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UNTERNEHMEN/2283: Volkswagen Konzern verbucht für 2011 Rekordergebnis (Irene Feldbauer)


Volkswagen Konzern verbucht für 2011 Rekordergebnis

Strategisches Ziel bis 2018 die Weltspitze zu übernehmen

Von Irene Feldbauer, 12. März 2012


In seinem am 12. März vorgestellten Geschäftsbericht für 2011 vermeldet der Volkswagenkonzern erneut Rekorde bei Absatz, Umsatz und Ertrag. Das Unternehmen verkaufte erstmals über 8 Mio. Fahrzeuge, erzielte mit einem Umsatz von 159,3 Mrd. Euro ein Plus von 25,6 Prozent und steigerte den operativen Gewinnzuwachs um über die Hälfte auf 11,3 Mrd. EURO. Der Bericht hebt die finanzielle Solidität und nachhaltig steigende Rentabilität hervor. Das vielfältige Modellportfolio wurde mit faszinierenden Neuheiten erneut erweitert und wachstumsstarke neue Segmente besetzt.

"Der Volkswagen Konzern hat seine Erfolgsserie in 2011 nahtlos fortgesetzt", sagte Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorsitzender des Vorstands der Volkswagen AG, bei der Vorlage der Bilanz für das Geschäftsjahr 2011. "Wir kommen auf unserem Weg an die Spitze der Automobilindustrie Stück für Stück voran". Winterkorn zeigte sich zuversichtlich, dass Volkswagen angesichts der breiten globalen Aufstellung sowie der einzigartigen Vielfalt an Marken, Fahrzeugen und Dienstleistungen alle Voraussetzungen habe, besser abzuschneiden als der Wettbewerb. "Die Strategie 2018 greift. Auf unserem Weg an die Spitze der Automobilindustrie sind wir unverändert auf einem sehr soliden Kurs unterwegs", so Winterkorn weiter.


Ausbau in den Wachstumsmärkten

Zufrieden mit der Entwicklung des Jahres 2011 zeigte sich auch Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch: "Wir haben unsere Profitabilität weiter gesteigert und die Robustheit unseres Konzerns eindrucksvoll unter Beweis gestellt." Der Volkswagen Konzern habe sich eine starke Position erarbeitet und sei Dank der finanziellen Solidität gut für die Zukunft gerüstet: "Der Ausbau unserer Produktionskapazitäten in den Wachstumsmärkten wird dazu beitragen, unsere Position auf diesen Märkten weiter zu stärken und unsere Ergebnisqualität zu steigern." Angesichts der weiterhin sehr volatilen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der damit verbundenen Unsicherheiten werde der Volkswagen Konzern den Weg der strikten Kosten- und Investitionsdisziplin konsequent fortsetzen, um die Ertragskraft und somit die Wettbewerbsfähigkeit weiter auszubauen.

Als die stärksten Triebkräfte des Wachstums werden Volumen- sowie Mix- und Preiseffekte (5,9 Mrd. EURO) angeführt. Daneben hätten sich Einsparungen von 1,1 Mrd. EURO bei den Produktkosten positiv ausgewirkt. Der negative Einfluss aus Fixkosten und Abschreibungen in Höhe von 2,6 Mrd. EURO sei im Wesentlichen auf das Konzernwachstum und auf Entwicklungskosten im Rahmen der Ausweitung des Produktportfolios des Volkswagen Konzerns zurückzuführen. Die Operative Marge verbesserte sich von 5,6 Prozent auf 7,1 Prozent.

Der Bericht verweist darauf, dass im Operativen Ergebnis des Konzerns das anteilige Operative Ergebnis der chinesischen Joint-Venture-Gesellschaften in Höhe von 2,6 (1,9) Mrd. EURO nicht enthalten ist. Diese Unternehmen werden At Equity konsolidiert und schlagen sich deshalb im Finanzergebnis nieder, das im vergangenen Jahr um 5,8 Mrd. auf 7,7 Mrd. EURO stieg.

Im Geschäftsbericht heißt es weiter: Aufgrund der sehr erfreulichen Geschäftsentwicklung schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung am 19. April 2012 eine Erhöhung der Dividende je Stammaktie auf 3,00 (2,20) EUR und je Vorzugsaktie auf 3,06 (2,26) EUR vor. Die Kapitalrendite im Konzernbereich Automobile stieg im vergangenen Jahr deutlich auf 17,7 Prozent. Sie lag damit erheblich über dem Niveau des Vorjahres und über dem eigenen Mindestverzinsungsanspruch von 9 Prozent. Im Bereich Finanzdienstleistungen stieg die Eigenkapitalrendite von 12,9 auf 14,0 Prozent. "Die Zahlen zeigen eindrucksvoll, dass wir bei anhaltender Investitionsdisziplin unsere operative Ertragskraft systematisch gesteigert haben", sagte Finanzvorstand Pötsch.


