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AGRAR/1757: Überregional aktive Investoren sind in ostdeutschen Agrarunternehmen häufig zu finden (idw)


Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei - 11.12.2015

Überregional aktive Investoren sind in ostdeutschen Agrarunternehmen häufig zu finden

Neue Thünen-Studie erschienen


Agrarunternehmen in den ostdeutschen Bundesländern haben häufig die Rechtsform einer juristischen Person, und deren Anteile gehören zumeist mehreren Eigentümern. Über den Verkauf von Kapitalanteilen können sich die Eigentümerstruktur und die Mehrheitsverhältnisse ändern. Dabei geht indirekt auch Landwirtschaftsfläche in großem Umfang auf neue Eigentümer über. Eine Studie aus dem Thünen-Institut für Ländliche Räume hat jetzt ermittelt, dass überregional aktive Investoren häufig an solchen Transaktionen beteiligt sind.


In der Studie wurden 676 Agrarunternehmen verschiedener Rechtsformen (GmbH, GmbH & Co. KG, Genossenschaft, Aktiengesellschaft) in acht ostdeutschen Landkreisen daraufhin untersucht, wer die aktuellen Kapitaleigentümer sind und welche Veränderungen der Eigentümerstruktur seit 2007 stattgefunden haben.

Überregional aktive Investoren (das heißt Kapitaleigentümer, die nicht vor Ort wohnen) treten vor allem in Mecklenburg-Vorpommern in Erscheinung. Rund 34 % der von juristischen Personen bewirtschafteten Landwirtschaftsfläche in den zwei untersuchten Landkreisen gehören zu Unternehmen, die sich im Mehrheitseigentum von nicht ortsansässigen Personen befinden. Knapp die Hälfte davon (16 %) entfällt auf landwirtschaftsnahe Investoren (überwiegend Landwirte aus anderen Bundesländern), die übrigen 18 % entfallen auf nichtlandwirtschaftliche Investoren aus verschiedensten Wirtschaftsbereichen. Von der analysierten Fläche waren 20 % schon vor 2007 im Besitz dieser Investoren, 14 % sind im Zeitraum 2007 bis 2014 übernommen worden. In den anderen sechs Untersuchungsregionen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind die Anteile überregional aktiver Investoren und auch die Übernahmeaktivitäten in jüngerer Zeit teils deutlich geringer.

Während der Kauf von Landwirtschaftsfläche behördlich genehmigt werden muss, wechseln über den Anteilskauf an den Agrarunternehmen Flächen indirekt den Eigentümer, ohne dass eine Behörde davon erfährt. Die Größenordnung der so übertragenen Eigentumsfläche schätzt Andreas Tietz, Autor der Thünen-Studie, auf 21 % der staatlich erfassten Flächenverkäufe. "Dies zeigt, dass das Grundstückverkehrsgesetz in Ostdeutschland seinen Zweck nur teilweise erfüllen kann", sagt Tietz.

Die Studie "Überregional aktive Kapitaleigentümer in ostdeutschen Agrarunternehmen: Bestandsaufnahme und Entwicklung" ist als Thünen-Report 35 erschienen. Sie ist als kostenfreier Download erhältlich unter:
www.ti.bund.de/media/publikationen/thuenen-report/Thuenen-Report_35.pdf


Weitere Informationen unter:
http://www.ti.bund.de/media/publikationen/thuenen-report/Thuenen-Report_35.pdf
- Thünen Report 35

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1208

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für
Ländliche Räume, Wald und Fischerei, Dr. Michael Welling, 11.12.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Dezember 2015

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