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INNOVATION/057: Bundesnetzagentur will Innovationssprung bei deutschen Netzinfrastrukturen (BNA)


Bundesnetzagentur - Pressemitteilung vom 23. März 2010

Bundesnetzagentur will Innovationssprung bei deutschen Netzinfrastrukturen

Kurth: "Wir haben die einmalige Chance, durch leistungsfähige Breitband- und Energienetze eine Modernisierungswelle in der Wirtschaft anzustoßen"


Die Bundesnetzagentur sieht im raschen Aus- und Umbau der Netze in Deutschland eine Chance für kreative Investitionen in zahlreichen Sektoren. "Wenn wir jetzt Anstöße zur Erneuerung unserer Breitband- und Energienetze setzen, kann eine Welle von Innovationen ausgelöst werden, die es ermöglicht, die Wirtschaftskrise rasch zu überwinden", sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, bei der Vorstellung des Jahresberichts 2009.

Die Bundesnetzagentur setzt dabei auf folgende Maßnahmen:

1. Die rasche Vergabe und Nutzung neuer Frequenzen (insgesamt 360 MHz) ab April dieses Jahres, die zum Ausbau der modernsten Funknetze in Europa führen werden. "Wir schaffen die Grundlage, dass das 'mobile Internet' und die Datenexplosion der kommenden Jahre bewältigt werden können", betonte Kurth.

2. Die Mobilisierung zahlreicher Initiativen zum Ausbau leistungsfähiger Glasfasernetze bis in die Häuser und Wohnungen. Hier will die Bundesnetzagentur die Synergien zwischen Telekommunikationsbranche und Energiewirtschaft sowie zwischen den unterschiedlichen Unternehmen und der kommunalen Ebene fördern und eine Kostenteilung beim Infrastrukturausbau erreichen. Ein neues Expertenforum (NGA-Forum) soll innerhalb eines Jahres Vorschläge zur Überwindung struktureller Hindernisse entwickeln.

3. Die Beschleunigung der Umstrukturierung von Energienutzung und Energieverbrauch durch intelligente Zähl- und Steuereinrichtungen und die schnelle Einführung von Stromtarifen auch für Haushaltskunden, die den Strompreis flexibel nach Angebots- und Nachfragesituation differenzieren. Hierzu hat die Bundesnetzagentur einen Bericht mit zahlreichen konkreten Vorschlägen erarbeitet.

4. Den zügigen Ausbau von Strom- und Gasfernleitungsnetzen, um den neuen Anforderungen des europäischen Wettbewerbs und den Veränderungen bei den Stromerzeugungsstrukturen (Off-Shore-Windparks) frühzeitig gerecht zu werden.

5. Die Förderung von Kooperationen bei den Stromübertragungsnetzen und die intensive Zusammenarbeit der Netzbetreiber, um Kosten insbesondere von Regel- und Ausgleichsenergien zu begrenzen und die Netze sicherer und leistungsfähiger zu machen.

6. Die Zusammenlegung von Marktgebieten im Gasmarkt und neue Kapazitätsbewirtschaftungsregeln, um mehr Liquidität und Wettbewerb zu schaffen.

Breitbandausbau durch Kooperation und Koinvestition

Zur gesamtwirtschaftlichen Bedeutung des Breitbandausbaus sagte Kurth:
"Der Breitbandausbau wirkt sich nicht nur auf die Telekommunikationsbranche, sondern auch auf andere Wirtschaftszweige positiv aus. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen sind heute auf breitbandige Anschlüsse angewiesen. Sie haben sich zu einer notwendigen Voraussetzung für den effizienten und reibungslosen Umgang mit Kunden und Geschäftspartnern entwickelt. Zudem wird durch Investitionen in die Breitbandinfrastruktur auch der notwendige Wandel im Energiebereich hin zu sog. intelligenten Energienetzen gestützt. Im Gegenzug kann der Breitbandausbau von Synergieeffekten durch die Nutzung von Infrastruktur, Kapital und Know-how der Energieversorger profitieren."

Eckpunktepapier zur Entwicklung im Telekommunikationsbereich

Die Bundesnetzagentur hat im Jahr 2009 mit ihren Aktivitäten einen Beitrag zu mehr Planungssicherheit und Transparenz geleistet. Sie hat Eckpunkte zu den regulatorischen Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung moderner Telekommunikationsnetze und die Schaffung einer leistungsfähigen Breitbandinfrastruktur entworfen und zur Konsultation gestellt. Außerdem hat sie Hinweise zur konsistenten Entgeltregulierung vorgestellt.

