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INNOVATION/099: Das Fehlen von Fachkräften mit Berufsausbildung wird zum Innovationshemmnis (idw)


Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW) - 28.02.2020

Das Fehlen von Fachkräften mit Berufsausbildung wird zum Innovationshemmnis


Der Fachkräftemangel bremst die Innovationskraft der Unternehmen in Deutschland. Vor allem ein Mangel an beruflich Qualifizierten bewirkt, dass Unternehmen manche Innovationsprojekte nicht mehr durchführen können. Fachkräfte mit einer beruflichen Qualifikation im Produktions- und IT-Bereich sind besonders gefragt. Innovationen scheitern dagegen seltener an einem Mangel an akademisch ausgebildetem Personal. Um die Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu erhalten, müssen Politik und Unternehmen verstärkt in die berufliche Ausbildung investieren.

Die Studie entstand in Zusammenarbeit des ZEW Mannheim mit Prof. Jens Horbach von der Fachhochschule Augsburg. Sie stützt sich auf Daten des Community Innovation Survey (CIS) für Deutschland aus den Jahren 2017 bis 2019. Es zeigt sich, dass innovative Unternehmen besonders vom Fachkräftemangel betroffen sind: 43,8 Prozent aller innovationsaktiven Unternehmen melden Personalengpässe. In der Gesamtwirtschaft sind es 39,6 Prozent der Unternehmen.

Innovationsaktivitäten verstärken den Fachkräftemangel, da innovative Unternehmen besonders auf qualifiziertes Personal angewiesen sind. Zugleich erschwert ein Mangel an geeigneten Fachkräften weitere Innovationen. Wie die Studie zeigt, führt insbesondere das Fehlen geeigneter Mitarbeiter/-innen mit beruflicher Ausbildung dazu, dass Innovationsprojekte aufgeben werden müssen. Unternehmen mit einem bereits hohen Akademikeranteil haben dagegen seltener Schwierigkeiten, geeignete Mitarbeiter/innen für ihre ausgeschriebenen Stellen zu finden. Auch müssen Unternehmen seltener Innovationsprojekte aufgeben, wenn ihnen akademisch gebildetes Personal fehlt. Das deutet darauf hin, dass der Fachkräftemangel in Bezug auf akademische Berufe weniger stark die Innovationsaktivitäten hemmt.

Die Studie zeigt außerdem, dass Unternehmen mit einer großen Bandbreite an Innovationsaktivitäten Stellen für sehr unterschiedliche Qualifikationsniveaus ausschreiben. Entsprechendes gilt auch für Unternehmen, die schon in der Vergangenheit über einen Mangel an Fachkräften geklagt haben. "Wir erleben derzeit einen technologischen Wandel. Um diesen zu bewältigen, sind unterschiedliche Fähigkeiten notwendig", sagt Christian Rammer, stellvertretender Leiter des ZEW-Forschungsbereichs Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik sowie Mitautor der Studie. "Es reicht nicht aus, nur die Anzahl der Studierenden an Universitäten zu erhöhen. Auch die in der beruflichen Ausbildung vermittelten Fähigkeiten sind entscheidend für die Innovationskraft. Um Innovationen voranzubringen, braucht die deutsche Wirtschaft eine gute Mischung aus beiden Ausbildungsformen, beruflich und akademisch."

Ein Hindernis für Innovationsprozesse ist insbesondere der Mangel an beruflich ausgebildeten Fachkräften in der Produktion sowie in der Informationstechnologie. "Es braucht eine höhere gesellschaftliche Anerkennung und bessere finanzielle Anreize, damit sich mehr Menschen für eine Berufsausbildung in diesen Bereichen entscheiden", sagt Rammer. "Die Politik muss Maßnahmen ergreifen, um den negativen Auswirkungen des Fachkräftemangels auf die Innovationsaktivitäten der Unternehmen entgegenzuwirken. Nur so kann sie künftiges Produktivitätswachstum und damit einen höheren Wohlstand sichern."


Originalpublikation:
http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/dp/dp20009.pdf

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution857

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW), 28.02.2020
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. März 2020

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