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ENERGIE/1894: El Salvador - Solarkraft und Gas sollen Abhängigkeit von Erdölderivaten verringern (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 17. Juli 2014

El Salvador: Nationaler Plan zur Diversifizierung der Stromgewinnung - Solarkraft und Gas sollen Abhängigkeit von Erdölderivaten verringern

von Edgardo Ayala


Bild: © Edgardo Ayala/IPS

Carolina Biaza, Koordinatorin der Umweltprojekte des Öko-Hotels Árbol de Fuego auf dem Dach des Familienunternehmens in San Salvador. Im Hintergrund die Solaranlage, mit deren Hilfe das Hotelwasser erhitzt wird
Bild: © Edgardo Ayala/IPS

San Salvador, 17. Juli (IPS) - El Salvador hat bei der Diversifizierung seiner Stromerzeugung einen entschlossenen Schritt nach vorn getan. So sollen im Rahmen eines nationalen Energieentwicklungsplans zunehmend erneuerbare Energiequellen erschlossen werden, um ab 2018 einen substanziellen Umstieg zu ermöglichen.

In dem zentralamerikanischen Land steckt die Solarkraft zwar noch in den Kinderschuhen, nimmt aber rasch an Fahrt auf. Traditionell hängt die Stromerzeugung weitgehend von Schweröl und Diesel ab, die 41 Prozent der Nachfrage des Sektors decken, wobei die Schwankungen der internationalen Erdölpreise dem Energiesektor und den Verbrauchern zu schaffen machen.

Schweröl- und dieselbetriebene Wärmekraftwerke liefern 31 Prozent der nationalen Energie, Erdwärme 25 Prozent und Biomasse drei Prozent. Diese wird in erster Linie aus Bagasse gewonnen. Das Derivat der Zuckerindustrie wird verbrannt, der dabei entstehende Qualm aufgefangen, um Turbinen anzutreiben.

"Wir müssen stärker diversifizieren", meint Carlos Nájera, Leiter der Abteilung für erneuerbare Energien des staatlichen Nationalen Energierates (CNE). "Sobald die Erdölpreise steigen, müssen auch die Verbraucher tiefer in die Tasche greifen." Damit halbwegs stabile Tarife garantiert werden können, hat der CNE mit den Energieversorgungsunternehmen langfristige Verträge abgeschlossen. Diese schreiben vor, dass die Stromversorger drei Viertel ihres Stroms vom CNE beziehen.

2009 produzierte das 6,2 Millionen Einwohner zählende Land 5.544 Gigawattstunden Strom. Erwartet wird ein Anstieg auf 6.787 Gigawattstunden bis 2015. Derzeit sind 97,8 Prozent der Stadtbewohner an das öffentliche Stromnetz angeschlossen, in den ländlichen Gebieten sind es 85,6 Prozent, wie Zahlen des Wirtschaftsministeriums belegen.

Der CNE ist die Triebfeder hinter den Bemühungen, mit Hilfe neuer Technologien energieeffizienter und nachhaltiger wirtschaften zu können. Er wurde 2009 gegründet, im gleichen Jahr, als die linke Partei Nationale Befreiungsfront Farabundo Martí (FMLN), eine ehemalige Rebellenorganisation, erstmals die Regierungsgeschäfte übernahm.

Der seit Juni amtierende Staatspräsident Salvador Sánchez Cerén hat angekündigt, an den Energieplänen seines Amtsvorgängers festzuhalten und ab 2018 nur noch 15 Prozent des Energiebedarfs mit Erdölderivaten zu decken. Das sind 26 Prozent weniger als bisher. Der Plan sieht ferner vor, dass durch Wasserkraft 26 Prozent, durch Geothermie 20 Prozent und durch Biomasse zwei Prozent Strom generiert werden.

Neu ist das Vorhaben, 35 Prozent des Energiebedarfs durch Erdgas, zwei Prozent durch Sonnenkraft und ein Prozent durch Windkraft zu erzeugen. "Wir sind auf dem besten Weg, diese Zielsetzungen zu erreichen", versicherte Carlos Nájera.

Im Juni wurde ein internationales Konsortium aus 'UDP Neoen-Almaval', 'UDP Proyecto La Trinidad' und 'Solar Reserve Development' mit der Produktion von 94 Megawatt Strom für das öffentliche Netz beauftragt. Die Firmen werden Photovoltaikanlagen installieren und ab dem 1. Oktober 2016 für die Dauer von 20 Jahren Strom produzieren. Die Investitionen werden auf 300 Millionen US-Dollar geschätzt. 26 Unternehmen aus Ländern wie Spanien, Deutschland, Frankreich und Mexiko hatten sich an der Ausschreibung beteiligt.

In El Salvador gibt es erst eine Reihe kleiner Solarprojekte, die ländliche Schulen und Bauernfamilien mit Strom versorgen. Sie sollen nun durch etwas größere Vorhaben ergänzt werden. Dazu gehört der Photovoltaikpark '15. September', der 14,2 Megawatt Strom erzeugen soll. Die Ausschreibung soll in Kürze erfolgen. Eine weitere ähnliche Anlage, die zwölf Megawatt Strom generieren soll, befindet sich ebenfalls in der Entwicklungsphase.

Zusammengenommen sollen sie alle ab 2018 gut 200 Megawatt Solarstrom erzeugen, damit die Regierung ihren Plan, den Beitrag der Sonnenkraft zum Energiemix des Landes auf zwei Prozent zu steigern, umsetzen kann.

Im November 2013 hatte Quantum-Glu, ein Konsortium aus lokalen und internationalen Unternehmen, den Zuschlag für die Erzeugung von 355 Megawatt Strom aus Erdgas erhalten. Das Investitionsvolumen wird mit 900 Millionen Dollar angegeben. Alle diese Projekte sind Teil des sogenannten Nationalplans, den der CNE in dem Bemühen, eine nachhaltige Energiepolitik zu fördern, aufgestellt hat.

Zu den Eckpfeilern der Strategie gehören auch Energieeinsparmaßnahmen. Im April hatte der CNE im Rahmen die besten Energieeinsparmaßnahmen kleiner und mittelständischer Unternehmen sowie Regierungseinrichtungen ausgezeichnet. Zu den Siegern gehörte das Ökohotel 'Árbol de Fuego' ('Feuerbaum'), ein Familienbetrieb. Als das Haus mit 19 Zimmern 2001 eröffnet wurde, bewegten sich die monatlichen Stromgebühren bei 1.300 Dollar. Diese Kosten konnten inzwischen durch den Einbau eines riesigen solarbetriebenen Wasserboilers und Veränderungen im Luftkühlsystem auf 60 Prozent gesenkt werden.

Die Eigentümer sind fest entschlossen, weitere Einsparungen zu erreichen, um auf das empfohlene Verbrauchsminimum zu kommen, wie die Projektkoordinatorin des Hotels, Carolina Baiza, berichtet. "Wir sind auf dem besten Wege dorthin." (Ende/IPS/kb/2014)


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http://www.ipsnoticias.net/2014/07/el-gas-y-el-sol-iluminan-camino-energetico-en-el-salvador/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juli 2014