"Die Bundesnetzagentur wird die regulatorischen Rahmenbedingungen entsprechend den in den Eckpunkten enthaltenen Ausführungen so gestalten, dass sich der gesamte Bereich der Telekommunikation auch künftig unter wettbewerblichen Bedingungen positiv entwickeln kann", erläuterte Kurth.

Marktzahlen im Telekommunikationsbereich unterstreichen Bedeutung der Breitbandnetze

Die Bedeutung der Breitbandkommunikation wird durch die Marktzahlen bestätigt. "Während das Verkehrsvolumen schmalbandiger Verbindungen bis Ende 2009 weiter auf schätzungsweise zehn Mrd. Minuten gesunken ist, nimmt die Bedeutung der breitbandigen Übertragung deutlich zu. So wird das in Gigabyte (GB) gemessene breitbandige Verkehrsvolumen auch weiterhin signifikant steigen. Bis Ende 2009 erhöhte sich das Datenvolumen auf etwa 2,6 Mrd. GB. Die Verkehrssteigerung ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass zunehmend datenintensive Anwendungen wie Fernsehen (IPTV) und Videoabrufe (VoD) über Breitbandanschlüsse realisiert werden. Darüber hinaus tragen IP-basierte Telefondienste zu dieser Entwicklung bei", berichtete Kurth.

Die Entwicklung des Nachfragewachstums bei neuen Breitbandanschlüssen hat sich in den Jahren 2008 und 2009 verlangsamt. Die Zahlen für diese Jahre sind geprägt von der zunehmenden Sättigung des Breitbandmarkts. Mit einem Plus von rd. 2,4 Mio. neuen Anschlüssen im Jahr 2009 reduzierte sich die Anzahl der Neuschaltungen um etwa 0,6 Mio. gegenüber dem Vorjahr. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird.

Ende 2009 waren insgesamt rd. 25 Mio. Breitbandanschlüsse in Betrieb. Die Mehrzahl dieser Anschlüsse bietet derzeit Bandbreiten zwischen 2 Mbit/s und 10 Mbit/s im Downstream. Etwa ein Viertel der Breitbandanschlüsse ermöglicht bereits Geschwindigkeiten (Downstream) von mehr als 10 Mbit/s.

Mit insgesamt 22,4 Mio. geschalteten Anschlüssen und damit knapp 90 Prozent aller Breitbandanschlüsse bleibt DSL nach wie vor die dominierende Anschlusstechnologie, gefolgt von Breitbandanschlüssen über die Kabel-TV-Infrastruktur. Diese Technologie konnte in den letzten Jahren starke Zuwächse verzeichnen. Mit einem Bestand von rd. 2,3 Mio. Zugängen über das Kabelmodem steigt die Bedeutung dieser Anschlusstechnologie und führt somit zu einer Intensivierung des intermodalen Wettbewerbs. Auf die restlichen festnetz- und funkbasierten Anschlusstechnologien verteilten sich rd. 0,3 Mio. Anschlüsse. An der Gesamtzahl der Breitbandanschlüsse konnten die Wettbewerber der Deutschen Telekom AG (DT AG) bis Ende 2009 einen Vermarktungsanteil von ca. 53 Prozent erzielen.

Nachdem der DSL-Markt schon im Jahr 2008 trotz eines Zuwachses von 2,4 Mio. Anschlüsse auf insgesamt 20,9 Mio. Anschlüsse deutlich an Schwung verlor, bestätigen die Zahlen für das Jahr 2009 diese Entwicklung. Ende 2009 waren in Deutschland rd. 22,4 Mio. DSL-Anschlüsse in Betrieb. Die Anzahl der Neuschaltungen reduzierte sich somit gegenüber dem Vorjahr um etwa 0,9 Mio. Schaltungen.

Hinsichtlich der Kundenbeziehung entfielen Ende des Jahres 2009 rd. 11,5 Mio. DSL-Anschlüsse direkt auf die DT AG. Dies entspricht einem Vermarktungsanteil von rd. 51 Prozent. Die DT AG konnte im Verlauf der letzten Jahre ihre Position im DSL-Geschäft stabilisieren.

