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FRAGEN/018: Südkorea - Samsung schlägt Ban Ki-moon, nationale Marken weltweit immer erfolgreicher (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. Februar 2013

Südkorea: Samsung schlägt Ban Ki-moon - Nationale Marken weltweit immer erfolgreicher

von Thalif Deen


Bild: © Samuel Koo

Samuel Koo
Bild: © Samuel Koo

New York, 28. Februar (IPS) - Als UN-Generalsekretär Ban Ki-moon im vergangenen Oktober mit dem südkoreanischen Rapper Psy zusammentraf, sagte er im Scherz, dass er "ein bisschen neidisch" auf ihn sei. "Bis vor ein paar Tagen sagte man mir, dass ich der bekannteste Koreaner auf der Welt bin", erklärte Ban.

Die Videos des Popstars auf der Internet-Plattform 'YouTube' sind bereits mehr als eine Milliarde Mal aufgerufen worden sind - das ist der bisherige Rekord.

"Nun muss ich auf den Titel verzichten. Doch das tut mir kein bisschen leid", meinte Ban während eines Fototermins im 38. Obergeschoss des UN-Generalsekretariats in New York, wo er die anwesenden UN-Beamten mit einer Rap-Einlage belustigte. "Somit befinden sich die beiden bekanntesten Koreaner im gleichen Gebäude", witzelte Psy.

Doch offensichtlich hat der große südkoreanische Elektronikkonzern Samsung Ban und Psy an Popularität überholt. In der US-Presse wurde das Unternehmen, das die meisten Büros und Privatwohnungen in den USA mit Smart Phones, Tablets, Kühlschränken und Waschmaschinen ausstattet, bereits im letzten Jahr 'Die Republik Samsung' genannt.

Samuel Koo, der Vorsitzende des Präsidialrats für nationale Markenbildung in der Hauptstadt Seoul, erklärte im Interview mit IPS, dass die Koreaner eine Hassliebe zu den Konzernen verspüren - und vor allem zu Samsung. Mit mehr als 60 Zweigniederlassungen hat die Firma einen Anteil von 25 Prozent an den Exporten und Aktienwerten des asiatischen Landes. Damit erwirtschaftet der Konzern stolze 20 Prozent des koreanischen Bruttoinlandsprodukts.


Koreaner besorgt über Einflussnahme von Großkonzernen

Nach Ansicht von Koo profitierten die Koreaner zwar von dem wirtschaftlichen Erfolg von Samsung und anderer Unternehmen, zugleich aber beunruhigt sie die deren Einfluss auf die Politik, die Regierung und sogar die Medien. Der Konzern wird auch dafür kritisiert, dass er Gewerkschaften und andere Formen der Mitbestimmung verbietet und damit internationalen Standards hinterherhinkt.

Eine Studie des Koreanischen Instituts für Entwicklung belegt etwa, dass die Familie des Samsung-Chefs Lee Kun-hee in den Tochtergesellschaften ein 17 Mal höheres Stimmrecht hat als es die derzeitigen Anteile rechtfertigen würden. Die geplante Einsetzung von Lee Kun-hees Sohn Lee Jae-yong als Nachfolger werde das Machtstreben der Familie weiter unterstützen, meinte Koo, der im vergangenen Jahr Generalkommissar der Expo 2012 und Präsident der Seoul Tourismus Organisation war. Es folgt das Interview in Auszügen:

IPS: Worauf ist die wachsende Bedeutung südkoreanischer Marken zurückzuführen?

Samuel Koo: Neben dem Konzern Samsung, der es 2012 auf der Liste von 'Interbrand' mit den 100 bekanntesten globalen Marken zum ersten Mal unter die ersten Zehn schaffte, sind Hundai und Kia auf Patz 53 beziehungsweise 87 gekommen. LG, SK und POSCO sind andere Marken, die Südkorea zum wirtschaftlichen Motor Asiens machen werden. Einige Beobachter sagen voraus, dass Samsung Korea bis 2050 in den Rang des viertreichsten Landes der Welt aufsteigen lassen wird. Das Pro-Kopf-Einkommen wird dann schätzungsweise 107.752 US-Dollar betragen.

IPS: Wie sichtbar sind südkoreanische Markennamen in der Kultur - in bildender Kunst, Musik und Film?

Koo: In den vergangenen Jahren hat sich Korea zu einem Kraftwerk in allen Bereichen der Kultur und des Sports entwickelt. Am bemerkenswertesten ist der Erfolg von Psy. Die 'koreanische Welle', Hallyu, ist sicherlich eine wiedererkennbare Marke in der Popkultur, darunter fallen auch TV-Dramen und K-Pop.

Der anti-kapitalistische Film 'Pietà' des Regisseurs Kim Ki-Duk hat bei den Filmfestspielen in Venedig den begehrten Goldenen Löwen gewonnen. Und bei den Olympischen Sommerspielen in London 2012 haben wir in der Rangliste der Goldmedaillengewinner den fünften Platz erreicht. Die Präsenz koreanischer Künstler in der klassischen Musik, im Ballett und in der Malerei nimmt sichtbar immer weiter zu. Auch koreanisches Essen zieht international Aufmerksamkeit auf sich.

IPS: Südkorea ist eines der wenigen Mitglieder der Vereinten Nationen, das sich von einem Hilfsempfänger zu einem Geber entwickelt hat. Welchen Beitrag leistet das Land für die ärmsten Nationen der Welt?

Koo: Das koreanische Hilfsprogramm besteht aus dem Freiwilligenprogramm Weltfreunde Korea (WFK), der offiziellen Entwicklungshilfe und dem 'Wissen-Austausch-Progrmm KSP. Seit 2009 hat Korea mehr als 20.000 WFK-Freiwillige ins Ausland geschickt. Das ist die größte Zahl nach den Mitgliedern des US-Friedenscorps. Das WFK-Programm wird weiter expandieren.

Die bisher noch knapp bemessene staatliche Entwicklungshilfe wird bis 2015 auf 0,25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen. In den vergangenen fünf Jahren haben wir unsere Unterstützung für die am wenigsten entwickelten Länder und andere arme und teils hochverschuldete Staaten aufgestockt. Unser Ziel ist es natürlich, die von den UN empfohlene Grenze von 0,7 Prozent zu erreichen. Unter den Ländern, die von unseren KSP-Programmen profitiert haben, sind Vietnam, Kambodscha, Algerien, Aserbaidschan und Ghana. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.worldfriendskorea.or.kr/eng/firstscreen/firstscreen.jsp
http://www.ipsnews.net/2013/02/qa-south-korean-brands-invade-global-markets/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 27. Februar 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. März 2013