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BERICHT/321: Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Januar 2014 (BMWi)


Bundesministerium für Wirtschaft und Energie - Berlin, 13. Januar 2014

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Januar 2014 [1]

• Die deutsche Wirtschaft kommt nach einem schwachen Winterhalbjahr im neuen Jahr wieder auf Wachstumskurs.
• Die weltwirtschaftlichen Perspektiven hellen sich auf; außenwirtschaftliche Impulse werden für Deutschland wieder spürbarer.
• Der Euroraum löst sich allerdings nur zögerlich aus der Rezession. Eine weitere Stabilisierung mit neuen Impulsen für Wachstum und Beschäftigung ist erforderlich.
• Das Produzierende Gewerbe verzeichnet nach einem schwachen Einstieg ins vierte Quartal eine deutliche Zunahme der Auftragseingänge und eine positive Entwicklung des Geschäftsklimas.
• Die Erwerbstätigkeit nimmt saisonbereinigt zu, während der Abbau der Arbeitslosigkeit u. a. aufgrund fehlender Qualifikation von Arbeitslosen stagniert. Hier sind neue Impulse erforderlich.



Die deutsche Wirtschaft setzt ihren moderaten Wachstumskurs fort. Die gesamtwirtschaftliche Leistung dürfte sich nach den vorliegenden Indikatoren im Jahresschlussquartal weiter erhöht haben. Das Bruttoinlandsprodukt für das Gesamtjahr 2013 wird aber aufgrund des schwachen vergangenen Winterhalbjahr nur wenig über dem des Vorjahres liegen. [2] Das Wachstum wurde dabei von der Binnenkonjunktur getragen. Die Beschäftigung erreichte im abgelaufenen Jahr ein neues Rekordniveau. Im neuen Jahr dürfte sich die Konjunktur etwas beschleunigen. Hierauf deuten unter anderem die Stimmungsindikatoren hin, die sich im Verlauf des zweiten Halbjahres 2013 spürbar verbessert haben. [3]

Das weltwirtschaftliche Umfeld hat sich im Verlauf des vergangenen Jahres merklich aufgehellt. Die Verunsicherung durch die Finanzkrise und die Euroschuldenkrise hat sich zurückgebildet. Zum Beispiel weist der Economic Policy Uncertainty Index vielerorts wieder Vorkrisenniveau auf, allerdings noch nicht für Europa als Ganzes. Gerade in Europa, aber auch in einigen Schwellenländern sind weiterhin strukturelle Herausforderungen zu bewältigen. Die notwendigen Anpassungsprozesse dämpfen bis auf Weiteres noch die wirtschaftliche Entwicklung. Die Weltwirtschaft bleibt daher vorerst weniger dynamisch als vor der Krise. Für das Welt-BIP rechnet der IWF für das laufende Jahr mit einem Wachstum von 3,6 % nach einem Zuwachs um 2,9 % im vergangenen Jahr. Die stärksten Impulse gehen dabei von den Industriestaaten aus. Die US-Wirtschaft scheint inzwischen auf einem stabilen Wachstumspfad zu sein. Der Euroraum löst sich dagegen nur sehr zögerlich aus seiner Rezession. Frühindikatoren wie der globale Einkaufsmanagerindex oder der Frühindikator der OECD deuten jedoch sowohl für den Euroraum als auch für die Weltwirtschaft auf eine Fortsetzung der aktuellen Besserungstendenzen hin.

Die allmählich zunehmenden Impulse aus der Weltwirtschaft stärken die deutschen Warenexporte. Nach einer weiteren leichten Zunahme im November (+0,3 %) zeigt der Ausfuhrtrend in nominaler Rechnung derzeit wieder leicht nach oben. Die nominalen Einfuhren gingen im November dagegen zurück (-1,1 %) und setzten damit ihren seit Monaten anhaltenden Seitwärtstrend fort. Dämpfend auf die Importentwicklung wirkt dabei der Rückgang der Einfuhrpreise. Die Handelsbilanz wies daher im November einen Überschuss von 18,1 Mrd. Euro aus, ein um 1,2 Mrd. Euro höheres Ergebnis als im Vorjahr. Die Leistungsbilanz schloss im November mit einem Überschuss von 21,6 Mrd. Euro; dies waren 3,8 Mrd. Euro mehr als vor einem Jahr. Die Aussichten für die deutsche Exportwirtschaft bleiben positiv. Hierauf deuten sowohl die zunehmenden Auslandsbestellungen in der deutschen Industrie als auch die nach wie vor hohen Exporterwartungen der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe hin. Allerdings stellt sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft im November rund drei Prozentpunkte ungünstiger dar als vor einem Jahr.

Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ist im November nach einem schwachen Einstieg ins vierte Quartal recht kräftig um +1,9 % gestiegen. Die Industrieproduktion konnte deutlich um +3,1 % zulegen, vor allem im Bereich der Investitionsgüter (+5,1 %). Wichtige Branchen, wie der Maschinenbau und die Kfz-Industrie, steigerten ihre Produktion merklich. Zu einem Teil geht das gute November-Ergebnis allerdings auch auf einen Brückentageffekt im Oktober zurück. Insgesamt entwickelt sich die Industrieproduktion bisher eher verhalten. Es kann aber mit einer zunehmenden Belebung gerechnet werden. Die Auftragseingänge sind im November um +2,1 % gestiegen und blieben im Trend klar aufwärtsgerichtet. Zudem blicken die Unternehmen optimistisch auf die kommenden Monate. Das Baugewerbe entwickelt sich dagegen unerwartet schwach. Im November ist die Produktionsleistung um -1,7 % zurückgegangen, der vierte Rückgang in Folge. Für das Schlussquartal ist daher mit einem negativen Ergebnis zu rechnen. Die Erwartungen haben sich in der Baubranche zuletzt aber weiter verbessert.

Der private Konsum wird in der aktuellen Aufschwungphase ein wichtiges Standbein der Konjunktur bleiben. Die Umsätze im Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) legten im November kräftig um 1,5 % zu, wobei sie sich in der Tendenz noch immer verhalten entwickeln. Im Kfz-Handel gibt es hingegen einen klaren Aufwärtstrend. Die Einzelhändler sind daher insgesamt zufrieden mit ihrer wirtschaftlichen Lage und blicken in der Mehrheit zuversichtlich in die Zukunft. Zur guten Stimmung im Einzelhandel trägt die anhaltende Kauflaune der Haushalte bei. Der robuste Arbeitsmarkt, verbraucherfreundliche Preise (Dezember: +1,4 %) und positive Konjunkturerwartungen schaffen ein konsumförderndes Umfeld. Das von der GfK prognostizierte Konsumklima stieg zuletzt auf den höchsten Wert seit 2007. Die Sparneigung erreichte angesichts niedriger Anlagezinsen ein neues Allzeit-Tief.

Der Arbeitsmarkt entwickelte sich zum Jahresende günstig. Saisonbereinigt setzte sich der Beschäftigungsaufbau spürbar fort, die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit ging anders als in den Monaten zuvor zurück. Dabei wurde die Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Dezember durch eine etwas stärkere Entlastungswirkung der aktiven Arbeitsmarktpolitik unterstützt. Die Unterbeschäftigung hat sich kaum verändert. Nach den Ursprungszahlen gab es im November 42,28 Mio. Erwerbstätige. Im Gesamtjahr 2013 waren nach vorläufigen Zahlen im Durchschnitt 41,84 Mio. Personen erwerbstätig (Inlandskonzept), 233.000 Personen mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Arbeitslosen lag im Dezember bei 2,873 Mio. Personen; im Jahresdurchschnitt lag sie bei 2,95 Mio. Das Vorjahresniveau wurde damit um 53.000 Personen überschritten. Der Beschäftigungszuwachs wurde vor allem aus der so genannten "Stillen Reserve" und der Zuwanderung gespeist, während der weitere Abbau der Arbeitslosigkeit aufgrund fehlender Qualifikation oder Mobilität von Arbeitslosen zunehmend schwieriger wird. Frühindikatoren des Arbeitsmarktes wie der BA-X Stellenindex, der die Nachfrage nach Arbeitskräften auf der Grundlage der gemeldeten Stellen anzeigt, geben einen positiven Beschäftigungsausblick auf das laufende Jahr. Angesichts der sich abzeichnenden konjunkturellen Belebung bleiben die Perspektiven für den Arbeitsmarkt positiv.


Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der Februar-Ausgabe des Monatsberichts "Schlaglichter der Wirtschaftspolitik" veröffentlicht. Diese Ausgabe wird voraussichtlich in der 4. Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zu finden sein.

[1] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 09. Januar 2014 vorlagen.

[2] Die Schnellmeldung zum Bruttoinlandsprodukt für das Gesamtjahr 2013 wird vom Statistischen Bundesamt am 15. Januar 2014 veröffentlicht.

[3] Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Angaben.

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Quelle:
BMWi-Pressemitteilung vom 13. Januar 2014
Herausgeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
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Telefon: 030-186150


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Januar 2014