Im Bereich der von alternativen Anbietern vermarkteten DSL-Anschlüsse war das Segment des Wiederverkaufs (Resale) von DSL-Anschlüssen der DT AG stark rückläufig. Während es im Jahr 2007 noch einen Anteil von rd. 19 Prozent am DSL-Geschäft erzielte, betrug der Anteil im Dezember 2009 lediglich etwa sechs Prozent. Diese Entwicklung ist insbesondere auf eine Verlagerung der Vorleistungsnachfrage alternativer DSL-Anbieter zum Bitstromangebot der DT AG zurückzuführen. Ende 2009 basierten rd. 0,8 Mio. der von alternativen Anbietern vermarkteten DSL-Anschlüsse auf dem seit Juli 2008 erhältlichen Vorleistungsprodukt der DT AG.

Daneben haben vermehrt Vorleistungsprodukte alternativer Netzbetreiber an Bedeutung gewonnen. Diese stellen auf Basis des Zugangs zur TAL eigene Vorleistungsprodukte (Bitstrom, Anschluss- und Dienste-Resale) für DSL-Anbieter zur Verfügung. Insbesondere entbündelte DSL-Anschlüsse (sog. Komplettanschlüsse) basieren entweder auf Vorleistungsprodukten alternativer Netzbetreiber oder auf Anmietungen der TAL. Bei derartigen Anschlüssen existiert parallel kein klassischer Telefonanschluss und die Telefonie wird ausschließlich IP-basiert abgewickelt. Nach Schätzungen der Bundesnetzagentur existierten Mitte 2009 rd. 3,1 Mio. derartige Komplettanschlüsse.

Wettbewerber der DT AG, die neben einem IP-Backbone auch über ein konzentrierendes Zugangsnetz verfügen, konnten bis zum Ende des Jahres 2009 Zugewinne von etwa 0,9 Mio. Anschlüssen erzielen. Mit insgesamt 8,7 Mio. Anschlüssen erlangten sie damit einen Anteil von rd. 39 Prozent an der Gesamtzahl der DSL-Anschlüsse, die sie entweder direkt an eigene Endkunden vertreiben oder als Vorleistungsprodukt anderen Anbietern zur Endkundenvermarktung überlassen.

Starker Zuwachs an Bandbreite in den Kabelnetzen

"Die rückkanalfähig ausgebauten Netze des Mediums Kabel-TV haben sich in den letzten Jahren sowohl preislich als auch technologisch zu einer echten Zugangsalternative gegenüber dem klassischen Festnetz entwickelt. Die zügige Modernisierung dieser Infrastruktur ist fast abgeschlossen und ermöglichte zum Jahresende 2009 theoretisch 24 Mio. Haushalten einen schnellen Internetzugang mit Bandbreiten von bis zu 120 Mbit/s", stellte Kurth dar.

Die Entwicklung hin zu höheren Bandbreiten zeigt ein Vergleich der Bandbreitennachfrage. Nutzten Ende 2008 noch 50 Prozent der Kabelkunden einen Internetzugang ab 10 Mbit/s, waren es zum Jahresende 2009 bereits über 70 Prozent. Bis Ende 2009 hatten sich 2,3 Mio. Kunden bei rd. 60 Kabelnetzbetreibern für diese Zugangsart entschieden. Rund jeder dritte Breitbandneukunde wählt zurzeit ein Internetangebot eines Kabelfernsehnetzbetreibers.

Rasanter Anstieg des Datenverkehrs im Mobilfunk

Im Mobilfunkbereich verursachte vor allem die zunehmende Verbreitung von SIM-Karten zur mobilen Nutzung des Internets einen Anstieg der Teilnehmerzahl. Die Teilnehmerzahl wurde 2009 aber dadurch gedämpft, dass die Ausbuchung inaktiver Prepaid-Kunden bei mehreren Netzbetreibern den leichten Anstieg neuer Nutzer überwog. Zum Jahresende 2009 ist die Teilnehmerzahl auf 108,3 Mio. angestiegen, so dass auf jeden Einwohner etwa 1,3 SIM-Karten entfallen.

"Der Ausbau der 3rd-Generation-Netze ist bereits weit fortgeschritten", stellte Kurth fest. "Zum Ende des ersten Quartals 2009 bestand die Mobilfunkinfrastruktur u. a. aus rd. 39.000 UMTS-Funkbasisstationen und etwa 120.000 aktiven UMTS-Funkzellen. So können an knapp 70 Prozent aller Standorte theoretisch UMTS-Dienste genutzt werden. Bezogen auf die Bevölkerung variiert die Netzabdeckung je nach Netzbetreiber zwischen 59 und 81 Prozent."

