Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → WIRTSCHAFT

REDE/498: Rösler in der Aktuellen Stunde zu Wachstum und Beschäftigung in Deutschland, 9.5.2012 (BPA)


Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
"REGIERUNGonline" - Wissen aus erster Hand

Rede des Bundesministers für Wirtschaft und Technologie, Dr. Philipp Rösler, in der Aktuellen Stunde zu Wachstum und Beschäftigung in Deutschland vor dem Deutschen Bundestag am 9. Mai 2012 in Berlin: Datum:



Herr Präsident!
Meine sehr verehrten Damen und Herren!

Diese Regierungskoalition ist und bleibt der Garant für Wachstum, Wohlstand und Stabilität in Deutschland und in Europa. Wir sorgen weiter für Wachstum. Nach Rekordzuwächsen in den letzten beiden Jahren erwarten wir trotz schwieriger Rahmenbedingungen 0,7 Prozent Wachstum für das Jahr 2012 und - noch besser - 1,6 Prozent im Jahr 2013. Wir haben die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 20 Jahren und Rekordbeschäftigung, niedrigere Sozialversicherungsbeiträge, trotzdem höhere Renten sowie höhere Löhne und volle Auftragsbücher. All das zeigt: Wir trotzen den außenwirtschaftlichen Stürmen in Europa und auf den Weltmärkten. Mit uns bleibt Deutschland robust auf Wachstumskurs.

Herr Präsident, ich darf hier einmal die OECD zitieren, die vor wenigen Tagen festgehalten hat:

"Deutschlands Wirtschaftsleistung war in den vergangenen Jahren herausragend - seine Arbeitslosigkeit niedrig und sein Wachstum solide. Viele Länder schauen auf das Rezept, das diesen Erfolg erst möglich gemacht hat ..."

Ja, wir sorgen durch starkes Wachstum für den Wohlstand der Menschen. Wir erinnern uns: Wie war es denn damals unter Rot-Grün? Damals galt Deutschland als "kranker Mann Europas".

Heute können wir stolz darauf sein, dass wir wieder Kraftzentrum und Wachstumsmotor in Europa sind. Das ist ein Verdienst der Menschen, ein Verdienst der Unternehmen, aber auch ein Verdienst der Politik dieser Regierungskoalition aus CDU, CSU und FDP.

Wenn wir bei Wachstum und Beschäftigung weiter vorangehen wollen, dann müssen wir die Weichen dafür richtig stellen. Der richtige Weg dazu ist eine konsequente Haushaltskonsolidierung; wir sind dabei schon sehr erfolgreich. Wir werden die Vorgaben des Europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts schon zwei Jahre früher als vorgegeben erfüllen. Aber damit geben wir uns nicht zufrieden. Wir kämpfen weiter für stabile Haushalte. Wir wollen die schwarze Null im Bundeshaushalt so schnell wie möglich erreichen. Damit unterscheiden wir uns von einer rot-grünen Schuldenpolitik, wie sie momentan in den Ländern betrieben wird.

Überall da, wo Rote und Grüne oder Grüne und Rote regieren, werden Schulden über Schulden gemacht, immer zulasten der nachfolgenden Generationen. Wir unterscheiden uns wohltuend von dieser Schuldenpolitik und stehen für langfristig stabile Haushaltskonsolidierung.

Gleichzeitig brauchen wir natürlich Reformen. Das beste Beispiel hierfür ist die Regelung der Zuwanderung. Dadurch lösen wir eine wesentliche Wachstumsbremse. Erstmals gibt es in Deutschland ein System der gesteuerten Zuwanderung in den ersten Arbeitsmarkt, gestaffelt nach Qualifikation und Berufsgruppen und mit deutlich abgesenkten Gehaltsschwellen. Das hilft den Menschen, die zu uns kommen und einen Arbeitsplatz suchen. Das hilft aber auch den mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmern, die Fachkräfte suchen. Diese Willkommenskultur ist ein wesentlicher Beitrag für mehr Wachstum und Beschäftigung in Deutschland und in Europa.