Erwerb der Porsche Holding Salzburg

Die Netto-Liquidität des Automobilbereichs blieb im Jahresvergleich mit 17,0 (Ende 2010: 18,6) Mrd. EURO weiterhin auf einem hohen Niveau. In der Veränderung enthalten sind der Erwerb der Porsche Holding Salzburg, die Erhöhung des Anteils an der MAN SE sowie die Beteiligung an der SGL Carbon SE mit in Summe rund 7 Mrd. EURO und die Steigerung der Sachinvestitionen auf rund 8 Mrd. EURO. "Wir sind finanziell gut unterwegs. Volkswagen ist mit einer soliden Netto-Liquidität in das Jahr 2012 gestartet. Dies verschafft uns weiterhin die notwendige finanzielle Flexibilität für unsere Investitionen und die Umsetzung unserer Strategie 2018", so Pötsch.

Die Investitionsquote sei lediglich leicht um 0,6 Prozentpunkte auf 5,6 Prozent gestiegen. Neben den Fertigungsstandorten investierte Volkswagen hauptsächlich in die Erweiterung der Modellpalette und die Modularisierung der Fahrzeugkonzepte. "Wir werden weiter mit Augenmaß und mit entsprechender Kostendisziplin in unser zukunftsweisendes Produktportfolio investieren", betonte Pötsch.


Marken und Geschäftsfelder

Trotz schwieriger Bedingungen auf volatilen Märkten habe der Volkswagen Konzern im vergangenen Geschäftsjahr die Marktentwicklung deutlich übertreffen und in allen wichtigen Regionen zulegen können, heißt es im Geschäftsbericht. Die Auslieferungen des Volkswagen Konzerns kletterten um 14,7 Prozent auf 8,3 Mio. Fahrzeuge - erstmals wurde damit die Marke von acht Mio. Fahrzeugen übertroffen. Der weltweite Marktanteil des Volkswagen Konzerns im Pkw-Geschäft stieg von 11,3 auf 12,3 Prozent. Alle Marken des Volkswagen Konzerns erzielten im vergangenen Jahr ein klares Plus und entwickelten sich in den meisten Fällen besser als der Markt.


Weltweit 13,1 Prozent mehr Pkw ausgeliefert

Die Marke Volkswagen Pkw ist und bleibt dabei eine starke Zugmaschine. Die Marke lieferte im Jahr 2011 mit 5,1 Mio. Autos erstmals mehr als fünf Mio. Fahrzeuge an Kunden aus, der Vorjahreswert wurde damit um 13,1 Prozent übertroffen. Das Operative Ergebnis der Marke stieg um 74,7 Prozent auf 3,8 Mrd. EURO. Neben dem Verkaufsplus trugen dazu vor allem Mixverbesserungen und Einsparungen bei den Materialkosten bei.


Erfolge von Audi, Skoda, Seat, Bentley

Auf der Überholspur blieb Audi. Mit 1,3 Mio. Auslieferungen war 2011 das erfolgreichste Jahr in der Firmengeschichte. Höchstwerte gab es auch bei der Profitabilität. Das Operative Ergebnis stieg gegenüber 2010 um 60,1 Prozent auf 5,3 Mrd. EURO. Neben dem besseren Modell- und Ländermix sowie dem höheren Fahrzeugabsatz profitierte Audi von kontinuierlichen Produktivitäts- und Prozessverbesserungen.

Auch der tschechische Hersteller SKODA erzielte im Jahr 2011 neue Spitzenwerte. Die Auslieferungen stiegen um 15,3 Prozent auf 879.000 Fahrzeuge. Deutliche Zuwächse verzeichnete die Marke vor allem auf den Märkten in Russland, Indien und China. Das Operative Ergebnis wuchs um 66,1 Prozent auf 743 Mio. EURO.

Für SEAT ging es 2011 ebenfalls weiter aufwärts. Die Auslieferungen an Kunden der spanischen Marke übertrafen mit 350.000 Fahrzeugen den Wert des Vorjahres um 3,1 Prozent. Das Operative Ergebnis konnte dank gestiegener Vertriebsleistungen und optimierter Materialkosten um 86 Mio. EURO auf -225 Mio. EURO deutlich verbessert werden.

Im Luxussegment stiegen die Auslieferungen bei der Marke Bentley um 36,9 Prozent auf 7.003 Fahrzeuge. Mit einem Operativen Ergebnis von 8 (-245) Mio. EURO kehrte die britische Marke in die Gewinnzone zurück. Positiv wirkten sich das höhere Volumen und Mixverbesserungen aus.