Dieses Potenzial wird aber noch nicht ausgeschöpft, da nicht alle Teilnehmer über ein UMTS-fähiges Endgerät verfügen. Zum Jahresende 2009 waren etwa 26 Mio. UMTS-Geräte in deutschen Mobilfunknetzen eingebucht. Davon nutzten etwa 19 Mio. Teilnehmer regelmäßig UMTS-Dienste. Im Jahr 2007 lag dieser Wert noch bei 9,2 Mio. Teilnehmern.

Zu beobachten ist, dass immer mehr Teilnehmer das Internet und E-Mail-Dienste unterwegs nutzen. So befinden sich inzwischen mehr als 2,6 Mio. Karten im Umlauf, die ausschließlich zur Datenübertragung genutzt werden.

Bereits im Jahr 2008 ergab sich im Mobilfunkbereich ein Übertragungsvolumen von 11,5 Mio. GB und damit eine Steigerung um mehr als das Dreifache gegenüber dem Vorjahr. Dieser Trend setzte sich 2009 mit einem Anstieg des Übertragungsvolumens auf ca. 33,5 Mio. GB fort. Das starke Wachstum im Bereich der mobilen Internetnutzung wird vor allem durch den rapiden Preisverfall beim Datenverkehr verursacht. Monatliche Flatrates sind bereits für unter 20 Euro erhältlich, Tagesflatrates (24 h) für unter 2,50 Euro. Dies führte dazu, dass der durchschnittliche Preis je MB im ersten Quartal 2009 auf unter 10 Cent (inkl. MwSt., ohne Berücksichtigung von Grundgebühren) sank. Im Jahr 2007 wurde ein MB durchschnittlich noch mit ca. 40 Cent berechnet.

"Auch in den kommenden Jahren ist mit weiter stark steigenden Datenmengen zu rechnen. Der Ausbau der entsprechenden Infrastruktur spielt daher eine große Rolle. Durch die im April beginnende Versteigerung der nötigen Frequenzen schafft die Bundesnetzagentur die Grundlage für ein weiteres Wachstum in diesem Bereich", sagte Kurth.

Positive Wettbewerbsentwicklung im Schienengüter- und Schienenpersonennahverkehr

Der Schienengüterverkehr (SGV) stand 2009 im Zeichen der allgemeinen Wirtschaftskrise. Er verzeichnete erhebliche Rückgänge des Verkehrsaufkommens und der Umsatzerlöse. Dennoch konnten sich die Wettbewerber der Deutschen Bahn AG im SGV auch in diesem schwierigen Marktumfeld behaupten und ihren Marktanteil weiter ausbauen. "Zwar erbrachte die zum DB-Konzern gehörende DB Schenker Rail AG 75 Prozent der gesamten Verkehrsleistung im deutschen Schienengüterverkehrsmarkt. Die Wettbewerber konnten aber einen weiteren Anstieg des Marktanteils auf nunmehr 25 Prozent verzeichnen", sagte Kurth.

Der Schienenpersonenverkehr war nur wenig von den wirtschaftlichen Entwicklungen betroffen. Im Schienenpersonenfernverkehr stagnierte der Wettbewerberanteil 2009 weiterhin bei unter einem Prozent. Es gibt jedoch erste Anzeichen für mehr Bewegung in diesem Marktsegment. Zwei Wettbewerber des DB-Konzerns haben unabhängig voneinander angekündigt, ab 2010 beziehungsweise 2011 ausgewählte Einzelverbindungen in Deutschland im Fernverkehr anbieten zu wollen. Im Schienenpersonennahverkehr erbrachten die Wettbewerber 2009 mittlerweile zwölf Prozent der gesamten Verkehrsleistung und damit fast jeden achten Personenkilometer. Für die Zukunft ist mit weiter steigenden Anteilen zu rechnen, da rd. zwei Drittel der Verkehrsleistung in Deutschland in den kommenden fünf Jahren neu vergeben werden.

