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GEWERKSCHAFT/490: Niedriglohn bleibt für die allermeisten Beschäftigten eine Sackgasse (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 30. August 2011

Niedriglohn bleibt für die allermeisten Beschäftigten eine Sackgasse


Berlin, 30.08.2011 - Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) beurteilt die aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) für die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft zum Niedriglohnsektor in Deutschland als irreführend und schönfärberisch. "An der Erkenntnis, dass der Anteil der Beschäftigten im Niedriglohnsektor sprunghaft angestiegen ist, kommt auch die Studie nicht vorbei", betonte der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske am Dienstag in Berlin. Ihr Anteil sei von 16 Prozent Ende der 1990er Jahre auf inzwischen über 22 Prozent gestiegen, jede und jeder Fünfte arbeitet heute zu Niedriglöhnen. "Insofern werden die dramatischen Zahlen, die wir vom Institut für Arbeit und Technik bereits kennen, erstmals auch von Arbeitgeberseite bestätigt", so Bsirske.

Trotz des dramatischen Anstiegs schaffe das IW das Kunststück, den Niedriglohnsektor als Sprungbrett schönzureden. Ein Viertel der Niedriglöhner schaffe den Aufstieg in besser bezahlte Jobs, aber nur fünf Prozent der Beschäftigten steige von gut in schlecht bezahlte Jobs ab. "Die arbeitgebernahen Institute verfahren dabei nach dem Pippi-Langstrumpf-Motto: 'Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt'", betonte Bsirske. Tatsächlich entstünden neue Arbeitsplätze im Aufschwung nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes zu 75 Prozent im Bereich prekärer und atypischer Beschäftigung. "Wenn also nur einer von vier Niedriglöhnern den Aufstieg in regulär bezahlte Arbeit schafft, bleibt für drei Viertel der Betroffenen der Niedriglohnbereich eine Sackgasse. Damit verschärft sich die Spaltung am Arbeitsmarkt", sagte Bsirske.

Um diesen Trend zu stoppen, sei neben einem allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn auch die gleiche Bezahlung von Leiharbeitern und Stammarbeit für gleiche Arbeit vom ersten Tag an dringend notwendig. Außerdem müsse die Ausgrenzung von Beschäftigten durch sachgrundlose Befristungen beendet und der Anteil von Minijobs drastisch zurückgefahren werden.


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Quelle:
Presseinformation vom 30.08.2011
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Christoph Schmitz - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. August 2011