger Fällen. Die Vereinten Nationen veröffentlichen jedes Jahr einen Bericht über schwere Menschenrechtsverletzungen an Kindern in Konflikten, in dem auch die Zahlen für nachweislich rekrutierte Kinder genannt werden - und die Namen der dafür verantwortlichen Armeen oder bewaffneten Gruppen. Auf dieser sogenannten "Liste der Schande" stehen momentan rund 50 Armeen und bewaffneten Gruppen. In 20 Ländern beziehungsweise Konfliktsituationen werden schwerste Menschenrechtsverletzungen gegen Kinder begangen - dazu gehören die Rekrutierung von Kindersoldaten, aber auch die Tötung und Verstümmelung von Kindern oder Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser.

Besonders viele Mädchen und Jungen werden von verschiedenen Konfliktparteien in den langwierigen Konflikten im Südsudan, in der Zentralafrikanischen Republik, in der Demokratischen Republik Kongo, in Somalia, in Syrien und im Jemen für ihre Zwecke missbraucht. Auch in Afghanistan, Mali oder Myanmar werden Mädchen und Jungen als Kindersoldaten oder Helfer von bewaffneten Gruppen eingesetzt.


Trends und Fortschritte beim Einsatz von Kindersoldaten

UNICEF beobachtet mit Sorge eine wachsende Missachtung völkerrechtlicher Verpflichtungen und ein alarmierend hohes Ausmaß an Gewalt gegen Kinder in zahlreichen Konflikten. In der Zentralafrikanischen Republik und in der Demokratischen Republik Kongo sind die Neu-Rekrutierungen von Kindersoldaten infolge der verschärften Kämpfe wieder deutlich angestiegen. Die Terrorgruppe Al Shabaab hat in Somalia 2017 über 1.600 Kinder entführt. Auch Gruppen wie die Taliban, der IS und Boko Haram rekrutieren gezielt Kinder und Jugendliche für ihre Zwecke. Häufig geschieht dies auch über Ländergrenzen hinweg, was die Befreiung und Wiedereingliederung der Kindersoldaten erschwert.

Problematisch ist außerdem häufig der Umgang der Sicherheitskräfte mit Kindern und Jugendlichen, die wegen ihrer (tatsächlichen oder vermeintlichen) Zugehörigkeit zu einer bewaffneten Gruppe inhaftiert und teilweise misshandelt werden.

Aber es gibt auch Fortschritte: Rund 65.000 ehemalige Kindersoldaten konnten in den vergangenen zehn Jahren befreit werden. Über 3.000 Mädchen und Jungen kamen seit 2013 im Südsudan frei, davon 955 allein im vergangenen Jahr. Im Oktober 2018 hat UNICEF die Freilassung von 833 Kindersoldaten in Nordost-Nigeria bewirkt und hilft dabei, sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren.

UNICEF setzt sich weltweit dafür ein, die Rekrutierung von Minderjährigen zu beenden, Kindersoldaten freizulassen und ihnen dabei zu helfen, ein neues, ziviles Leben anzufangen.


Red Hand Day erinnert an Zusatzprotokoll zum Verbot

Der "Red Hand Day" findet jährlich am 12. Februar statt, dem Tag, an dem 2002 das Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention zum Verbot des Einsatzes von Kindern als Soldaten in Kraft trat. Bis heute sind ihm 168 Staaten beigetreten. Deutschland hat das Zusatzprotokoll im Dezember 2004 ratifiziert.

UNICEF ruft zum "Red Hand Day" dazu auf, mit roten Handabdrücken ein Zeichen gegen den Einsatz von Kindersoldaten zu setzen. Viele Schülerinnen und Schüler beteiligen sich jedes Jahr an der Aktion und fordern damit Politikerinnen und Politiker auf, sich stärker für den Stopp des Einsatzes von Kindersoldaten einzusetzen.

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Quelle:
UNICEF - Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen
Pressemitteilung vom 11. Februar 2019
Herausgeber: Deutsches Komitee für UNICEF, Pressestelle
Höninger Weg 104, 50969 Köln
Telefon: 0221/936 50-0, Fax: 0221/93 65 02 79
E-Mail: mail@unicef.de
Internet: www.unicef.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Februar 2019

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