"Wir freuen uns über die weiterhin positive Wettbewerbsentwicklung im Schienengüter- und Schienenpersonennahverkehr. Durch unsere Entscheidungen haben wir auch im Jahr 2009 dazu beigetragen, dass die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um den Wettbewerb im Eisenbahnmarkt zu fördern. Ein wesentlicher Punkt war dabei unter anderem, dass wir das derzeitige Stationspreissystem der DB Station&Service AG für ungültig erklärt haben, da die Stationspreise nicht kostenbasiert gebildet werden und die genaue Kalkulation teilweise unklar ist. Aufgrund unserer Entscheidung muss das Unternehmen nun diskriminierungsfreie Entgelte erarbeiten. Damit werden die Entgelte für die Stationshalte - ein großer Kostenfaktor für den Schienenpersonenverkehr - für die betroffenen Unternehmen transparenter und der Bahnbetrieb insgesamt berechenbarer. Hiervon profitiert der Wettbewerb und damit auch der Verbraucher", betonte Kurth.

Hybridpost ermöglicht neue Geschäftsfelder

Der Markt für Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen (KEP-Markt) hat in den letzten Jahren seine Rolle als Wachstumsmotor in den Postmärkten bestätigt. Für die Verbraucher hat der dynamische Wettbewerb zu qualitativ hochwertigen Dienstleistungen mit stabilen Preisen geführt. Für das Jahr 2009 erwartet die Bundesnetzagentur allerdings im Bereich der Postdienste einen Umsatzrückgang.

Im Briefmarkt sieht die Bundesnetzagentur auch im Jahr 2009 noch keinen sich selbst tragenden Wettbewerb. Gemessen am Umsatz, so Kurth, dominiere die Deutsche Post AG (DP AG) weiterhin diesen Markt mit mehr als 88 Prozent. Dennoch erwartet Kurth bei den anderen Lizenznehmern eine leichte Verbesserung bei Umsätzen und Sendungsmengen im Vergleich zum Jahr 2008.

"Vor dem Hintergrund einer sich allmählich einstellenden Entspannung der konjunkturellen Lage im Jahr 2010 zeichnet sich ein grundsätzlich positiveres Marktumfeld ab. Hierzu könnten zusätzlich auch Veränderungen bei noch existierenden Wettbewerbshemmnissen beitragen, z. B. durch die umsatzsteuerliche Gleichbehandlung von Postdienstleistungen. Von Bedeutung für die weitere Marktentwicklung wird auch der Übergang auf die - teilweise - elektronische Abwicklung von Briefdienstleistungen sein, der sich seit 2009 anbahnt. Dies kann dazu führen, dass sich die bislang starre Marktstruktur auf der Anbieterseite zugunsten neuer Wettbewerber verändert, die auf innovative Angebote und steigende Akzeptanz internetbasierter Anwendungen bei der Bevölkerung setzen. Es werden sich neue Geschäftsfelder für alle Marktteilnehmer ergeben, z. B. im Bereich der Hybridpost oder bei rechtsverbindlichen Onlinebriefen", betonte Kurth.

Struktureller Wandel hin zu intelligenten Energienetzen

Wie eine hochleistungsfähige Breitbandinfrastruktur in der Telekommunikation ist auch der strukturelle Wandel im Energiebereich hin zu intelligenten Energienetzen, sog. Smart Grids, eine Lebensader der Wirtschaft. An die Elektrizitätsnetze in Deutschland werden zunehmend neue Anforderungen gestellt. Dies sind im Wesentlichen die Bildung eines europäischen Strombinnenmarkts mit entsprechend wachsendem Handelsvolumen über Ländergrenzen hinweg, der zunehmende Transport großer Leistungen über weite Strecken sowie die Integration erneuerbarer Energien in die Netze.

Der Gesetzgeber hat mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) die Weichen dafür gestellt, dass im Jahr 2020 mindestens 30 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt werden können. Eine maßgebliche Rolle wird hier dem in Off-Shore-Windparks erzeugten Strom zukommen. Die Bundesnetzagentur hat mit einem im Oktober 2009 veröffentlichten Positionspapier zur Anbindung von Off-Shore-Windkraft-Projekten (OWP) eine zügige, effiziente und diskriminierungsfreie Realisierung von OWP sichergestellt.

"Die Bundesnetzagentur ist keine Planungsbehörde, die vom grünen Tisch aus vorgibt, wie die Stromversorgung in Zukunft auszusehen hat. Alle vorliegenden Erkenntnisse deuten aber darauf hin, dass auch bei den erneuerbaren Energien die große zentrale und lastferne Erzeugung die Hauptrolle spielen wird", sagte Kurth.