Scania und MAN

Auch für Volkswagen Nutzfahrzeuge wird 2011 als ein erfolgreiches Jahr ausgewiesen. Die Auslieferungen kletterten um 21,4 Prozent auf 529.000 Einheiten. Das Operative Ergebnis verbesserte sich um 217 Mio. EURO auf 449 Mio. EURO. Ausschlaggebend dafür waren neben höheren Verkäufen auch gesunkene Materialkosten.

Der schwedische Nutzfahrzeugkonzern Scania steigerte seine Auslieferungen um 25,7 Prozent auf 80.100 Lastwagen und Busse. Das Operative Ergebnis stieg um 2,3 Prozent auf 1,4 Mrd. EURO.

Das Nutzfahrzeug-, Motoren- und Maschinenbauunternehmen MAN, an dem Volkswagen zum 31. Dezember eine Beteiligung von 59,58 Prozent der Stimmrechte und 57,33 Prozent der Kapitalanteile hielt, lieferte im Berichtszeitraum November bis Dezember 24.750 Lkw und Busse aus und erzielte ein Operatives Ergebnis von 193 Mio. EURO.

Die Volkswagen Finanzdienstleistungen erwirtschafteten 2011 ein Operatives Ergebnis in Höhe von 1,2 Mrd. EURO nach 932 Mio. EURO im Vorjahr und waren damit erneut ein wichtiger Treiber des Konzernerfolgs. Weltweit schloss der Bereich 3,1 Mio. neue Finanzierungs-, Leasing- und Versicherungsverträge ab, das waren 16,2 Prozent mehr als im Vorjahr.


Strategie und Ausblick

"Unser Erfolg steht auf einem soliden und vor allem breiten Fundament", sagte Prof. Winterkorn. Beim Volumenwachstum ist das Ziel von zehn Millionen Fahrzeugen in Sichtweite gerückt, der Weltmarktanteil wuchs seit dem Jahr 2007 um 2,7 Prozentpunkte und die Umsatzrendite vor Steuern stieg von 6,0 Prozent im Jahr 2007 auf 11,9 Prozent im vergangenen Jahr. Ohne den Sondereffekt aus der Neubewertung der Put-/Call-Rechte bezüglich der Porsche Zwischenholding GmbH würde der Wert bei 7,8 Prozent für 2011 liegen. Die langfristige Zielmarke ist eine Umsatzrendite von mindestens 8 Prozent. "Wir wollen Volkswagen zum ökologischsten Autobauer der Welt machen", sagte Winterkorn. Um dieses Ziel zu erreichen, habe der Konzern den Startschuss für einen grundlegenden ökologischen Umbau gegeben, so Winterkorn. Bis 2015 soll die europäische Neuwagenflotte des Konzerns erstmals weniger als 120 Gramm CO2 pro Kilometer emittieren. Dazu soll jede Fahrzeuggeneration im Schnitt um 10 bis 15 Prozent effizienter und Effizienztechnologien wie Start-Stopp serienmäßig in alle neuen Modelle gebracht werden. Die Produktion in den 94 Konzernwerken soll bis 2018 um 25 Prozent umweltfreundlicher gestaltet werden, unter anderem mit Investitionen von 600 Mio. EURO in regenerative Energien. Dazu Winterkorn: "Wir wollen und werden den Volkswagen Konzern zum Leuchtturm der Automobilindustrie machen."


VW bleibt verhalten optimistisch

Auf dem Weg dahin zeigte sich der Konzern für das Jahr 2012 - trotz aller konjunkturellen Unwägbarkeiten - verhalten optimistisch. Der Volkswagen Konzern steigerte seine weltweiten Auslieferungen in den ersten zwei Monaten um 7,7 Prozent und übergab rund 1,3 Mio. Fahrzeuge (ohne MAN und Scania) an Kunden. Auch in die kommenden Monate könne der Volkswagen Konzern mit Selbstvertrauen gehen. "Vor allem, weil wir im laufenden Jahr konzernweit wieder mehr als 40 zusätzliche neue Modelle, Nachfolger und Produktaufwertungen auf die Straße bringen", sagte Winterkorn. Darunter so wichtige Neuheiten wie den Audi A3 und den Golf. "Wir rechnen deshalb damit, unsere Auslieferungen an Kunden gegenüber dem Vorjahr zu steigern", fügte Winterkorn hinzu. Die mit der Erneuerung der Produktpalette einhergehenden Anläufe volumenstarker Modelle und die notwendige Umrüstung der Anlagen auf den Modularen Querbaukasten werden das Jahr 2012 prägen.


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Quelle:
© 2012 by Irene Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. März 2012