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GEWERKSCHAFT/1375: Größter privater Reha-Konzern Median begeht Tarifflucht im großen Stil (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 14. Juni 2016

Größter privater Reha-Konzern Median begeht Tarifflucht im großen Stil - Fast alle Tarifverträge gekündigt - Betriebsräte erteilen Verhandlungsabsage


Berlin, 14.06.2016 - Der größte Betreiber von Reha-Einrichtungen in Deutschland, die Median Kliniken GmbH, will keine Tarifverträge mehr für die Beschäftigten abschließen. Das hat das Berliner Unternehmen mit rund 13.000 Beschäftigten und 78 Standorten deutschlandweit gegenüber der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) erklärt. "Hier betreibt ein Finanzinvestor Profitmaximierung auf Kosten der Beschäftigten", kritisierte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler. "Das ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten, die jeden Tag und rund um die Uhr einen engagierten und wichtigen Job machen." Ohne Tarifverträge seien die Beschäftigten der Willkür des Arbeitgebers ausgeliefert. Seit Dezember 2014 ist das Unternehmen in Besitz des niederländischen Investmentfonds Waterland.

Die Gewerkschaft hat inzwischen einen Aktionsplan gegen die Tarifflucht verabredet. Als erstes werden am Freitag (17. Juni) die Mitglieder von ver.di in der Median Klinik Berlin-Kladow zu einem achteinhalbstündigen Streik aufgerufen. Die Beschäftigten fordern einen Entgelt-Tarifvertrag, der ihnen seit April von Arbeitgeberseite verweigert wird.

Median hat inzwischen für fast alle Kliniken die Manteltarifverträge gekündigt, die unter anderem Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen regeln. Mit der Begründung, so ein "marktorientiertes Handeln" zu ermöglichen, will das Unternehmen Entgelte und Arbeitsbedingungen künftig mit Betriebsräten und einzelnen Beschäftigten aushandeln. "Die Median-Spitze weiß genau, dass Tarifregelungen laut Betriebsverfassungsgesetz (§ 77, Absatz 3) nur mit der Gewerkschaft und nicht mit den Betriebsräten verhandelt werden dürften. Dass sich ein Gesundheitskonzern, der wichtige Daseinsvorsorge betreibt, nicht an die Spielregeln unserer Gesellschaft hält, ist völlig inakzeptabel und provoziert passende Antworten der Beschäftigten", sagte Bühler.

ver.di wirft dem Reha-Unternehmen vor, Betriebsräte an den einzelnen Standorten massiv unter Druck zu setzen, um so schnell wie möglich Betriebsvereinbarungen abzuschließen. Die Betriebsräte erteilten dem Ansinnen der Konzernspitze jedoch eine Absage. Für Verhandlungen auf betrieblicher Ebene »stehen wir nicht zur Verfügung«, heißt es in einer von zahlreichen Betriebsräten unterzeichneten Resolution. Sie verlangen vom Management stattdessen, umgehend der Aufforderung von ver.di nachzukommen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Die Resolutionen des Konzernbetriebsrates und des Gesamtbetriebsrates liegen der ver.di-Pressestelle vor.

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Quelle:
Presseinformation vom 14.06.2016
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Günter Isemeyer - ver.di-Bundesvorstand
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Telefon: 030/6956-1011 und -1012, Fax: 030/6956-3001
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juni 2016

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