Die Planung großer Infrastrukturvorhaben erfolgt immer im Zieldreieck von Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit. Dies gilt besonders für den Bau neuer Elektrizitätsübertragungsnetze. Neben dem energierechtlichen Rahmen sind für die erfolgreiche Umsetzung solcher Infrastrukturmaßnahmen flankierende Maßnahmen außerhalb des Energierechts erforderlich. Die Bundesnetzagentur wird aufgrund ihrer Kompetenzen bei der Prüfung der Kosteneffizienz und der Versorgungssicherheit zunehmend als Träger öffentlicher Belange wahrgenommen und an Planverfahren förmlich beteiligt.

Bei der Bewilligung von Investitionsbudgets stellt die Bundesnetzagentur im Rahmen der Anreizregulierung die energiewirtschaftliche Notwendigkeit von Leitungsvorhaben fest. Das bislang insgesamt beantragte Volumen beträgt ca. 13 Mrd. Euro. Der größte Teil der beantragten Investitionen entfällt mit insgesamt rd. 11 Mrd. Euro auf den Strombereich, dabei liegt der Anteil der Übertragungsnetzbetreiber bei rd. 9 Mrd. Euro.

"Die Netzbetreiber können auf einen angemessenen Kapitalrückfluss vertrauen und so auf sicherer Grundlage den Anforderungen an ihre Netze gerecht werden, die sich insbesondere aus dem europaweiten Strom- und Gashandel und der gewünschten Förderung erneuerbarer Energien ergeben. Dabei ist unser Bestreben, die widerstreitenden Interessen zwischen niedrigen Netzentgelten einerseits und notwendigen Netzinvestitionen andererseits in einen vernünftigen Ausgleich zu bringen", hob Kurth hervor.

Für den strukturellen Wandel ist ein umfassendes Energiemanagement erforderlich, das über alle Wertschöpfungsstufen reicht und insbesondere auch die Verbraucher einbezieht. Die Liberalisierung im Zähl- und Messwesen spielt dabei eine wichtige Rolle, um einen marktgetriebenen Prozess hin zu einer weitgehend flächendeckenden Einführung intelligenter Messsysteme in Gang zu setzen.

Bericht zum Thema "Smart Metering" erarbeitet

Die Bundesnetzagentur hat in diesem dynamischen Prozess eine wichtige Funktion. Sie gestaltet auf der einen Seite durch Festlegungen den Rahmen für die Marktakteure aus, auf der anderen Seite steht sie dem Gesetz- und Verordnungsgeber beratend zur Seite. So hat die Bundesnetzagentur jetzt einen Bericht zu allen wesentlichen rechtlichen, technischen und wirtschaftlichen Aspekten eines flächendeckenden Einsatzes intelligenter Zähler, sog. Smart Meter, sowie zu zeit- und lastvariablen Tarifen vorgelegt.

"Wir empfehlen in unserem Bericht eine Reihe von konkreten Maßnahmen wie etwa den verpflichtenden Einbau moderner Messeinrichtungen auch im Falle eines Turnuswechsels oder anderer technisch bedingter Wechsel. Außerdem regen wir Anreize für einen umfassenden Rollout seitens der Unternehmen sowie eine Konkretisierung von Mindestanforderungen für ein modulares, multisparten- und multiverbraucherfähiges modernes Messsystem an. Schließlich schlagen wir vor, einen Wettbewerb 'Region Moderne Messsysteme' auszuschreiben sowie eine detaillierte Kosten-Nutzen-Analyse durchzuführen", erläuterte Kurth.

"Die Verbraucher können von dem zunehmenden Wettbewerb auf den Energiemärkten aber schon heute profitieren - wenn sie von ihren Wechselmöglichkeiten tatsächlich Gebrauch machen. Die Zahl der Lieferantenwechsel ist sowohl im Strom- als auch im Gasbereich sicher noch steigerungsfähig. Vor allem der Anbieterwechsel übt Druck auf die Preise aus. Der Verbraucher kann inzwischen unter einer Vielzahl von Anbietern auswählen und durch einen Anbieterwechsel häufig erhebliche Kosteneinsparungen realisieren, wie Preisvergleiche immer wieder zeigen. Der Verbraucher braucht auch keine Angst vor einem Wechsel zu haben. Durch den Wechsel des Strom- oder Gasanbieters kann es nicht zu einer Unterbrechung der Versorgung kommen", betonte Kurth.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 23. März 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. März 2010