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UN-REPORT/071: UNICEF-Bericht zur Umsetzung der Millenniumsziele (UNICEF)


UNICEF - Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen - Köln/New York, 07.09.2010

UNICEF-Bericht zur Umsetzung der Millenniumsziele

- UNICEF fordert mehr Hilfe für die ärmsten Kinder
- Trotz Entwicklungsfortschritten wächst die soziale Kluft


Millionen Kinder könnten nach Einschätzung von UNICEF gerettet werden, wenn die internationale Entwicklungshilfe sich gezielt auf die am stärksten benachteiligten Familien konzentrieren würde. Dies ist Ergebnis des aktuellen Berichts "Fortschritt für Kinder". Zehn Jahre nach Verabschiedung der Millenniums-Entwicklungsziele zieht UNICEF damit eine gemischte Bilanz.

Danach haben weltweit seit 1990 zwar deutlich mehr Kinder Zugang zu sauberem Wasser, Schulbildung oder Impfschutz bekommen und die Kindersterblichkeit ist gesunken. Doch diese Fortschritte sind sehr ungleich verteilt und erreichen viele Kinder nicht, die sie am dringendsten benötigen.

So haben Kinder aus den ärmsten Bevölkerungsgruppen ein doppelt so hohes Risiko, vor ihrem fünften Geburtstag zu sterben, als ihre wohlhabenden Altersgenossen. Jeden Tag sterben weiterhin rund 24.000 Kinder - vor allem an vermeidbaren oder behandelbaren Krankheiten.
Heute gehen zwar mehr Kinder zur Schule als jemals zuvor. Doch immer noch haben über 100 Millionen Kinder keine Schulbildung - auch hier sind Kinder aus benachteiligten Familien und Mädchen besonders häufig ausgeschlossen. Im südlichen Afrika besuchen nur 65 Prozent der Kinder im Grundschulalter überhaupt eine Schule.

Der UNICEF-Bericht zeigt eine große Kluft beim Zugang zu einer sozialen und medizinischen Grundversorgung für Kinder: zwischen den Industrieländern und den Entwicklungsländern, zwischen den ärmsten und den wohlhabendsten Bevölkerungsgruppen innerhalb der Länder, zwischen städtischen und ländlichen Gebieten sowie zwischen Jungen und Mädchen.

Untergewicht und chronische Unterernährung sind zum Beispiel vor allem bei den ärmsten Kindern im südlichen Afrika und in Südasien verbreitet. Kinder auf dem Land sind fast doppelt so gefährdet, hierdurch in ihrer gesamten Entwicklung geschädigt zu werden, als Kinder aus der Stadt.

Obwohl die Geschlechterkluft bei der Bildung sich langsam schließt, sind Mädchen in den Entwicklungsländern beim Schulbesuch weiter stark benachteiligt - insbesondere beim Zugang zu weiterführenden Schulen. Und trotz Fortschritten bei der Aids-Aufklärung ist das Infektionsrisiko bei Mädchen vor allem im südlichen Afrika deutlich höher als bei Jungen. Von den weltweit 884 Millionen Menschen, die kein sauberes Trinkwasser zur Verfügung haben, leben 84 Prozent auf dem Land.

UNICEF ruft deshalb zu verstärkten Anstrengungen auf, die Millenniums-Entwicklungsziele gerade für die bisher ausgeschlossenen Bevölkerungsgruppen zu verwirklichen.

"Bislang dachte man, eine Konzentration auf die am stärksten benachteiligten Kinder sei im Verhältnis zur Reichweite zu teuer", erklärte UNICEF-Direktor Anthony Lake anlässlich der Vorstellung des Berichts. "Aber eine Strategie, die auf Gerechtigkeit zielt, bedeutet nicht nur einen moralischen, sondern auch ganz praktischen Gewinn."

Gleichzeitig warnt UNICEF davor, dass die Umsetzung der Millenniumsziele durch verschiedene globale Entwicklungen gefährdet ist:

Die globale Finanzkrise sowie anhaltend hohe Nahrungsmittelpreise treffen gerade die ärmsten Familien am härtesten.
Die fortschreitende Verstädterung entwurzelt viele Menschen und schafft enorme Versorgungsprobleme in den Slums der Metropolen.
Die Folgen des Klimawandels bedrohen vor allem Menschen in den ärmsten Ländern, die sich am wenigsten davor schützen können.
Die wachsende Zahl von Naturkatastrophen sowie bewaffnete Konflikte bedeuten Obdachlosigkeit, Flucht und Armut für Millionen Kinder.

Vom 20. bis 22. September 2010 hat UN-Generalsekretär Ban Ki-moon ein Gipfeltreffen der Vereinten Nationen in New York einberufen. Dort soll zehn Jahre nach der Verabschiedung der Millenniumsziele Bilanz gezogen werden. Im Jahr 2000 hatten alle Regierungen versprochen, bis zum Jahr 2015 einen Katalog von acht messbaren Zielen zur Überwindung von Armut und Unterentwicklung umzusetzen. Die Ziele wurden zur Richtschnur der internationalen Entwicklungspolitik und der Arbeit von UNICEF. Denn nachhaltige Entwicklung beginnt mit Kindern.


Weltbildungstag am 8.9. - Konferenz zum Millenniumsziel "Grundbildung für alle" in Berlin

Im Vorfeld des Millenniumsgipfels in New York bringt eine Konferenz von UNICEF Deutschland, Friedrich-Ebert-Stiftung und der Globalen Bildungskampagne am 8. September 2010 in Berlin rund 150 internationale und deutsche Experten zusammen. Unter dem Titel "Versprochen und gebrochen - Scheitert das UN-Millenniumsziel " Grundbildung für alle" an der Finanzierung?" geht es um den besonderen Stellenwert des zweiten Millenniumsziels und den deutschen Beitrag zur Erreichung des Ziels. Redner sind der Initiator der Kampagne " Schulen für Afrika" und UNICEF Deutschland-Vorstand Peter Krämer und die Koordinatorin der UNICEF-Bildungsprogramme Changu Mannathoko, die diese erfolgreiche Kampagne im östlichen und südlichen Afrika mitentwickelt hat. Weitere Referenten sind die Koordinatorin der UN-Millennium-Kampagne, Eveline Herfkens, die Vorsitzende der Global Campaign for Education, Assibi Napoe, und die Vorsitzende der internationalen Initiative "Bildung für alle", Carol Bellamy.


Eine deutschsprachige Zusammenfassung des UNICEF-Berichts "Fortschritt für Kinder" sowie die Möglichkeit zum Download des kompletten englischsprachigen Reports finden Sie auf
www.unicef.de


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Quelle:
UNICEF - Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen
Pressemitteilung vom 7. September 2010
Herausgeber: Deutsches Komitee für UNICEF, Pressestelle
Höninger Weg 104, 50969 Köln
Telefon: 0221/936 50-0, Fax: 0221/93 65 02 79
E-Mail: mail@unicef.de
Internet: www.unicef.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. September 2010