Meine Damen und Herren von der Opposition, gelegentlich lese ich Interviews von Ihnen zur Energiepolitik. Konstruktives ist dort nicht zu finden, sondern lediglich Ideologie. Während wir gemeinsam daran arbeiten, die Netze auszubauen, blockieren Sie da, wo Sie eigentlich Verantwortung tragen müssten, zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen. Bestes Beispiel ist das hocheffiziente Kraftwerk in Datteln. Rot-Grün verhindert dieses Kraftwerk. Neue Netze, neue Leitungen - Rot-Grün verhindert. Selbst wenn es darum geht, erneuerbare Energien durch Pumpspeicherkraftwerke zu unterstützen, blockieren Grün und Rot. All das, was Sie in der Energiepolitik betreiben, ist wenig konstruktiv und voller Ideologie. Vor allen Dingen denken Sie nicht eine einzige Sekunde an diejenigen, die all Ihre Ideen bezahlen müssen. Wir machen es anders. Wir denken auch an die 80 Millionen Menschen, an die 40 Millionen Haushalte, an die vielen Millionen Unternehmen, die all das bezahlen müssen.

Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit von Energie sind wesentlich für die Wachstumskräfte in Deutschland.

Leider tragen Sie auch wenig zur Europapolitik bei. Als überzeugter Europäer, aber auch als Wirtschaftsminister halte ich fest: 60 Prozent unserer Exporte gehen nach Europa, 40 Prozent in die Euro-Zone. Deswegen haben wir ein Interesse daran, dass Europa stabilisiert wird. Die Krise, die wir derzeit erleben, ist eine Vertrauenskrise. Deswegen müssen wir alles dafür tun, Vertrauen zurückzugewinnen.

Jedem ist doch klar: An soliden öffentlichen Finanzen führt kein Weg vorbei. Deswegen kämpfen wir für den Fiskalpakt und stellen die klare Forderung: Dieser Fiskalpakt muss schnellstmöglich ratifiziert werden, und zwar ohne jede Änderung.

Der Präsident des Europäischen Parlaments - er ist Mitglied der SPD - ist gestern bei allen Fraktionen zu Gast gewesen und hat Sie aufgefordert, mit Parteitaktik und irgendwelchen Spielchen von Parteifunktionären Schluss zu machen und ein klares Bekenntnis für ein starkes, stabiles Europa abzulegen.

Wir legen dieses Bekenntnis ab. Sie sind dieses Bekenntnis den Menschen in Deutschland und Europa bisher schuldig geblieben.

Gleiches gilt für notwendige Reformen. Es macht keinen Sinn, einfach nur Geld in die Hand zu nehmen und schuldenfinanzierte Konjunkturpakete aufzulegen. Sie brauchen zuallererst sinnvolle Reformen und vernünftige Strukturen. Wenn Sie in nicht vorhandene Strukturen Geld hineingeben, dann versickert es ohne jede Wirkung.

Deswegen müssen wir dabei bleiben: Die angefangenen Reformen müssen in allen europäischen Staaten fortgesetzt werden. Wir können nur hoffen, dass sich die Kollegen in Griechenland schnellstmöglich einigen und eine tragfähige Regierung bilden, um die notwendigen Reformen voranzubringen: Reformen auf dem Arbeitsmarkt zur Steigerung der Produktivität, Reformen in den sozialen Sicherungssystemen zur Senkung der Lohnzusatzkosten, Reformen in der Verwaltung, gegen Bürokratie, für mehr Effizienz und auch Fortschritte bei der Privatisierung. Das ist das richtige Rezept; die OECD weist zu Recht darauf hin. Wir brauchen auf der einen Seite solide Haushalte und auf der anderen Seite richtige Reformen, weil wir alle wissen, dass man Wachstum nicht kaufen kann, sondern dass man es sich durch Reformen hart erarbeiten muss. Das ist der richtige Weg für Deutschland und für Europa gleichermaßen. Darauf arbeitet diese Regierungskoalition hin.

*

Quelle:
Bulletin 45-2 vom 09.05.2012
Rede des Bundesministers für Wirtschaft und Technologie, Dr. Philipp Rösler,
in der Aktuellen Stunde zu Wachstum und Beschäftigung in Deutschland
vor dem Deutschen Bundestag am 9. Mai 2012 in Berlin
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
Dorotheenstraße 84, 10117 Berlin
Telefon: 030 18 272-0, Fax: 030 18 10 272-0
E-Mail: internetpost@bpa.bund.de
Internet: www.bundesregierung.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Mai 2012