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GEWERKSCHAFT/1071: Beschäftigte bei Karstadt brauchen keinen rücksichtslosen Sanierungskurs (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 2. November 2014

Beschäftigte bei Karstadt brauchen eine Zukunft und keinen rücksichtslosen Sanierungskurs



Berlin, 02.11.2014 - Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) übt scharfe Kritik an den Plänen für den Umbau von Karstadt und den Umgang mit den Beschäftigten, den die neue Geschäftsführung an den Tag legt. Nachdem auf der Aufsichtsratssitzung am 23. Oktober beschlossen worden war, sechs Standorte von Karstadt zu schließen, kündigte der neue Karstadtchef Stephan Fanderl einen Tag später in den Medien die mögliche Schließung von weiteren acht bis zehn Filialen an. Am Freitag, 31. Oktober, wurde Herr Fanderl dann mit Äußerungen zitiert, dass alle Karstadt-Filialen nur bis Mitte 2015 Zeit haben sollen, wieder schwarze Zahlen zu schreiben.

"Wir beobachten, dass die Karstadt-Führung scheibchenweise schlechte Nachrichten verkündet. Das erweckt bei den Beschäftigten den Eindruck, man wolle sie bewusst mürbe machen. Die ist nicht nur gegenüber den verdienten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen von Karstadt zutiefst unfair, sondern vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft auch absolut kontraproduktiv", sagte Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied. "Die Entscheidung, in Stuttgart ein Karstadt-Haus in bester Lage zu schließen, und die offensichtlichen Pläne, in Nürnberg Flächen aus dem Warenhaus an andere Anbieter abzugeben, sprechen nicht dafür, dass es darum geht, ein Warenhauskonzept zu verwirklichen. Vielmehr entsteht der Eindruck, dass das Interesse an den Immobilien und eine rücksichtslose Sanierung auf dem Rücken der Beschäftigten im Vordergrund stehen", so Nutzenberger weiter.

Unzufrieden zeigt sich das ver.di-Bundesvorstandsmitglied auch mit dem vorgestellten Konzept für die zukünftige Ausrichtung der Warenhäuser. "Das Konzept wird aus unserer Sicht den Anforderungen für die Gestaltung der Zukunft eines erfolgreichen Warenhauses nicht annähernd gerecht. Man setzt bei Karstadt stattdessen derzeit ausschließlich auf eine Sanierung auf dem Rücken der Beschäftigten. Erst für die Zeit danach gibt es ein luftiges Versprechen, zu investieren und die neu angedachten Konzepte für Karstadt umzusetzen. Das ist mit Blick auf die wirtschaftliche Situation des Unternehmens und die Herausforderungen, vor denen Karstadt steht, nicht nachvollziehbar, fahrlässig und eine Zumutung für alle Beschäftigten."

Nutzenberger forderte, dass ein wirkliches Zukunftskonzept für Karstadt jetzt umgesetzt werden müsse. "Dafür braucht es umgehend eine genaue Analyse des regionalen Umfelds und der lokalen Kundenwünsche. Man muss die Beschäftigten mit all ihrem Wissen und ihren Kompetenzen in solch einen Prozess einbinden und es müssen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass die Kunden tatsächlich in den Mittelpunkt rücken. Dafür aber braucht es mehr und nicht immer weniger Beschäftigte auf der Fläche, die kompetenten Service und Beratung anbieten. Ohne die Expertise einer ausreichenden Anzahl von Beschäftigten gräbt man einem erfolgreichen Warenhauskonzept von vorneherein das Wasser ab. Ohne Investitionen und ohne die Möglichkeit, dass einzelne Filialen ausreichend Zeit bekommen, sich mit einem neuen, tragfähigen Konzept und den dafür nötigen Finanzmitteln am Markt zu behaupten, wird jede zuvor gemachte Darstellung, die Häuser sollten noch eine Chance bekommen, zur Farce", sagte Nutzenberger.

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Quelle:
Presseinformation vom 02.11.2014
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Eva Völpel - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. November 2014